Highasakite – Camp Echo
Review 12. Juni 2016 Michael Arens
Highasakite – Camp Echo (Propeller Recordings/H’Art)
Highasakite aus Schweden legen mit dem kräftigen, hämmernden und aufwühlenden „Camp Echo“, benannt nach einem der Gefangenenlager in Guantanamo Bay, Kuba, ihr neues, zweites Album vor.
Bereits das Erstlingswerk „Silent Treatment“ (der SOUL TRAIN berichtete) sparte nicht mit sozialkritischen Themen und der gleichzeitigen Verbreitung von elektronisch getriebenen Zeitgeist-Sounds, die sich frei pendelnd zwischen Club-Attitüde, dem Zorn der EBM (Electronic Body Music) und dem Anspruch von unabhängiger Rock- und Pop-Sichtweise bewegten und immer wieder von der intensiven Stimme der charismatischen Frontfrau Helene Håvik lebten.
Gleiches trifft auch auf das vielschichtige neue Werk zu: „Camp Echo“ bedient zugleich ein halbes Dutzend Musikwelten ohne dabei seinen eigenen, auch mal aggressiven oder doch zumindest mit äußerstem Nachdruck begangenen Weg zu beschreiten – die Leidenschaft platzt Highasakite förmlich aus allen Noten, Akkorden und Nähten, weswegen gerade der Gesang von Frau Håvik immer wieder Hymnenhafte Züge annimmt – magisch.
Kåre Christoffer Vestrheim war wie schon bei „Silent Treatment“ Produzent des komplexen Albums, welches keine Gefangenen macht und mit jedem Track neu überrascht und den Wendungen eine herrlich schräge Unvorhersehbarkeit gibt, die sich gewaschen hat: Neben der erwähnten rückbesinnenden EBM-Attitüde finden sich hier unter anderem Elemente aus Singer/Songwriter, Folk, Electronica 3.0, House, Pop, Rock, Soul und sogar Jazz oder Hip Hop – schone, neue, verrückte Welt.
Sängerin Helene Håvik, Schlagzeuger Trond Bersu, Gitarrist Kristoffer Lo sowie und last but not least Øystein Skar und Marte Eberson (Keyboard) alias Highasakite gelingt mit „Camp Echo“, welches übrigens auch auf Vinyl erhältlich ist, ein würdiger Nachfolger zum intensiven und immens erfolgreichen „Silent Treatment“ und wird hoffentlich dafür sorgen, dass die Band diese Taktung kongenialer Albumergüsse bis in die Unendlichkeit fortführt.
© Oliver Gross
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