Resolution 88 – Vibe, Vision und Reflektion
InterviewVerlosung 21. November 2016 Michael Arens
Aktuelles Album: Resolution 88 – Afterglow (Splash Music Productions/Splash Blue Records)
2014 erschien das selbstbetitelte Debütalbum der britischen Jazz-, Funk- und Soul-Formation Resolution 88, einem Bandkonstrukt, das Mastermind und Keyboarder Tom O’Grady (Keyboard) gemeinsam mit Ric Elsworth (Schlagzeug und Perkussion), Alex Hitchcock (Saxofon) und Tiago Coimbra (Bass) ins Leben rief, den grooveverströmenden Jazz Fusion eines Herbie Hancock, eines Ramsey Lewis, eines Chuck Mangione, Jeff Lorber oder eines George Duke mit einem zeitgemäßen Souljazz-Vibe á la Incognito zu paaren – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten, ganz besonders über Jean-Paul „Bluey“ Maunicks Incognito-Projekt.
Mit „Afterglow“ erscheint nun nach der kurzweiligen EP „Press Play“ im gleichen Jahr des Albumdebüts der neue Longplayer der Band, der klarstellt, dass sich an der musikalischen Ausrichtung der Dutzend Songs (CD) im direkten Vergleich zum Erstlingswerk nichts geändert hat: „Afterglow“ badet in funky Breaks, in treibendem Groove, in akkuraten Jazz-Licks und verspielten Soli, die mehr dem Zusammenhalt des Albums dienen denn der Selbstbeweihräucherung einzelner, beteiligter Musiker, und das ist gut so; kaum verwunderlich, dass das Set gleich bei Blueys eigenem Label Splash Blue Records erscheint.
Ein wenig sphärische, fast Filmmusikartige Mystik, flimmernde Soul-Momente und ein gut strukturiertes Songgeflecht und fertig ist eines der bewegendsten, coolsten und ansteckendsten Jazzfunk-Alben der letzten Zeit.
Dass routinierte Profis wie Chris Taylor oder Andy Ramsay ebenso wie Dan „JD73“ Goldman, den wir noch aus den Morcheeba-Tagen kennen oder der Roots-, D’Angelo-, India.Arie-, A Tribe Called Quest- und Erykah Badu-erprobte Bob Power (der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten) an der Entstehung von „Afterglow“ beteiligt waren, hört man dem Werk, welches durchweg auch seinen ideologische Ursprung in den goldenen Zeiten von Jazz Fusion, den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, hat, an, und ist ein Glücksgriff, macht das Set doch gerade konzeptionell einen erwachsenen aber eben durch scheinbar unbeschwerten Groove aufmerksam machenden Eindruck, der gerade durch wiederholtes Hören gewinnt.
Tom O’Grady stellte sich im exklusiven Interview den Fragen von Deutschlands Soul Musik-Magazin Nummer 1 – dem SOUL TRAIN – und beschreibt die Entstehung und den Sound des Albums ganz ähnlich und nachvollziehbar, wie er es im mitgelieferten Booklet des Albums – der CD – bereits ausführlich getan hat…
Michael Arens: „Ich mag euren Sound, euren instrumentalen Sound, der mich an den Jazz Fusion der Siebziger Jahre erinnert. Wie nennst Du selbst diesen Stilmix?“
Tom O’Grady (Resolution 88): „Unser Sound ist Siebziger Jahre Jazz Funk kombiniert mit einem modernen Broken Beat und Hip Hop-Einflüssen. Unsere Band ist eng im Fender Rhodes-Sound verwurzelt – das ist das, was mich inspiriert seit ich zum ersten mal Herbie Hancocks Headhunters oder die frühen Jamiroquai-Alben gehört habe (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.). Danach bin ich zum krassen Vinyl-Sammler geworden, und sehr häufig habe ich so nach Platten Ausschau gehalten, die Fender Rhodes beinhalteten und diese wunderbar harmonischen Breaks hatten. Meine Vision für Resolution 88 und das neue Album war also klar, bevor wir ins Studio gingen: Ich habe die Tracks komponiert und der Band mp3-Demos gegeben, damit sie eine Vorstellung haben, was ich in ungefähr im Sinn habe. Wir haben die Songs dann oft geprobt, bevor es an die eigentlichen Aufnahmen ging…“
Michael Arens: „Und wie weit lag diese neue Vision von der deines, eures ersten Albums weg?“
Tom O’Grady: „Nach unserem ersten Album und der EP, die zwischenzeitig erschienen ist, war mir klar, dass ich es nicht dabei belassen wollte. Mir lag sehr daran, meine kompositorischen Fähigkeiten auszubauen, und ich glaube, diese haben sich entwickelt, während ich diesen Weg weitergegangen bin. Ich wollte auch, dass wir den Weg, den wir auf unserem ersten Album mit Tracks wie „Broken Beat“ eingeschlagen hatten, weiter gehen, weiter entwickeln, ein Track übrigens, der zu einem unserer eindrucksvollsten gehört. Ich sammelte also genug Kompositionen, habe sie in kleine Gruppen von Zwei oder Drei aufgeteilt, so dass wir uns besser daran gewöhnen konnten, sie live zu spielen, als Band. Im August 2015 nahmen wir schließlich ein Demo auf und erkannten, dass wir schon fast dort sind, wo wir hinwollen, allerdings waren die Songs recht schwierig und brauchten etwas mehr Zuwendung. Im Februar dieses Jahres kamen wir schließlich für drei Tage zusammen und nahmen das Album, „Afterglow“, gemeinsam live als Band auf. In einem anderen Studio nahmen wir gesondert Perkussion-Overdubs auf. Dann konnte das Album gemischt und gemastert werden…“
Michael Arens: „Welchen Anteil an all dem hatte Chris Taylor, der Produzent von „Afterglow“?“
Tom O’Grady: „Chris Taylor war eigentlich mehr der Toningenieur der Session, und er hat einen großartigen Job gemacht. Die Produktion selbst stammt von mir, gemeinsam mit Dan Goldman, der das Mischen übernahm sowie von Bob Power, der die Musik gemastert hat. Ich habe die Musik komplett alleine komponiert – der kreative Prozess ist für uns seit der Gründung der Band eigentlich stets der gleiche geblieben: Ich präsentiere der Band meine Songs und wir spielen sie gemeinsam als Band. Während der Aufnahmen suchen wir dann nach dem einen Take, der die beste Energie, den besten Vibe hat. Die Songs sind technisch und mental anspruchsvoll, also haben wir nicht allzu viele Takes für jeden der Songs ausprobiert. Dann ging es daran, die richtige Person auszusuchen, sich unserer Tracks anzunehmen, und schließlich, totales Vertrauen in diese Person aufzubauen, Vertrauen in die kreative Richtung. Dan (Goldman) ist ein einzigartiger Studio-Ingenieur und ein fantastischer Keyboarder, und er versteht es schlichtweg, was wir als Band machen, was uns ausmacht. Ich war während dieser Tage in seinem Studio, aber ganz ehrlich, es ging mehr darum, gemeinsam abzuhängen und ihn sein Ding machen zu lassen. Zum Schluss war Bob Power – er hat so unglaublich viel Erfahrung und hat an so vielen Alben gearbeitet – derjenige, der ein sehr eigenes, eindrückliches Mastering hinlegte und eine Art „Cinematic Feel“ – ein Kinoähnliches Gefühl – zum finalen Sound unseres Albums „Afterglow“ addierte!“
Michael Arens: „“Afterglow“ ist auf Jean-Paul „Bluey“ Maunicks eigenem Label Splash Blue Records erschienen – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über Bluey und seine Arbeit mit Incognito. Euren Songs liegt zumindest immer mal wieder eine gewisse Ähnlichkeit, Nähe, zum klassischen Incognito-Sound zugrunde. Welchen Einfluss hatte Bluey auf das neue Album, auf den Sound von „Afterglow“?“
Tom O’Grady: „Ich liebe die Musik von Incognito, aber jede Ähnlichkeit mit unseren Songs ist eher Zufall und eine Reflektion des gleichen musikalischen Geschmacks, den Bluey und ich haben. Ich habe keinen einzigen Song mit Incognito im Hinterkopf geschrieben. Wir haben dieses Album ganz unabhängig produziert, und die Songs, als sie fertig waren, Bluey präsentiert. Auf diesem Album, auf „Afterglow“, hörst du uns, hörst du Resolution 88, dies ist unser Sound; keine externe Einflussnahme. Dass wir das Album auf Blueys Label herausbringen ist mehr eine Reflektion des Umstandes, dass er unsere Musik unterstützt und dass er involviert sein möchte, wofür wir wirklich sehr dankbar sind. Wir sind sehr glücklich, dass Bluey uns so unterstützt, und es bedeutet uns viel, dass er so sehr mag, was wir machen.“
Michael Arens: „Wer kam eigentlich auf den Bandnamen Resolution 88, und was bedeutet er?“
Tom O’Grady: „Ich wollte einen Namen, der sich stark anhörte, einen Namen, der zugleich reflektiert, was ich mit meiner Musik zu machen versuche – harmonische Freiheit für mich an den Keyboards mit einem Fokus auf Perkussion, Schlagzeug und Rhythmen. Um McCoy Tyner (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.) und Herbie Hancock heranzuziehen: Es spielt keine Rolle, wie weit du spielst, es kommt darauf an, wie du das alles wieder zusammenbringst, auflöst. Der Begriff „Resolution“ hat einen harmonischen Unterton meint aber auch die Entschlossenheit und die Übereinstimmung, was wir sehr mochten. Und das „88“ bezieht sich auf die Nummer an Tasten auf einem Rhodes-Piano – Resolution 88!“
Michael Arens: „Du hast nun schon mehrmals Jazz-Größen wie McCoy Tyner und Herbie Hancock erwähnt. Was ziehst Du aus diesen Querverweisen, diesen Inspirationen? Macht das was mit deiner, mit eurer musikalischen Identifikation?“
Tom O’Grady: „Wie Gary Bartz (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.) sagte: „Musik ist meine Zuflucht!“. Ich habe leider viel zu viele Momente aus der Musikgeschichte, die mich inspirieren… Dieses Album jedenfalls repräsentiert für mich die erfolgreiche Verwendung dieser Einflüsse und die Fortführung unseres Debütalbums, auf das ich noch heute Stolz bin und es immer noch gut hören kann. Um diesen Weg noch länger zu beschreiten: Unseren eigenen, unverkennbaren Sound zu entwickeln, als Band, das ist meine Musik für mich.“
Michael Arens: „Was macht also ein gutes Album für dich aus?“
Tom O’Grady: „Eine Sammlung von Songs, die in Sachen Sound und Vision schlüssig sind, die dich mitnehmen auf eine Reise, vom ersten zum letzten Song.“
Michael Arens: „Wie schon beim Debütalbum „Resolution 88″?“
Tom O’Grady: „Ja. Persönlich fühlte ich schon so etwas wie einen Druck, dem Weg des ersten Albums zu folgen, welches ja sehr gut von Presse und der Öffentlichkeit aufgenommen wurde. Es war auch schwierig, alles zu organisieren, und die Musik so engmaschig wie möglich zu halten. Es half mir, mich daran zu erinnern, dass dieser Teil beim ersten Album genauso schwierig war. Aber grundsätzlich war der gesamte Entstehungsprozess von „Afterglow“ ein einziges Vergnügen – das Album aufzunehmen und zu produzieren mit einer Gruppe Freunden… Darauf sind wir wirklich stolz!“
Michael Arens: „Was kommt als nächstes für Resolution 88?“
Tom O’Grady: „Natürlich möchten wir mit dem neuen Album auf Tour gehen. Meine Intention ist es ebenfalls, noch mehr Musik zu komponieren für ein drittes Resolution 88-Album. Meine größte Ambition ist es jedoch, Resolution 88 nach Japan, die USA und nach Deutschland auf die Bühne zu bringen…“
© Michael Arens
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VERLOSUNG!
Der SOUL TRAIN verlost 5 Exemplare von Resolution 88 – „Afterglow“ (CD)!
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Resolution“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
Mehr Infos zu unseren Verlosungen gibt es hier: SOUL TRAIN-FAQ