Bootsy Collins – World Wide Bootzilla
InterviewVerlosung 25. Oktober 2017 Michael Arens
Aktuelles Album: Bootsy Collins – World Wide Funk (Mascot Records/Mascot Label Group/Rough Trade)
William „Bootsy“ Collins, Jahrgang 1951, gehört zum Soul-Schwestergenre Funk wie Martin Luther King oder Malcolm X zur Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der USA – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über den King Of Funk.
Als „der“ Bassist von George Clintons legendären Funkadelic– und Parliament-Band-Legenden hinterließ Bootsy Collins seine ersten, Meilensteinartigen Fußtapfen im weit verzweigten Black Music-Kosmos und schrieb fort an Geschichte: Seitdem er 1968 mit seinem Bruder Phelps „Catfish“ Collins sowie Frankie „Kash“ Waddy und Philippé Wynne The Pacemakers gründete und ab den Siebziger Jahren als ikonischer, innovativer Bassklatscher für George Clinton aktiv wurde, machte Collins immer wieder auch unter eigenem Namen inklusive extrovertierter Optik von sich reden, nicht nur mit seinem eigenen Bandkonstrukt Bootsy’s Rubber Band, sondern schlicht und ergreifend auch unter seinem eigenen Namen Bootsy Collins – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten.
Dabei hörte der charismatische, lebensfreudige, stets humorige Bootsy Collins nie auf, Alben herauszubringen und erarbeitete sich besonders in den letzten zwei Dekaden in Deutschland eine sehr hohe Beliebtheit. Dass es nun aber geschlagene sechs Jahre gedauert hat, bis Bootsy ein neues Album herausbringt – „World Wide Funk“ heißt das wie üblich bestens aufgelegte Stück typischem Bootsy Collins-Fooonks, erschienen auf Mascot Records – ist für ihn selbst keiner Notlage oder sonstigem Zwischenfall geschuldet, wie Bootsy Collins im Interview über die immerhin 15 Albumtitel des druckvollen Monster-Funk-Albums, das selbstverständlich auch auf Vinyl erhältlich ist, erläutert: „Es ist wie eine frische Brise, da ich die Gelegenheit hatte, einige meiner älteren Sachen aufzunehmen, zugleich mit etlichen jungen Leuten zu arbeiten, junge Leute, die es einfach nicht so wie unsere Generation gewohnt sind, „on the road“ zu sein. So mussten sie jetzt mal mehr als dieses Social Media-Ding machen… Eine Menge dieser jungen, talentierten Musiker und Künstler bekommen heute ja gar nicht mehr die Gelegenheit, die Plattform, gehören und gesehen zu werden. Ich wollte diese neue Platte also nicht nur dazu nutzen, für mich neue Sachen auszunehmen, sondern ihr Talent auszustellen. Weißt Du, für mich geht es bei „World Wide Funk“ viel mehr um sie als um mich. Ich habe schon längst für mich dieses Bootzilla-Ding entfesselt, jetzt ist es an der Zeit, Wege für all jene zu finden, die eben nicht die Wahl haben, die ich hatte!“
So ist jeder der Songs von „World Wide Funk“ ein Song, der mindestens einen, oft gleich mehrere musikalische Gäste einlädt, das Bootzilla-Monster weiter und mit viel Kalorien und Kohlehydraten zu füttern: Alissia Benveniste, Manou Gallo, Justin Johnson, Kali Uchis, Snowbunny oder October London sind einige der mehr oder weniger unverbauten Namen des Albums, welches nicht nur deswegen neben dem angestammten Bootsy Collins-typischen Funk auch Soul und immer wieder Hip Hop in seinen Sound einarbeitet.
Dabei ist die Liste der Routiniers, die auf eigene Rechnung ihre ganz eigenen Meinungsmache im weit verzweigten Black Music-Musikkosmos vollzogen haben, wie etwa Victor Wooten, Stanley Clarke, Big Daddy Kane, Chuck D., Eric Gales, Doug E. Fresh, Dennis Chambers oder Neo Soul-Ikone Musiq Soulchild (erst kürzlich im exklusiven SOUL TRAIN-Interview: READ MORE) oder aber Bootsy Collins-Funkateer Bernie Worrell (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten), und nun auf Bootsys „World Wide Funk“ ihr Bestes zum durchdringenden Funk beisteuern, ganz typisch für Bootsy Collins-Alben – einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete und berichtete praktisch unentwegt über alle genannten.
Gerade Letzterer spielte in Bootsy Collins‚ Leben seit je her eine tragende Rolle, nachzuhören im Albumtrack „A Salute To Bernie“, in dem der Meister Bernie Worrell, der, unvergessen, letztes Jahr verstarb, noch selbst Hand anlegte, und über den Bootsy emotionales zu sagen hat: „Es war ein tiefgehender, besonderer Tag, als wir, als er den Song aufgenommen hat. Es war vor etwa fünf oder sechs Jahren. Ich habe so viele Aufnahmen, die wir gemeinsam gemacht haben und ich musste durch all das Material, um herauszufinden, was ich machen würde. Dieser Song hat direkt zu mir gesprochen, denn ich erinnerte mich sofort an den Tag, an dem wir ihn aufgenommen haben. Er (Bernie Worrell) befand sich damals an einem speziellen Platz in seinem Leben und ich konnte ihn fühlen in diesem Song. So kommunizierte Bernie immer: durch sein Keyboard! Als ich an diesem Tag also diesen Song fand, wusste ich sofort: Yeah, das ist es!“
Dass Bernie Worrell nicht der einzige Genius der Black/Urban Musik-Szene ist, der in letzter Zeit von uns gegangen ist, rast also auch an Funk-Gott Bootsy Collins nicht spurlos vorbei, was sicher auch der Grund für all diese Gäste ist, zugleich auch ein guter Grund, es in der Familie zu belassen und sein neues Album „World Wide Funk“ in seinem Studio Zuhause in Cincinatti, Ohio, aufzunehmen, im „Bootzilla Re-Hab“-Studio. Bootsy Collinsdazu: „Ja, wir nahmen etwa 70% des Albums hier im „Bootzilla Re-Hab“-Studio auf. Und dann sind wir da raus gegangen und haben all die anderen Sachen mit all den anderen Leuten aufgenommen. Es hat mir also erlaubt, trotzdem noch in Verbindung zu bleiben zu all den Menschen da draußen, und das ist eine gute Sache…“
Auch der typische Funky Drummer-Habitus aus Bootsys Zeit mit dem Godfather Of Soul James Brown (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete zigfach über Brown) bleibt dem Sound des neuen Bootsy Collins-Longplayers erhalten – ein Aspekt, den Collins ebenso schätzt wie das krasse Reiben einer E-Gitarre oder das schreiende klackern seines Basses, das Bootsy Collins, den Funkateer aus einem halben Jahrhundert Funk-Geschichte, Vergangenheit mit Gegenwart verbinden lässt. „Ja, das ist es genau, was ich erreichen wollte“, erwidert Bootsy und führt aus: „Die Intention was da. Manchmal müssen die Leute einfach wissen, dass Du von irgendwo her kommst. Wenn sie es dann einmal sozusagen im predigenden Stil gehört haben, dann haben sie es auch wirklich gehört… jene, die Ohren haben. (lacht) Weißt Du, alles was ich tun konnte, war, es einfach zu tun, und es zu machen und abzuwarten, ob die Fans es verstehen, oder es zumindest verstehen wollen. Aber ich fühlte mich gut dabei. Alle, die beim Album dabei waren, fühlten sich gut und es war alles in allem ein sehr glückliches Gefühl, das Album aufzunehmen – ich bin soweit, dass es damit los geht!“
Dass Bootsy Collins zusammen mit George Clinton die eine ganz große Funk-Ikone ist, die zusätzlich auch noch den schieren Bass als wichtigste Zutat des Funk inthronisiert hat, ist etwas, auf das Bootsy stolz ist, aber zugleich bescheiden darüber bleibt: „Ich freue mich einfach nur, noch immer dabei zu sein und zu sehen, wie sich einige Dinge entwickelt haben. Und die Menschen gehen auf mich zu, kommunizieren, Ich mache das ja nun schon so viele Jahre, habe mit Jungen, Alten, Schwarzen, Weißen, Grünen, mit Anhängern aller Religionen zu tun gehabt – das ist die Ehre dabei, alles normale, natürliche Menschen! Ich bin so froh, dass das alles so passiert. Musik bringt all das zusammen, und ich kann nicht wirklich derjenige sein, dem dafür der Dank gebührt. Ja, ich bin nachwievor relevant und im Bilde, aber um dafür die Verantwortung zu bekommen, muss man das erst einmal wissen, und ich bin unwissend. Es erstaunt mich immer wieder, wie das alles, wie die Menschen zu mir kommen!“
Bleiben wir mal beim Stichwort Mensch. Nicht nur musikalisch hat Bootsy Collins bis zu diesem Karrierepunkt seine Spuren hinterlassen. Auch seine Stiftung, die Bootsy Collins Foundation, ist ein wichtiges Standbein seines humanen und künstlerischen Erlebens. Bootsy Collins: „Meine Frau leitet die Stiftung. Der Slogan ist: „Say it loud: An instrument for every child!“ (in etwa: „Schrei es hinaus: Ein Instrument für jedes Kind!“, Anm. d. Verf.). Das stammt noch aus meiner Schulzeit, als ich an meiner Schule am Musik-Programm teilnahm. Wir hatten damals Instrumente und es bot sich uns die Gelegenheit, diese Instrumente auszuleihen und zum üben mit nach Hause zu nehmen. Heute dagegen werden Musikprogramme aus den Schulen geworfen und den Kindern ihre Instrumente genommen. Wir also geben den Kindern ihre Instrumente zurück und verbessern so die Schul-Programme, denn in der Realität war es für mich genau das, was mich motivierte, in die Schule zu gehen – die Musik-Stunde. Und für all die Schüler, die gerne eine Musik-Klasse besuchen möchten und ein Instrument lernen möchten, die Eltern sich aber keines leisten können, genau für diese Schüler arbeitet die Bootsy Collins Foundation!“
Funk war immer ein Musikgenre, dass mehr als die meiste anderen Arten von mehr oder weniger populärer Musik Live funktionierte und funktioniert, was hoffen lässt, dass auch die Bootsy Collins-Jünger in Deutschland ihren Bootzilla demnächst wieder Live On Tour erleben dürfen. Bootsy Collins beschließt das Interview mit einem Hoffnungsschimmer: „Wir arbeiten daran, 2018 auch live dabei zu sein – Anweisung des Doktors.“
Was zunächst wie ein Bootsy Collins-typischer Witz klingt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund, wie Bootsy in einem nachdenklichen Moment ausführt: „Weißt Du, ich hatte diesen Tumor an meinem rechten Ohr und sie haben ihn entfernt. Und es war cool, alles andere war davon unbeeindruckt, ich musste nur meine Balance wiederbekommen… ach ja, und ich durfte nicht fliegen. Aber jetzt kann ich es kaum erwarten, man! Das ist auch die Chance, das ganze neue Zeug zu spielen, dass ja nun endlich draußen ist, darauf freue ich mich – my name is Bootsy baby! And hello to all my funkateers out there!“
© Michael Arens / Interview © Mascot Records
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VERLOSUNG!
Der SOUL TRAIN verlost 5 Exemplare von Bootsy Collins – „World Wide Funk“ (CD)!
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Bootsy“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
Mehr Infos zu unseren Verlosungen gibt es hier: SOUL TRAIN-FAQ