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Jazzkantine – Old School Kantine Jazzkantine – Old School Kantine
Aktuelles Album: Jazzkantine – OLD’S’COOL (Rap Nation Records/Mofon/Indigo) Das war innovativ: Jazzkantine schafften es als erster Act überhaupt, die deutsche Sprache in den Querschnitt... Jazzkantine – Old School Kantine

Aktuelles Album: Jazzkantine – OLD’S’COOL (Rap Nation Records/Mofon/Indigo)

Das war innovativ: Jazzkantine schafften es als erster Act überhaupt, die deutsche Sprache in den Querschnitt aus Hip Hop, Soul, Funk und Jazz zu bringen.

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Photo @ Marc Stantien

Gegründet 1993 in Braunschweig von Christian Eitner, Ole Sander und Matthias Lanzer schaffte die Band bereits mit ihrem Erstlingswerk „Jazzkantine“ beachtliches und fuhr mit dem Ohrwurmartigen „55555“ einen enormen Charterfolg ein, der bis heute eine Art Hymne für die Formation bleiben sollte – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über Jazzkantine.

Zugleich war trotz der begrifflichen Infiltrierung des „Jazz“-Unwortes im eigenen Namen und in immer wiederkehrenden Musikmomenten ihrer bisherigen, ein rundes Dutzend Alben umfassenden Karriere, ein Element ein Federführendes: Hip Hop.

Dabei achteten Jazzkantine stets darauf, die Verknüpfung des Hip Hop mit der deutschen Sprache nicht zur Religion, sondern eher zur Gelegenheit werden und wachsen zu lassen: nur dort, wo es Sinn ergab, entfaltete sich teutonisches Musikgefühl.

Seit ihren Anfängen ist die Band auch Live ein Ohrenschmaus, die sich ihre eigene Vielschichtigkeit und Funktion als Musikpoolähnliche Talentschmiede zu nutzen macht: Rapper wie Cappuccino, der in der Folge eine großartige Solo-Karriere anstartete, ist dabei nur einer der bemerkenswerteren Seitenarme der Jazzkantine-Philosophie.

Nachdem die Band auf ihren Alben immer wieder Klassiker anderer Musikgenres wie Rock oder sogar Volksmusik in ihrem ureigenen, dem unbedingten Groove verpflichteten Schmiss neu interpretierte, ist es nun an der Zeit, ihrem Urvater Hip Hop Tribut zu zollen: „OLD’S’COOL“ lautet der zunächst etwas sperrige, aber nach genauerem Hinsehen durchaus sinnige Name ihres neuen Albums, welches sich die erste und zweite große Welle Uramerikanischen Hip Hops auf die Fahne geschrieben hat.

So offeriert das Album, erschienen übrigens auf dem Jazzkantine-eigenen Label Rap Nation Records und sinniger und stimmiger Weise auch auf Vinyl erhältlich, Material von den Jungle Brothers, von Grandmaster Flash & The Furious Five, von EPMD, Eric B. & Rakim, NWA, Afrika Bambaataa, Tone Loc und von der Sugarhill Gang aber eben auch von Bob Marley und sogar von den Kult-Funkstern Kool & The Gang (der SOUL TRAIN berichtete zigfach über alle genannten) – alles neu interpretiert, seziert, präsentiert oder auch nur als Zuckerguss auf die handgemachte Groove-Feuerwerk gegossen.

Dies passiert oft ganz nah dran am Original oder aber eben als angedachte Querverbindung an eine der schönsten Zeiten in Sachen Hip Hop aber eben auch Soul, Funk und Jazz: Die späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, Jazzkantine-Feingeister wie Rapper Cappuccino („Captain Cappu“) und Tachion („T-Rex“), Gitarrist Tom „Atomic Bee“ Bennecke, Tastenstreichler Stephan „Chief Steve“ Grawe, Schlagzeuger Andy „Al Funky“ Lindner, Trompeter Christian „Win C Jones“ Winninghoff, Saxofonist Heiner „Smith The Cat“ Schmitz, DJ Air-Knee aka Cutmaster Knee, und nicht zuletzt eben Gitarrist und Jazzkantine-Superbrain Christian „Grandmaster Chriz“ Eitner inklusive.

In Eigenregie eben von Mastermind Christian „Grandmaster Chriz“ Eitner produziert macht „OLD’S’COOL“ inklusive aller brüderlichen Hip Hop-Kultureinspritzungen und auch optischem Zungenschnalzen in Form von fetten Beats, coolen Scratches, authentischen Graffitis, fettem Bling, feister Attitüde und süffisanter Retro-Rap-Ghettoisierung beseelten Spaß und lässt Hip Hop-Jünger der Ära sowie Fans von Soul und Funk und gemäßigten, aber stets schnittigen, rollenden Jazz-Licks überhaupt gleichermaßen frohlocken.

Zeit also für den SOUL TRAIN, „OLD’S’COOL“ der Jazzkantine beherzt in den Adidas-betuchten Schritt zu fassen und Band-Mastermind Christian „Grandmaster Chriz“ Eitner die richtigen Fragen zu stellen…

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Photo @ Marc Stantien

Michael Arens: „Ich komme ja selbst aus dieser Zeit mit Grandmaster Flash, Run DMC und L.L. Cool J (euer Outfit!), den Jungle Brothers, A Tribe Called Quest, 3rd Bass, EPMD, Eric B. & Rakim, NWA, Kurtis Blow, Afrika Bambaataa, Boogie Down Productions, die Sugarhill Gang und so weiter, aber natürlich auch aus dem Soul und Funk und gemäßigtem Jazz der Ära. Jetzt, wo ich mir euer neues Album „OLD’S’COOL“ so anhöre denke ich mir, dass das Albumkonzept ja eigentlich eine sehr offensichtliche Idee ist, bei der man sich tatsächlich wundert, dass das noch nicht viel öfters umgesetzt wurde… Wer hatte die Idee zum Album? Entspricht das fertige Werk dem, was ihr euch vor dem viel zitierten Gang ins Studio zurecht gelegt hattet?“

Christian „Grandmaster Chriz“ Eitner/Jazzkantine: „Die Idee hatten wir tatsächlich schon vorher, jetzt war die Zeit reif. Also Kiste Bier, 1000 Schallplatten, und dann 50 Songs aufschreiben aus denen dann 13 aufs Album kommen, die am besten zur Kantine passen. Weil man so ein Projekt auch mit gewissem Augenzwinkern produzieren muss, passt es gut zur Kantine bzw. tun sich vielleicht auch andere schwer damit…“

Michael Arens: „Zur Jazzkantine passt aber eben genauso wie Hip Hop der Soul, der Funk und der Jazz. Dazu ist ja euer Rapper Tachion „Tachi“ alias „T-Rex“ auch ein Gründungsmitglied der gerade bei uns in Nordrheinwestfalen legendären Fresh Familee-Formation, der ersten Band, welche die deutsche Sprache in den Hip Hop einbrachte, übrigens noch vor den Fantastischen Vier (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über beide Bands)…“

Christian Eitner: „Ja, Tachi von der Fresh Familee, unser Frontmann neben Cappu, ist ein echter Pionier im Deutsch Hip Hop, der hatte auch mal wieder Lust auf ein reines Hip Hop-Album. So viel zurechtlegen kann man da aber nicht, es entsteht immer aus dem Moment heraus. Dennoch sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis, weil wir glauben schon etwas Neues geschaffen zu haben und eben nicht nur 1:1 gecovered haben.“

Michael Arens: „Das habt ihr! Hast Du einen Lieblingssong auf „OLD’S’COOL“? Du bist ja nun, genau wie ich, gerade emotional sehr, sehr nah dran am Thema…“

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Aktuelles Album: Jazzkantine – OLD’S’COOL (Rap Nation Records/Mofon/Indigo)

Christian Eitner: „“I Know You Got Soul“ ist mein Favourite (es ist auch die erste Single-Auskopplung sowie das erste Video zum neuen Album, Anm. d. Verf.). Es beschreibt eben die Geschichte, wie Eric B. & Rakim von Bobby Byrd und James Brown (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten) klauen, dass Soul eben die Mutter des Hip Hops ist…“

Michael Arens: „Genau das versuchen wir im SOUL TRAIN immer zu vermitteln: Soul, das Muttergenre… War es problematisch, das Material immer wieder auch textlich in die deutsche Sprache zu katapultieren?“

Christian Eitner: „Unsere Rapper hatten viel zu tun, grad beim Schreiben der deutschen Texten, die oft phonetisch sehr nah am Original sind.“

Michael Arens: „Das muss überhaupt sehr schwierig sein, das alles unter Kontrolle zu halten, unter eigener Produktion, ihr seid ja nicht gerade ein Trio. Läuft das Album deswegen unter eurem eigenen Label Rap Nation Records?“

Christian Eitner: „Ich habe ja schon alle Jazzkantine-Alben produziert, wir hatten nie einen fremden Producer. Das würde auch nicht funktionieren weil wir eben eher ein Projekt sind im Studio. Mit teilweise aufwendigen Konzeptalben, so etwas muss von innen kommen. Aber ja, wir veröffentlichen inzwischen auf eigenem Label und haben somit 100% künstlerische Freiheit, das tut gut. Es fehlt natürlich die große Marketing Power eines Majors aber dafür quatscht dir kein A&R („Artist & Repertoire“, der „Entdecker“ und „Entwickler“ eines Künstlers, Anm. d. Verf.) in die Songs rein. Und: Wenn man die Scheuklappen ablegt, sind diese ganzen Musikrichtungen doch viel mehr verwoben als man denkt. Man muss dann eher experimentierfreudig sein und eine gute Band haben die das spielerisch umsetzen kann und will.“

Michael Arens: „Wir sprachen schon drüber: Euer Album hat ja rein konzeptionell so richtig was aufzuweisen, Hip Hop-Klassiker der ersten und zweiten Generation mit viel Soul und Groove in die mitteldeutsche Gegenwart katapultiert… oder so. Wie wichtig ist heutzutage das „Konzept“ eines Albums?“

Christian Eitner: „Klar, ein Konzeptalbum hilft, dass die Leute das auch im Regal stehen haben wollen. Anders als vielleicht einzelne Titel die sie gut finden und eben irgendwie downloaden. Wir sehen heute aber ein Album ohnehin mehr als Support für unsere Live-Geschichten, Geld verdienen kann man damit mit einer so großen Band nicht mehr.“

Michael Arens: „Gilt das auch für die klassischen Medien wie CD und Vinyl?“

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Photo @ Marc Stantien

Christian Eitner: „Man sieht ja eher an den steigenden Vinyl Verkäufen, dass es schon noch Leute gibt, die was in der Hand haben und sich in Ruhe hinsetzen und sich an gutem Artwork erfreuen. Aber machen wir uns nichts vor, die Generationen, die jetzt hinterher kommen, interessiert das nicht mehr, das ist ein anderer Umgang mit Musik, das findet dann vielmehr bei You Tube und Co. statt.“

Michael Arens: „Ihr seid so etwas wie eine feste Institution, fast schon so eine Art Dinosaurier der deutschen Hip Hop-Landschaft. Seid ihr alle dem Hip Hop verpflichtet?“

Christian Eitner: „Das ist sehr vielschichtig in der Band, es gibt einen Reggae-Fan, Leute die mit AC/DC (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.) aufgewachsen sind. Jazzer, reine Rap-Fans usw. Aber das genau ergibt eben eine spannende Mischung…“

Michael Arens: „Gerade auch Hip Hop zehrt aus sozialer Schieflage. Was würdest Du mit Donald Trump machen?“

Christian Eitner: „Ihn in seinen Tower einsperren und nie wieder rauslassen. Letztlich glauben wir an die Kraft der Musik. Die kann verbinden und über politische und religiöse Grenzen hinaus strahlen, und vielleicht auch Momente liefern, auch beim Konzert, wo man mal von dem Wahnsinn dieser Zeit flüchten kann.“

Michael Arens: „Ein letzter Wunsch, ein letzter Gedanke zu dir, zur Jazzkantine und/oder zum neuen Album „OLD’S’COOL“?!

Christian Eitner: „Wir wünschen uns, dass die Leute die Handarbeit der Musiker/innen schätzen. Dass sie Freude haben am Eintauchen in unsere Zeitreise zu den Anfängen des Hip Hops. Und jetzt geht es erstmal auf Tour und Festivals…“

© Michael „Soul-D Tha Ovaweight Lova MC“ Arens

Jazzkantine – I Know You Got Soul (Official Music Video):

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ST16_318_I_JAZZKANTINE-3_2709Der SOUL TRAIN verlost 5 Exemplare von Jazzkantine – „OLD’S’COOL“ (CD)!

Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Kantine“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!

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