Omar – Soul in Beats
InterviewVerlosung 19. Februar 2017 Michael Arens
Aktuelles Album: Omar – Love In Beats (Peppermint Jam/SPV)
Omar Christopher Lye-Fook, besser bekannt unter seinem kurzen, prägnanten Vornamen Omar, stellte sich bereits zu seinem hochdekorierten, immens erfolgreichen, letzten Album „The Man“ im Jahre 2013 den Fragen des SOUL TRAIN.
Omar, Jahrgang 1968, gilt heute nicht nur als einer der Begründer und Wegbereiter des noch heute hochverehrten Acid Jazz-Musikgenres – einer Art britischer Vorläufer der Neo Soul-Entwicklung mit starkem Querverweis auf das Jazz-Genre und bestückt mit immens hoher Club-Tauglichkeit – wie es in den späten Achtziger Jahren bei unseren britischen Nachbarn die Verschnittmenge aus Soul, Funk und Jazz und die Club-Kultur schlechthin von hintern aufrollte.
„There’s Nothing Like This“, Titelsong seines gleichnamigen, ersten Albums aus dem Jahre 1990, ist zugleich nicht nur seine erfolgreichste Single bis dato überhaupt, sondern gilt bis heute auch als inoffizielle Acid Jazz-Hymne.
Über die Jahre und über insgesamt acht Alben hinweg erreichte Omar so weltweit, insbesondere aber in seiner Heimat Großbritannien, einen Superstar-Status, der in Soul und Funk ebenso Zuhause ist wie in der Welt von Pop und schierem Massen-Entertainment und wurde und wird von der internationalen Soul-, Jazz- und Club-Szene verehrt. Selbst ein Gigant wie Stevie Wonder, mit dem Omar bereits erfolgreich zusammenarbeitete, und der über ihn liebevoll „I wanna be like Omar!“ sagt, gehört da wie selbstverständlich zum musikalischen Freundeskreis Omars: „Mit Stevie Wonder zu arbeiten war definitiv einer dieser „Kneif mich mal“-Momente in meinem Leben!“, erinnert er sich an Wonder, über den wir im SOUL TRAIN immer und immer wieder berichteten.
Dass Omar gleich zu Beginn des neuen, exklusiven SOUL TRAIN-Interviews zu seinem neuen, abendfüllenden Longplayer mit dem prophetischen Titel „Love In Beats“, erschienen beim deutschen Peppermint Jam Records-Label (Vertrieb: SPV), ganz nüchtern von allem anderen als der schieren Musik zu berichten weiß, zeichnet Omar, den Songschreiber, Multiinstrumentalisten und Produzenten aber insbesondere begnadeten Sänger aus: „Die wahre Herausforderung war, all die verschiedenen Künstler, Gäste, Labels, Manager etc. dazu zu kriegen, den Papierkram zum Projekt zu unterschreiben…“, sagt er schmunzelnd, und meint die unglaubliche Vielzahl an musikalischen Gästen und Mitstreitern, die ebenfalls dazu beigetragen haben, aus eben jenem „Love In Beats“ ein faszinierendes, neues, und in hohem Masse wiedererkennbares Stück Black Music zu machen: Ob nun Soul- und Avantgarde-Jazzer Robert Glasper, Rapper Ty, Soulstimme Mayra Andrade oder Soul-Ikone Leon Ware, um nur einige wenige zu nennen, sie alle tragen zum sehr guten Gelingen von „Love In Beats“ bei.
Die wichtigste Personalentscheidung fiel jedoch sicher einmal mehr auf seinen Bruder The Scratch Professor, der hier noch mehr als gewohnt die Zügel zwischen Beats, Grooves, Scratches und Zeitgeist in den Händen hielt. Omar: „Ach, wir sind eigentlich ganz normale Brüder, die sich in einem Moment bestens verstehen, im anderen aufeinander losgehen, und die immer ermutigende Worte und einen guten Rat für den anderen übrig haben. „Love In Beats“ war eine gemeinsame Anstrengung, was auch bedeutet, dass durch den Hip Hop-Background die Beats härter als sonst geworden sind. Bei Beats wie denen von „This Way That Way“, „Feeds My Mind“ oder „Doobie Doobie Doo“ fing es beispielsweise mit einem Scratch an, etwas sehr schlichtes, und dann nahmen wir das und entwickelten dazu die Farben der Bläsersektion, die Streicher-Arrangements und so weiter.“
Die Beats spielen also und dank seines Bruders bei dem Dutzend Songs von „Love In Beats“, welches selbstverständlich auch auf edlem, schwarzem Gold – Vinyl – erscheint, nicht nur dem Titel nach eine entscheidende Rolle. „Ja, eben genau deswegen habe ich den Titel gewählt.“ erläutert Omar und ergänzt: „Soul Arrangements über härtere Beats, ganz so, wie ich es gewöhnt bin.“
Und wieder zeichnet sich ein sehr sympathischer Omar durch die Fähigkeit aus, „fünfe gerade sein zu lassen“ und auch mal die Menschlichkeit und den Spaß und das Augenweinkern vor die Musik zu setzen: „Eigentlich war die Entstehung das Ergebnis stets andauernder Arbeit. „Vicky’s Tune“ zum Beispiel wurde bereits 2003 geboren, war aber bisher noch nicht wirklich fertig. Wahrscheinlich hat der Song erst auf Robert Glasper gewartet (lacht). Und dann sind natürlich zwischenzeitlich noch eine Menge anderer Dinge passiert. Natürlich auch, auf die entsprechende Erfahrung mit all den anderen Künstlern, die Gäste des Albums sind, zu warten. Die richtige Inspiration für viele der Songs zu finden brauchte ebenfalls seine Zeit. Ich mache ja eigentlich ständig Musik, aber die verschiedenen Projekte an ihren richtigen Platz zu bringen, das ist der wahre, knifflige Teil der ganzen Angelegenheit.“
Selbstredend bringt das neue Album aber auch eine Menge Erinnerungen mit sich, die untrügerisch mit jenem bereits erwähnten Who-Is-Who der Gästeliste und der involvierten, fulminant aufspielenden Mitmusiker zusammenhängen dürfte. Omar erinnert sich: „Lennox (Cameron) und mein Cousin Brian (Henry) haben bereits während der Proben zu „Vicky’s Tune“ mitgespielt, also musste ich sie einfach mit ins Boot holen. Maurice (Brown) habe ich auf Bali kennen gelernt, wir rauchten, und er spielte mir die Instrumental Demo-Version von „Hold Me Closer“ vor und ich war sofort begeistert. Und James (Gardiner-Batemann) und ich sind gemeinsam zur Schule gegangen… Eine Erinnerung sticht bei mir bei all dem besonders hervor: „Déjà Vu“ war gerade fertig geschrieben und Mayra (Andrade) kochte für uns während ich ein neues Sound-Modul austestete, das ich gerade gekauft hatte. Das alles passierte in Paris – französischer Wein, Essen, die Sprache, all das beeinflusste tatsächlich das Stück…“
Selbstverständlich sehe ich mich auch Omar gegenüber in der Pflicht, trotz aller Faszination für das gleiche Musikgenre, nach dem momentanen Zustand dieser Welt mit brisanten Themen, die von Donald Trump über Terrorismus und globale Erwärmung bis zu Krieg, Verelendung und soziale Abgründe reichen. Omar: „Für mein letztes Album „The Man“ habe ich einen Song geschrieben, „Fuck War, Make Love“, mit dem ich meine Gefühle über den arabischen Frühling zum Ausdruck bringen wollte. Mittlerweile hat dieser Song soviel mehr an Bedeutung gewonnen nach den Anschlägen von Paris, Nizza, Brüssel, Berlin…“
Doch bewegen wir uns noch einmal zurück in das Kernthema des SOUL TRAIN sowie von Omars neuem Album „Love In Beats“. Trotz aller noch so faszinierenden Beats-Kreationen des sehr unterhaltsam gehaltenen Sets ist es einmal mehr die unglaublich nachhaltige, schwere, intensive und absolut einzigartige Stimme Omars, die hier den Charakter des Albums am stärksten prägt, auch, wenn Omar selbst die Fragen-Vorlage mit einer Antwort von eher allgemeingültigen Musik- und Pop-Superstar-Werten füllt: „Ich fühle mich gesegnet, dass es mir möglich ist, einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung, in der Entwicklung von Omar, machen zu können, und das andere gewillt sind, mich auf dieser Reise zu begleiten. Ich bin sehr stolz auf meinen Sound und meine 33 Jahre Erfahrung, was sich von alleine erklärt!“
Wie geht es nach einem Album wie „Love In Beats“ also weiter mit dem Brit Soul-Megastar Omar? „“Gave My Heart“ ist als nächste Single-Auskopplung geplant, und an dieser Stelle möchte ich kurz sagen, dass ich Leon (Ware) eine rasche Genesung wünsche. Es geht ihm derzeit nicht so gut…“, erwidert der charismatische, zugleich sehr bodenständige Vater von Zwillingen. Der SOUL TRAIN schließt sich selbstredend den allerbesten Wünschen in Richtung Leon Ware an…
Selbstverständlich darf Omars Dank an die deutsche Fangemeinde, einer allgemeinhin sehr treuen Community, nicht fehlen: „Ich möchte all meinen deutschen Fans für ihre Liebe und ihre Unterstützung über all diese Jahre danken – ich liebe euch!“
Eine letzte emotional eingefärbte und der Entwicklung von Musik und Musikindustrie überhaupt geschuldete Frage muss mir Omar aber dann doch noch beantworten: Auf die Frage „Warum sollte man den „alten“ Medien Vinyl und CD vor den „neuen“ Medien Streaming, Download und Co. den Vortritt lassen?“ erklärt ein bestens gelaunter Omar nach der Feststellung zum Ist-Zustand von „Love In Beats“, dass „Dan Lishs Artwork (welches tatsächlich einen sehr einprägsamen Charakter zu hinterlassen versteht, Anm. d. Verf.) schon alleine so klassisch ist, dass man automatisch eine physische Kopie des Albums haben möchte“, mit den doppelbödigen Worten „There’s nothing like this!“! Ein passenderes Schlusswort für dieses Interview mit dem britischen Soul-Superstar Omar hätte ich mir auch mit noch so viel Kopfschmerzen nicht selbst erdenken können.“
© Michael Arens
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VERLOSUNG!
Der SOUL TRAIN verlost 3 Exemplare von Omar – „Love In Beats“ (CD)!
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Omar“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
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