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Con Brio – Musik ist Leben – der Geist des Kollektivs Con Brio – Musik ist Leben – der Geist des Kollektivs
Aktuelles Album: Con Brio – Paradise (Con Brio/V2 Records/H’ART) Die im SOUL TRAIN immer wieder thematisierte Bay Area, zwischen den kalifornischen Metropolen San Francisco... Con Brio – Musik ist Leben – der Geist des Kollektivs

Aktuelles Album: Con Brio – Paradise (Con Brio/V2 Records/H’ART)

Die im SOUL TRAIN immer wieder thematisierte Bay Area, zwischen den kalifornischen Metropolen San Francisco und Oakland gelegen, ist auch die Heimat der Con Brio-Formation, die sich die tatsächlich gelebte Fusion aus dem Besten aus Jazz, Latin, Soul, Pop aber auch aus Rock auf die Fahne geschrieben hat – Lage für Lage und auch nicht und mit dem besten Willen irgendwie zu entflechten.

ST16_265_I_CONBRIO-1_2707Bestehend aus Frontmann, Sänger und Mastermind Ziek McCarter, Schlagzeuger Andrew Laubacher, Bassist Jonathan Kirchner, Gitarrist Benjamin Andrews, Keyboarder Patrick Glynn, Saxofonist Marcus Stephens sowie Trompeter Brendan Liu und den Sängerinnen Kelly McFarling und Lady Chi sieht sich die Band als multikulturelles Gesamtkunstwerk, was typisch ist für die Musik jener Bay Area – gemeinsam ist man halt im übertragenen Sinne als auch tatsächlich stark.

„Paradise“ lautet der Titel ihres Debütalbums, welches, auch das ein Indiz für die Vielschichtigkeit des Werkes, von keinem Geringeren als dem Brasilianer Mario Caldato Jr., der unter anderem Legenden wie die Beastie Boys oder die introvertierten Pop-Kreationen eines Beck, eines Jack Johnson aber auch den Brasil-Vibe eines Seu Jorge oder die Latin-Verspieltheit eines Willie Bobo hinter den Reglern organisierte und orchestrierte, produziert wurde.

Dass einige von Con Brio-Frontmann Ziek McCarters größten Inspirationen ganz folgerichtig und nicht wirklich verwunderlich Sly & The Family Stone, Marvin Gaye und Curtis Mayfield sowie, um es etwas zeitgeistlicher werden zu lassen, Janelle Monáe oder Kendrick Lamar, aber eben auch Queen oder Pink Floyd  (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle vorab genannten, auch jene aus dem vorherigen Absatz) sind, macht also durchaus Sinn, kommt doch das Debütalbum „Paradise“ (übrigens auch auf schwarzem Gold – Vinyl – erhältlich) inklusive traumhaft schönem Artwork mit seinem Dutzend Songs gleich vom ersten, energetisch-aufgeladenen Song an zur Sache und setzt unglaublich lebendige Energien frei: auf musikalischer Ebene, auf Gesangsebene aber auch in der Seele des Projektes, deren Musik bis in die Haarspitzen vibriert, verwundert und vielleicht sogar polarisiert: „Paradise“ ist ein kleines Wunderwerk an erdiger, zeitgenössischer Black Music mit Message.

Con Brio-Kopf Ziek McCarter, der auch alle Songs des Albums in Eigenregie schrieb, war so frei und stellte sich den exklusiven Fragen des SOUL TRAIN mit einer großen, eigenen, gelebten Affinität zum Con Brio-Erstlingswerk „Paradise“ und zeigt sich als tiefschürfende, nachdenkliche aber unbedingt lebensbejahende Figur zwischen Musik, Philosophie und dem Anspruch der eigenen künstlerischen Kreation, gleichzeitig unterhalten zu wollen…

ST16_265_I_CONBRIO-2_2707Michael Arens: „Euer erstes Album „Paradise“ spricht regelrecht zu mir. Es ist unglaublich vielschichtig, hat Einflüsse aus klassischem Jazz, aus Fusion, aus lateinamerikanischen Rhythmen sowie starke Verbindungen zu Soul und Funk, zu Pop und immer wieder zu Rock – eine regelrecht brisante, heißblütige, virtuose Mischung…“

Ziek McCarter (Con Brio): „Ich fühle mich geehrt, mit einem großartigen Team wie unserem ein Album wie dieses kreiert zu haben! Es ist mir ebenfalls eine Ehre, dass das Album zu dir spricht und dass es voller Energie ist, und dass Du es genießt. Es ist vermutlich eines der speziellsten Dinge, die ich und vermutlich wir alle von Con Brio jemals künstlerisch kreiert haben. Die Reise durch das „Paradise“, das „Paradies“, hindurch, war in seiner Gänze eine absolut unglaubliche. Vor etwa einem Jahr brachte unserer ehemaliger Keyboarder Micah Dubreuil einen Song mit zu den Proben, der sofort etwas in mir ausgelöst hat. Es war etwa zu der Zeit des Black Lives Matter-Movements hier in Oakland, wo ich lebe, wo die Straßen regelmäßig für die Proteste geschlossen werden mussten. Es gab so viel Schmerz in meiner Brust, zum einen, da ich von der Polizei-Brutalität sehr getroffen wurde und mich dadurch verbunden zum Rest der Welt fühlte wie niemals zuvor. Als wir also während dieser Probe diesen Song spielten fing ich an „Come with me to Paradise“ zu singen und konnte nicht mehr aufhören, wie in Trance. Ich trug dazu mein Lieblings-T-Shirt mit einem psychedelischen Muster namens „Birds of Paradise“, benannt nach einer Pflanze, die bestens im südlichen Kalifornien blüht und nach der wir auch unsere Welttournee benannt haben, das hatte also alles einen Einfluss. (lacht) Aber meine Mitte fand ihre Heilung mit diesem Mantra, denn es lehrte mich, Vertrauen in den Frieden zu haben, in die Liebe, in die Glückseeligkeit, und das zu einer Zeit, wo all das schwer zu finden war. Das alles hat meinem Geist, meinem Antrieb etwas gegeben, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen und danach zu streben, und genau das brauchte ich, um das Konzept für das neue Album herauszukristallisieren. Dieser eine Songs wuchs und wuchs und wurde schließlich der allererste Song des neuen Albums „Paradise“!“

Michael Arens: „Soviel zu den politischen Inspirationen. Da ihr ja nun aber eine überaus lebhafte, stark besetzte Band seid, sind da doch sicher auch andere Dinge, die eine Rolle spielten in der offenkundig achtsamen Entstehung des Albums…“

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Aktuelles Album: Con Brio – Paradise (Con Brio/V2 Records/H’ART)

Ziek McCarter (Con Brio): „Eine Menge dieser ganzen Inspiration ist sehr privat und ich habe all das bisher privat gehalten. Ich wollte, dass dieser kreative Prozess organisch wächst zwischen uns, aber tief in mir drin wusste ich, dass dies genau die Plattform sein wird, einige der schmerzhaftesten Themen, die ich erleben und bezeugen musste, zu verarbeiten, und schließlich natürlich auch darüber zu reden. Micah und ich schrieben unaufhörlich am neuen Album und tourten gleichzeitig, so dass eine Menge Songs vom Album direkt auch live gespielt wurden. Das ging so etwa ein Jahr bis wir endlich damit ins Studio gingen, um sie aufzunehmen. Das war alles wichtig, da es uns ein besseres Gefühl und erst den richtigen Antrieb gab, zu den Songs eine Beziehung aufzubauen. Als dann der Dezember 2015 kam und wir schließlich und endlich Mario (Mario Caldato Jr., Anm. d. Verf.) als Produzenten mit an Bord holen konnten, buchten wir zehn Tage in einem Studio, um all das raus zu lassen. Gleichzeitig ließ uns Micah wissen, dass sein Leben ihn in andere Richtungen ruft und er die Band verlassen müsse. Wir haben schnell Ersatz gefunden, Patrick Glynn, der sich sofort sehr gut eingefunden hat und direkt eine neue Energie mitbrachte, die sich dann als ziemlich wichtig für die Band erwies – besonders der Song „Paradise Outro“ macht das deutlich. Ich sagte ihm, dass ich möchte, dass dieser Song alles aus dem Album zusammenfasst und sozusagen beispielhaft dafür steht, und er hat all das tatsächlich auf einen neuen Level gebracht. Wie auch immer, genau wie Rom wurde auch „Paradise“ nicht an einem Tag errichtet…“

Michael Arens: „Du hast ihn bereits erwähnt: Mario Caldato Jr. Erzähl‘ mir mehr!“

Ziek McCarter (Con Brio): „Mario C! Seine Präsenz war ein so unglaublich zentraler Punkt, unsere kollektive Stimme neu zu definieren. Da wir bei Con Brio alle eine Stimme haben, verrennen wir uns manchmal auch in eine Situation, in der zu viele Köche den Brei verderben. Aber mit Mario C haben wir einfach all unsere Zutaten angeschleppt und er hat als Chefkoch alles perfekt aufeinander abgestimmt, eben ganz wie ein echter Koch. Er hat uns regelrecht erzogen, immerhin produziert er ja schon seit den Achtziger Jahren Hits! Die Texte und die Musik selbst waren allerdings auch schon fast komplett fertig, bevor wir ins Studio gingen, um sie aufzunehmen. Aber die Art und Weise, wie die Songs das Album-Konzept erst so richtig zum scheinen brachten, kam erst im Studio zusammen. Unsere Chemie untereinander hielt uns in einem Masse zusammen, die ich noch nie vorher erlebt hatte. Der Geist von „Paradise“ reflektiert, was entstehen kann, wenn der Geist tatsächlich und wahrhaftig frei ist!“

Michael Arens: „Ich muss einfach die Bay Area, San Francisco und besonders natürlich Oakland ansprechen, die Gegend, aus der ihr, Con Brio, stammt. Als alteingesessener Soul-Fan kommt da natürlich sofort die Assoziation zu Tower Of Power (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder, Anm. d. Verf.), an dessen Sound ihr mich hier und da sogar erinnert…“

ST16_265_I_CONBRIO-1_2707Ziek McCarter (Con Brio): „Wir sind eine Band, die sich aus unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen zusammensetzt, multikulturell, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses multikulturelle setzt sich aus einer unglaublichen Vielzahl an unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen zusammen, die länger ist, als es dieses Interview vertragen würde. (lacht) Aber: Wir leben alle über sechs Jahre in der Bay Area und sind damit verbunden zu dieser intensiven und reichen, musikalischen Vergangenheit und der Präsenz derselben, was uns allen sehr dabei geholfen hat, unsere Ohren darauf einzuschießen, Musik zu machen, welche die Seele beeinflusst. Sly & The Family Stone beispielsweise waren eine große Lernerfahrung für mich. Ich war sofort süchtig nach ihrem Sound. Funk, Rock, Gospel, klare Melodien und Rhythmen welche durch die unterschiedlichsten Kulturen der beteiligten Musiker justiert werden – das hat mir wirklich gezeigt, wie stark Musik kulturell sein kann. Ihre Message haben sie stets mit diversen Lagen aus spielerischer Energie gekoppelt, was wiederum eine wichtige Rolle in meiner eigenen Beziehung zu Musik überhaupt spielte und dies nun natürlich auch auf die Art und Weise tut, wie ich Musik mache und sie herüberbringe…“

Michael Arens: „Aber auch die Stimmen spielen eine wichtige Rolle im Con Brio-Sound und damit auch im Sound eures ersten gemeinsamen Albums „Paradise“!“

Ziek McCarter (Con Brio): „Ich fühle mich geehrt und persönlich geschmeichelt, dass Du das bemerkst, denn ich selbst habe die Stimmen genau dort platziert. Ich bin ein großer Fan von Harmonien und habe versucht, verschiedene Persönlichkeiten und Charaktere mit meiner Stimme und den Backgroundstimmen einzufangen. Wir fühlten uns alle sehr geschmeichelt, dass Lady Chi und Kelly McFarling (alias „The Brio Belle’s“) unser Album mit ihren reichhaltigen Harmonien beschenkten. Sie waren definitiv das Sahnehäubchen, wenn es um die Gesangstechnischen Qualitäten des Albums ging!“

Michael Arens: „Für diejenigen unter den SOUL TRAIN-Lesern die keine konsequente Musik-Ausbildung genossen haben: Was bedeutet eigentlich „Con Brio“?“

Ziek McCarter (Con Brio): „“Con Brio“ bedeutet „with spirit“ (in etwa „mit Geist“, bzw. „Geistreich“, Anm. d. Verf.). Es ist eine musikalische Richtung in welcher klassisch ausgebildeten Musikern eine bestimmte Art angezeigt wird, in welcher eine bestimmte Sektion der Musik gespielt werden soll; vom Studio auf die Bühne, sozusagen. Es ist die Art, wie wir unsere Musik machen und rüberbringen und unser Leben leben. Wir wollen Musik machen von und für den Geist, die Seele!“

Michael Arens: „Lassen wir die Musik für einen Moment mal Musik sein und kommen wir auf das umwerfende, außergewöhnliche und der Musik erstaunlich angemessene Album-Artwork von Thailan When und Logan Mills Waters zu sprechen…“

ST16_265_I_CONBRIO-2_2707Ziek McCarter (Con Brio): „Ja, Thailan hat einen so wunderbaren Job gemacht mit diesem Album! Wir sahen ihre Arbeiten auf ihrer Website und fühlten uns augenblicklich zu dieser Kunst, gerade auch als Artwork für unser Album, hingezogen. Wir glauben, dass es wichtig ist, die Dinge, die wir machen, untereinander zu synchronisieren. Wir fühlen, dass wir das soweit auch geschafft haben, mit der Art, wie das Album und das Artwork fließen, und sogar in Bezug auf unser Tour-Programm. Die Chemie zwischen allen beteiligten kann sehr wichtig für das Publikum sein, denn dadurch kann es der Kunst folgen und vertrauen. Diese Art von Zusammenarbeit und deren Ergebnisse können aber sicher variieren, je nachdem, welche Art Künstler man ist. Persönlich finde ich an einem Cover-Artwork wichtig, dass es eine Bedeutung hat, eine Absicht und/oder natürlich eine gewisse Schönheit, sodass es die Arbeit als Ganzes repräsentiert. Das macht ja auch eine Band, überhaupt alles kulturelle aus: eine kollektive Vision, eine Message und eine gemeinsame Chemie. Am meisten natürlich die eigene Musik – unsere Musik.“

Michael Arens: „Bei soviel Hintergrundinfos zu „Paradise“ und derart tiefschürfenden Gedanken, die Du und alle anderen sich für das Album gemacht haben, was ist da dein persönliches Fazit zu eurem ersten Album, aber auch zu Con Brio selbst?“

Ziek McCarter (Con Brio): „Musik bedeutet für uns Leben! Und so verfolgen wir das Thema auch. Die Harmonien des Lebens zu finden und einzufangen um damit unser Erleben damit in unbekannte Höhen zu tragen, das ist Con Brio!“

© Michael Arens

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