soultrain online.de - Soul, Funk, Jazz & Urban Grooves
Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #34 Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #34
Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #34

Cherry Red Records/Rough Trade: Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!

Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

CherryRedRecordsRoughTrade-LogoSMALLDas britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre neu und teils erstmalig auf CD heraus.

Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

 

FOLGE 34: Isaac, Esther, Lalo & Brook: Brick Mass Production

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-01_0707Ganz sicher gehört Isaac Hayes zu den Top 10 der am meisten genannten Querverweise und der am meisten besprochenen Soul-Künstler im SOUL TRAIN überhaupt.

1988 war ein, genau wie das Jahrzehnt überhaupt, nicht immer glattlaufendes Jahr für das schönste Musikgenre der Welt – Soul. „Love Attack“ lautete in dem Jahr das Album von eben jenem Isaac Hayes, welches nun als „Expanded Edition“ über Soulmusic.com Records (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) der britischen Soul-Ikone-David Nathan (der SOUL TRAIN berichtete) das erneute Licht der Welt erblickt.

Gleich fünf Bonus Tracks, darunter alleine vier Versionen der „Showdown“-Single, etablieren die Reissue als Album mit Nachdruck, auch, wenn es, soviel Ehrlichkeit muss sein, sicher bessere Longplayer von Isaac Hays gab.

Die mehr als ausführlichen Liner Notes von keinem geringeren als Charles Waring (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) schreiben en detail die Entstehungsgeschichte des Albums nach, doch natürlich lässt sich auch die Musik hören, die seinerzeit von Hayes selbst produziert wurde und musikalisch von einer echten Creme de la Creme des Soul-Genres bespielt wurde: Namen wie Jerry Butler oder Yasmin Jones (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete) sind nur zwei der Mitstreiter der „Love Attack“-Momentaufnahme.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-02_0707Neben dem übergroßen Isaac Hayes kann man Brook Benton (der SOUL TRAIN berichtete zigfach) wohl schon fast als eine Art Geheimtip des Soul titulieren: Brook Bentons einzigartige Stimme und die zwischen Blues, Country und Soul gelagerte Verwendung derselben alleine gaben Brook Benton ein Alleinstellungsmerkmal, welches seine Alben bis in die Gegenwart zu ganz besonderen Black Music-Stilblüten macht – eine Stimme wie Brook Bentons war und ist einzigartig.

Unter dem Banner der „Two Original Classic Soul Albums On One CD“-Reihe von Soulmusic.com Records/Cherry Red Records/Rough Trade erscheinen nun zwei Brook Benton-Sets der frühen Siebziger Jahre aufs neue: „Home Style“ aus dem Jahre 1970 sowie „Story Teller“ aus dem Folgejahr 1971.

Die insgesamt 21 Songs der Reissue kommen inklusive einem nicht mal zwei Minuten langen Bonus Track namens „A Black Child Can’t Smile“ sowie mit einem ausführlichen Klappentext von Clive Richardson, der einen noch näher an die vielschichtige Stimme und doppelbödige Intonierung des großartigen Brook Benton heranrückt – Brüller.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-03_0707„Always And Forever: Love Songs And Smooth Grooves“ lautet der vollständige Titel der neuesten Kompilation der im SOUL TRAIN hochverehrten Heatwave-Formation, erschienen über die BBR Loveline/Cherry Red Records-Schiene und vertrieben, wie immer, über Rough Trade.

Insgesamt 17 Songs lang wird hier das legendäre Schaffen der Band mit dem wunderbaren Falsett-Gesang zelebriert: Hits wie das Namensgebende „Alyways And Forever“, „Mind Blowing Decisions“ oder „Where Did I Go Wrong“ sind ebenso dabei wie schmachtende Kleinode wie „All You Do Is Dial“, einer der besseren Songs von Heatwave überhaupt.

Schade eigentlich, dass einer der größten Hits der Formation, das wunderbare „Posin‘ Til Closin'“ sowie das traumhaft schöne „Dreamin‘ You“ vom „Candles“-Album nicht mit dabei sind, aber wo macht man Halt bei einer Band, deren Karriere ein rundes Jahrzehnt abdeckt und die mit regelmäßigen, qualitativ stets sehr hoch angesetzten Alben überzeugte?!

Liner Notes von SOUL TRAIN-„Dauergast“ Christian John Wikane sowie alle notwendigen Credits zu den dargebotenen 17 Album-Songs von „Always And Forever: Love Songs And Smooth Grooves“ von Heatwave runden das gelungene Bild des Albums ab und machen die Kompilation zu einem ersten kleinen Höhepunkt der heutigen, neuen, 34. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-04_0707Mass Production (der SOUL TRAIN berichtete) war eine der unzähligen, leider nur mittelprächtig erfolgreichen Soul- und Funk-Formationen der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre.

Die abendfüllenden Alben „In The Purest Form“ (1979) sowie „Masterpiece“ (gab es überhaupt jemals eine US-Soul-Band, die KEINES ihrer Alben „Masterpiece“ nannte?!) aus dem Jahre 1982 erscheinen nun genau wie die Brook Benton-Neuauflagen im Zuge der „Two Original Classic Soul Albums On One CD“-Reihe von Soulmusic.com Records/Cherry Red Records/Rough Trade erneut und wurden mit Liner Notes von Kevin L. Goins (der SOUL TRAIN berichtete) und mit insgesamt sagenhaften 28 Tracks bestückt.

Die zwei „In The Purest Form“/“Masterpiece“-Silberlinge der Monster-Veröffentlichung teilen sich wie folgt auf: CD1 beinhaltet neben den acht Original-„In The Purest Form“-Tracks sieben Bonus Tracks, CD2 beinhaltet „nur“ vier Bonus Tracks sowie die neun Original „Masterpiece“-Songs – eigentlich gibt es da nichts mehr zu wollen, obgleich man der Musik eine gewisse Unentschlossenheit in seiner eigenen stilistischen Ausrichtung zwischen Soul, Discosoul bzw. Boogie, Ansätzen aus P-Funk und selbstgesäter Pop-Schwülstigkeit nicht absprechen kann. So oder so: Mass Production gibt mit der Neuauflage von „In The Purest Form“ und „Masterpice“ klar einen weiteren Favoriten der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-05_0707Stilistisch sehr ähnlich war dem Mass Production-Sound die Brick-Formation (ebenfalls gern gesehene „Gäste“ im SOUL TRAIN), der nun über Robinsongs (Vertrieb: Cherry Red Records/Rough Trade) im Rahmen der „2 Classics Albums“-Reihe ein kleines Denkmal gesetzt wird: „Good High“ aus dem Jahre 1976 sowie „Brick“ aus dem Folgejahr 1977  wurden auf gleich zwei CDs insgesamt vier Bonus Tracks hinten angestellt, welche die Verliebtheit der Formation auch mit instrumentaler Formgebung bebildern – wunderbar, dieser Brick-Sound, dem klassischen Disco-Burner „Dazz“ inklusive.

Kein Geringerer als Ralph Tee, Mastermind der britischen Soul-Schmiede Expansion Records (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder) verfasste den Klappentext zur Alben-Neuauflage und machte die Wiederbelebung so zu einem weiteren Highlight der heutigen SOUL TRAIN- Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-06_0707Esther Phillips gehört ebenfalls zu einer festen Größe im SOUL TRAIN, insbesondere dieser ehrenwerten Kolumne. 1976 erschien eines ihrer eklektischsten Alben überhaupt, das dahingleitende, fast peitschende, zugleich poetische „Capricorn Princess“.

Veröffentlicht über Soulmusic.com Records und selbstverständlich vertrieben und vermarktet über Cherry Red Records/Rough Trade stellt das Album auch in der Neubelebung inklusive zwei Bonus Tracks und Detailverliebten Liner Notes von A. Scott Galloway (der SOUL TRAIN berichtete) eines sehr nachdrücklich klar: Die Musik aus Soul, Jazz, Blues der Esther Phillips baut sich um ihre eindrückliche Stimme herum und komplimentiert nur die hohe Wiederkennbarkeit des Phillipschen Organs, das in der Rock, Pop- und Soulgeschichte seinesgleichen sucht.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-07_0707Um Stimmen geht es sehr freilich auch bei Anita Kerr – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Anita Kerr in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, insbesondere als The Anita Kerr Quartett, deren Musik nun mit der Kompilation „We Dig Anita – The Oohs And Aahs Of The Nashville Sound“ aus dem Hause Èl Records/Cherry Red Records/Rough Trade ein kleines Denkmal gesetzt wird.

Die insgesamt 33 (!) Songs des Albums sind durchweg Versionen und Varianten oder doch zumindest Kleinode der großen Ära eben jenes auch in Nashville gelagerten Sounds zwischen Crooner und Jazz, zwischen Rock’n’Roll und Surf, zwischen Country und Soul, zwischen Eleganz und Doo Wop, zwischen Honky Tonk und Schmalz, die durch, für oder mit Anitas Kerrs Beteiligung entstanden, Namen wie, um nur einige wenige zu nennen, Roy Orbison, Johnny Cash, Eddy Arnold, Burl Ives, Patsy Cline oder Chet Atkins (allesamt immer wieder thematisiert im SOUL TRAIN) inklusive.

Die etwas vollständigere Geschichte zur Musik von „We Dig Anita – The Oohs And Aahs Of The Nashville Sound“ gibt es freilich und ganz typisch für Èl Records im prallen, mitgelieferten Booklet, welches absolut keine Wünsche offen lässt.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-08_0707Diesem Sound gar nicht so weit entsprungen ist die Musik von „Happy Sounds Forever“, einer Èl Records-Kompilation (Vertrieb: Cherry Red Records/Rough Trade), die sich auf die Musik von Bert Kaempfert und James Last (der SOUL TRAIN berichtet unzählige male über beide) konzentriert, und das immerhin ganze 27 Songs lang.

Bevor James Last mit jenem so genannten Happy Sound in und ab den späteren Jahren zum Schatten seiner selbst wurde, bekannte sich die Musik des Herrn Last zu einer größeren, gelebteren Authentizität, die auch in amerikanischen Querverweisen bestens funktionierte und an Pop, Rock und Jazz ebenso anstieß wie an Soul, an Instrumentale Musik und nicht zuletzt immer wieder an Filmmusik, weswegen einige der Songs dieses Albums durchaus auch Filmmusiken sind; das mehr als üppige und überaus aufschlussreiche Booklet klären im Detail auf.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-09_0707Um Filmmusik geht es auch bei der Alben-Neuauflage von „Black Widow“ (1976) sowie „Towering Toccata“ (1977) mit Musik aus der Feder keines Geringeren als Lalo Schifrin, eine der ganz großen Ikonen amerikanischer Filmmusikgeschichte – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male.

„Towering Toccata“ ist dabei eigentlich eine Art Kompilation größerer und kleinerer Lalo Schifrin-Themen, darunter die Hauptmusikthemen zum Thriller „Rollercoaster“, zum Filmklassiker „The Eagle Has Landed“ oder sogar die Lalo Schifrin-Interpretation des großen John Barry-Filmthemas zum gleichnamigen 1977er „King Kong“-Filmdesaster (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über den großen, unvergleichlichen John Barry).

Charles Waring klärt die genaue Sachlage im mitgelieferten Booklet und macht aus den insgesamt 16 Songs der „2 Classic Albums On 1 CD“-Reihe aus dem Hause Robinsongs (Vertrieb Cherry Red Records/Rough Trade) ein weiteres, cooles Highlight der heutigen, neuen, 34. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-10_0707Verweilen wir noch etwas länger im Soundtrack-Bereich. Bernard Herrmann war nicht nur der Stammkomponist der populärsten und kreativsten Phase von Regie-Genie Alfred Hitchcock (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über das Traumduo Hitchcock/Herrmann), er verstand es auch wie kein zweiter, seine Musik nicht nur zur Untermahlung und Untermauerung der Handlung zu sehen, sondern das Filmgefühl als eigenständiges Element in eine eigene Welt zu versetzen.

„The Fantasy Film World Of Bernard Herrmann (Èl Records/Cherry Red Records/Rough Trade) arbeitet genau diesen Effekt nachdrücklich heraus und auf und bereitet 31 Titel lang immensen Spaß. Musik aus legendären Filmjuwelen wie „The Day The Earth Stood Still“ (1959) oder „Journey To The Center Of The Earth“ (1959) sind dabei nur einige der Stilblüten, die das gemeinsam mit einem dicken, informativen Booklet versüßen.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-11_0707Themenwechsel: The Valentines (der SOUL TRAIN berichtete) war eine australische Pop- und Rockband, die in der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ihre Sturm- und Drangzeit hatten und deren Musik, wen wundert’s, jener der damals alles beherrschenden Rolling Stones und der Beatles (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über beide) oder doch zumindest einer Schnittmenge beider, nicht unähnlich war.

„The Sound Of The Valentines“ (RPM International/Cherry Red Records/Rough Trade) zeichnet die Karriere der Band aus Down Under nach und widmet sich dabei unausweichlich auch dem Frontmann Bon Scott, welcher später als Frontmann von AC/DC Welterfolge feierte.

20 Songs lang, davon vier Bonus Tracks sowie ein mit Infotainment prall gefülltes Booklet, machen den Übergang zum nächsten Kandidaten der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Neuauflagen großer und kleiner Albenklassiker der Soul-, Pop- und Rockgeschichte einfacher: Grapefruit.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-12_0707Allgemein geführt als die von den Beatles-protegierte Band machten Grapefruit (der SOUL TRAIN berichtete) ebenfalls in der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre von sich reden. Die britische Formation lehnte ihren Sound verständlicher Weise den Sound der Pilzköpfe an, wovon der Sampler „Yesterday’s Sunshine: The Complete 1967-1968 London Session“ (ebenfalls RPM International/Cherry Red Records/Rough Trade) zu berichten weiß.

20 Songs lang, darunter etliche bis dato unveröffentlichte Songs, bleibt der Sound hörbar britisch und hinkt vielleicht etwas zu sehr dem damals nach heutigen Maßstäben absurd populären Beatles-Sound hinterher. Stefan Granados weiß im üppigen, vor Infotainment berstenden Booklet weitere Details zum Thema Grapefruit zu berichten.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-13_0707Springen wir ein rundes viertel Jahrhundert in der Zeit nach vorne: Die erste Hälfte der Achtziger Jahre hatte es in sich, gerade, wenn es um britische, populäre Musik ging: Haysi Fantayzee können im übertragenen und im wahrhaftigen Sinne des Wortes ein Lied davon singen: „Battle Hymns For Children Singing – The Best Of Haysi Fantayzee“ zeigt das wunderbar plakativ: Die Musik der Band, die sich aus einer Zusammenkunft von Kate Garner, dem Ex-Animal Magnet-Mitglied Paul Caplin und Jeremy Healy zusammensetzte, war eine sehr eigenwillige, aber gefällige Verballhornung des besten und skurrilsten, was karibische Rhythmen, New Wave, Rock, Pop, Afro und Soul zu bieten hatten – Kid Creole im Liegestuhl, inklusive eines nichtalkoholischen Kaltgetränks mit pinkem Schirmchen sozusagen – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle vorab genannten.

Erschienen über Cherry Pop/Cherry Red Records/Rough Trade sind es hier immerhin 18 Tracks inklusive der zwei großen Haysi Fantayzee-Hits „John Wayne Is Big Leggy“ und „Shiny Shiny“, die gemeinsam mit dem vor Infotainment nur so strotzenden Booklet ein weiteres, wenn auch sehr eigenwilliges Highlight der hiesigen SOUL TRAIN-Reissues-Kolumne ergeben.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-14_0707Matt Bianco (der SOUL TRAIN berichtete) beherrschten Mitte der Achtziger Jahre gleich mit ihrem ersten abendfüllenden Album „Whose Side Are You On“ und den Megahits „Get Out Of Your Lazy Bed“ und „Half A Minute“ die europaweiten Charts.

Ihre ansteckende Mischung aus dem Black Music-Zeitgeist der Zwanziger und Dreißiger Jahre, vokalem Jazz, und immer wieder latineskem, tanzbarem Unterbau und einer Spur aus New Wave- und versteckter Punk-Attitüde machte den Unterschied und den Sound von „Whose Side Are You On“ regelrecht unwiderstehlich und gilt bis heute als ein echter Meilenstein der Musik der viel diskutierten Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Die neu abgemischte und komplett überarbeitete Albumneuauflage kommt in epischer Breite gleich mit zwei CDs und insgesamt 33 Songs, wobei es gerade die unzähligen Bonus Tracks in sich haben und inklusive diverser Demo-Versionen bisher so einige bis dato unveröffentlichte Stücke beinhalten.

Das mitgelieferte Booklet ist dabei die zweite tragende Rolle des Reissue-Projektes aus dem Hause Cherry Pop (Vertrieb und Vermarktung: Cherry Red Records/Rough Trade) und beinhaltet unter anderem zahlreiche Abbildungen und Fotos, Song-Texte, Kurzkommentare zu jedem der Album-Tracks aus der Feder von Mark Reilly, Danny White und Basia – Matt Bianco – selbst, sowie Liner Notes von Bill Pitzonka, ein Rückblick von PWL-Legende Phil Harding sowie Discografische Querverweise – was will man mehr?!

Zweifelsohne macht das aus der Neuauflage von „Whose Side Are You On“ das ultimative Highlight der heutigen neuen, 34. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-15_0707Gleich fünf CDs lang wird mit „Geordie – The Albums“ der Glam Rock Band Geordie auf 7T’s Records/Cherry Red Records/Rough Trade ein Denkmal gesetzt.

Die im edlen Pappschuber verbrachten Album-Neuauflagen glänzen aber insbesondere durch das mitgelieferte Booklet inklusive umfangreichem Klappentext von Mike Gent, welches auch mit Coverabbildungen und Fotomaterial die Geschichte um Geordie aufblühen lässt: Sagenhafte und klotzende 66 Songs lang wird hier einmal mehr ein wichtiges Kapitel Glam Rock bearbeitet und seziert: Geordie spielten stets in einer eigenen Liga; besonders stilistisch besitzt der Geordie-Sound bis heute ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal, das auch mit Punk, New Wave und Versatzstücken aus dem Black Music-Universum liebäugelte.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-16_0707„Soho International“ wirft uns chronologisch noch einmal zurück in die Zeit des zuvor besprochenen Happy Sounds und von Bernard Herrmann: Croydon Municipal (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) versetzt uns zurück in die Zeit der Vermischung der unterschiedlichsten europäischen Vorstellungen vom Neuartigen in der populären Musik, einer Zeit, in der mediterrane Musik auf britische traf, skandinavische Ideale auf Italo-Sounds, Martinis auf Dunkelbier, rüder Rock auf zarteste Bossa-Wellen – eine Variante des Exotica-Genres.

Kein Geringerer als Bob Stanley war für die Zusammenstellung der insgesamt 25 Songs der Albumnische zuständig, und bietet uns Material von Ted Heath, Henri Salvador, Bob Leaper, Edmundo Ros, Connie Francis, George Shearing oder Pepe Jaramillo, um nur einige wenige zu nennen (der SOUL TRAIN berichtete über alle vorab genannten); Martin Green verfasste die ausführlichen Liner Notes im mitgelieferten Booklet – passt.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-17_0707„Sharon Signs To Cherry Red Records“ ist mitnichten eine Werkschau der Kamikaze Pilots, die mit genau diesem Titel einen moderaten Hit im Zuge der bedeutungsschwangeren Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts hatten, sondern eine vielschichtige Kompilation, deren eigentlicher Inhalt sich doch eher vom Albumuntertitel „Independent Women 1979-1985“ ablesen und ableiten lässt.

Die New Wave- und Punk-Attitüde der ersten Hälfte der Achtziger Jahre zwischen zynischer Selbstzerstörung, hoffnungsloser Ska-Anlehnung, Post-Punk durchflossenem Rock-Durchzug, Latin trifft Soul-Zeichnung, zarter Singer/Songwriter-Angriffslustigkeit und Drogenverschleierter Springerstiefel-Illusionslosigkeit á la Manchester und Sheffield sind dabei der geistige aber auch musikalische Inhalt der Doppel-CD mit seinen immerhin 45 Songs.

Material von den großen und kleinen Feministischen Elementen der europäischen und ganz folgerichtig weltweiten Frauenpower wie Tracie (Style Council lässt grüßen), The Mockingbirds, TWA Toots, Grab Grab The Haddock, April And The Fools, The Mockingbirds, Rexy, Jane Kennaway And Strange Beahviour, Strawberry Switchblade, The Mo-Dettes, den bereits erwähnten The Kamikaze Pilots oder Mari Wilson With The Imaginations (der SOUL TRAIN berichtete über alle vorab genannten) sind dabei nur einige wenige der Protagonisten des sehr farbenfrohen, versatilen Samplers, der einen inklusive einem vor Infotainment zerberstenden Booklet mit ausführlichen, geschichtlichen Abrissen zu jeder angeführten Frauen-Band bzw. Künstlerin, mitnimmt auf eine echte Zeitreise in die progressive, im weitesten Sinne, Mainstreammüde Black Music aus Frauensicht der ersten Hälfte der Achtziger Jahre – traumhaft: Die auch optisch und haptisch herausragend gestaltete „Sharon Signs To Cherry Red Records – Independent Women 1979-1985“-Kompilation ist erschienen bei RPM International und ist wie immer in Deutschland erhältlich über das Cherry Red Records/Rough Trade-Konglomerat.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-18_0707Martin Turner war Gründungsmitglied, Frontmann, Stimme und Mastermind bei Wishbone Ash und war stets auch Solo gerade live und weltweit unterwegs – „New Live Dates – The Complete Set“ bündelt als Reissue diese mitgeschnittene Solo-Live-Energie auf gleich zwei CDs und auf insgesamt 24 Tracks – der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über Martin Turner als auch über Wishbone Ash.

Ray Hatfield (Gitarre), Keith Buck (Gitarre) sowie Rob Hewins (Schlagzeug) sind bzw. waren dabei die musikalische Begleitung des recht konsequenten Rock-Spektakels, welches in der Neuauflage von Dirty Dogs Discs/Cherry Red Records/Rough Trade weniger durch das dürftige, sprich praktisch fehlende Infotainment im dünnen Booklet als durch die umtriebige Live-Lebendigkeit punkten kann – der Sieg des Bauchgefühls und sicher eine der rockigsten Veröffentlichungen der heutigen „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-19_0707Sonic Boom Six stammen aus der Wiege britischer Pop-Befindlichkeiten, Manchester, und legen mit „The F-Bomb“, erschienen auf Phoenixcity und erhältlich über Cherry Red Records/Rough Trade, ihr mittlerweile fünftes Studioalbum vor.

„The F-Bomb“ spielt mit New Wave-Hommagen, Ska-Tempi, Electronica-Schrittmachern, Soul-Strukturen, Rock- und Hip Hop-Anmutungen und verbindet alles zu einem tanzbaren, kurzweiligen Exkurs durch zeitgenössische Pop-Befindlichkeiten – nicht mehr, ganz sicher aber auch nicht weniger, einem stetigen Augenaufschlag Richtung Avantgarde und einer immer wieder durchscheinenden, urbritischen Handschrift und Grundhaltung inklusive.

Die Doppel-CD liefert neben dem Studioalbum auf Silberling Nummer Eins einen Live-Mitschnitt namens „Live At The OWL Santuary“ – die Songtexte zum neuen Set werden in dem provokant gestalteten Booklet gleich mitgeliefert.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-20_0707Bleiben wir bei unseren britischen Nachbarn. Unter eingefleischten SOUL TRAIN-Lesern dürfte das legendäre britische Musikfachblatt NME (New Musical Express) eine Art Kultstatus genießen. 1986 brachte das Magazin eine Kompilation heraus, welche die damalige Befindlichkeit britischer Pop-Kultur und Subkultur bebilderte: „C86“. 30 Jahre später erscheint nun so etwas wie eine Fortsetzung mit dem nicht sehr einfallsreichen aber wirksamen Titel „C87“, erschienen direkt über Cherry Red Records und vertrieben über Rough Trade.

Die drei CDs lange Werkschau retrospektiven als auch zeitgenössischen, britischen Pop-, Rock- und Neo-Punk- sowie Experimental-Wirrwarrs hält dabei ein hohes Tempo bei, das es immerhin insgesamt 74 (!) Songs lang schafft, eigenwillige, kantige, und immer mal schräge Unterhaltungsmomente aneinanderzureihen – die ausgespielten Ösen, Haken, Winkel und kratzigen Momente sind dabei durchaus Mittel zum Zweck.

Verpackt in einen fast zu edlen Pappschuber weiß vor allen Dingen das mitgelieferte Booklet bzw. Buch inklusive zahlreicher Abbildungen und Abhandlungen zu jeder vorhandenen Band, jedem Act bzw. jedem vorhandenen Künstler wie etwa Razorcuts, The Flatmates, The Clouds, Laugh, McCarthy, The Groove Farm, The Rosehips, Bog-Shed, The Submarines, The Nivens oder Rote Kapelle, um nur einige wenige zu nennen, mehr als zu überzeugen und leitet elegant auf einen nicht weniger edlen, britischen Querschnitt ein: „Close To The Noise Floor“.

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-21_0707Der Albumuntertitel „Formative UK Electronics 1975-1984 – Excursions In Proto-Synth Pop, DIY Techno And Ambient Exploration“ sagt bereits fast alles über die mehr oder weniger musikalischen, dafür herrlich schrägen, avantgardistischen, schrulligen, New Wavigen und charmant-lückenhaften Electronica- und Experimental-Perlen der drei CD langen Überkompilation aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft britischem Avantgarde-Verständnisses aus.

Doch anders als bei „C87“ wurden die drei Silberlinge nicht einfach nur in einen Pappschuber verbracht und in eine attraktive, gerade für Sammler immens attraktive Verpackung gesteckt: Die drei CDs von „Close To The Noise Floor“ kommen in direkter Zusammenwirkjung als Buch mit fast wissenschaftlich zu nennenden Analysen zur vorhanden Musik und den Beweggründen und Philosophien dahinter. Material von den Alien Brains, von Schleimer K, Kevin Harrison, Inner City Static, Thomas Leer, Malcolm Brown, MFH, Adrian Smith, Gerry And The Holograms, Attrition oder sogar den recht populären „Stimmen“ von The Human League (das unvermeidliche „Being Boiled“),  Blancmange, der British Electric Foundation oder OMD (Orchestral Manoeuvres In The Dark) – der SOUL TRAIN berichtete gerade über die letzteren genannten, um nur einige wenige zu nennen, inklusive.

Und damit wären wir auch und leider schon wieder am Ende der heutigen, 34. Ausgabe von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN. Ich freue mich auf die 35. Ausgabe!

© Michael Arens

SOUL TRAIN HOT TIP!

ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-03_0707ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-04_0707ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-05_0707ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-06_0707ST16_244_F_CHERRYREDCOLUMN34-14_0707
Heatwave – „Always And Forever: Love Songs And Smooth Grooves“
Mass Production – „In The Purest Form“/“Masterpiece“
Brick – „Good High“/“Brick“
Esther Phillips – „Capricorn Princess“
Matt Bianco – „Whose Side Are You On“