Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #45
ClassixColumnHOT TIPReissue 30. April 2019 Michael Arens
Cherry Red Records/Rough Trade: Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!
Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz, aber auch Reggae, Folk und Avantgarde bis zu Rock, Pop und experimenteller, mehr oder weniger zeitgenössischer Musik aus Gegenwart und Vergangenheit brachten immer schon unzählige, große und kleine Klassiker, Stilblüten und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern, Alben und Labels hervor, welche bis heute die Klangfarbe des, im weitesten Sinne, Black Music-Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.
Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb veröffentlichen so regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker jener Genres aus dem letzten sowie dem aktuellen Musik-Jahrhundert erneut, gänzlich neu oder teils erstmalig auf CD heraus bzw. fassen Musik thematisch gebündelt auf Kompilationen unterschiedlicher Couleur zusammen.
Diese erscheinen, oftmals technisch überarbeitet, wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (z.B. zwei Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition, Box Set oder Deluxe-Varianten mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern, biografische und discografische Fakten, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.
Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern, diesen Veröffentlichungen in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.
Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!
FOLGE 45: Thelma, Carrie & Lalomie – Contempo Bianco Jamaica!
Beginnen wir die 45. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade, mit drei der ganz großen Namen im Soul, in Disco und Discosoul der Siebziger Jahre: Thelma Houston, Lalomie Washburn und Carrie Lucas.
„The Devil In Me“ (1977), „Ready To Roll“ (1978), „Ride To The Rainbow“ (1979) sowie die eigentliche Kompilation „Reachin‘ All Around“ von 1982, die Thelma Houstons Karriere nach ihrem Weggang von Kultlabel Motown Records 1979 bebildert, wurden nun von Soulmusic.com Records der britischen Soul-Ikone David Nathan auf einem CD-Doppelpack zusammengefasst (jeweils zwei Alben auf einem Silberling, insgesamt kommen so samt Bonus Tracks 37 Songs zusammen).
Gerade für Motown-verrückte und Fans von Discosoul-Queen Thelma Houston, die der breiten Masse sicher durch ihren Welterfolg „Don’t Leave Me This Way“ in bester Erinnerung sein dürfte, aber auch durch die involvierten Über-Produzenten wie Michael Masser, Van McCoy oder Brian Holland, ist das CD-Doppelpack eine Veröffentlichung, an der man nicht vorbeikommen wird, ein üppiges Booklet samt Liner Notes von David Nathan und jeder Menge Credits und weiterem Infotainment inklusive.
Gleiches lässt sich auch über die liebevoll und umfangreich ausgestattete Reissue von Lalomie Washburns 1977er „My Music Is Hot“ sagen, ein waschechtes SOUL TRAIN-Kolumnen-Highlight!
Ausgestattet mit deutlich mehr Ecken und Kanten ist Lalomie Washburn mit ihrem Set bzw. der Reissue desselbigen, erschienen auf Robinsongs, gerade auch mit den insgesamt acht Bonus Tracks (!) ganz vorne mit dabei und dürfte selbst eingefleischteste Fans Washburns in seinen Bann ziehen – ein weiteres Highlight der hiesigen Kolumne.
Charles Donovan verfasste die liebevoll recherchierten Liner Notes zur Album-Wiederbelebung, die zum nächste Kandidaten des Disco- und Discosoul-Dreigestirns in dieser ehrenwerten Kolumne im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de führt: Carrie Lucas.
„
The Solar & Constellation Albums“ bebildert Lucas‘ Phase mit eben jenen zwei Labels, die Musikgeschichte schrieben und beinhaltet, verpackt in ein elegantes Box Set mit insgesamt drei CDs, ihre Alben „Simply Carrie“, „Street Corner Symphony“, „In Danceland“, Portrait Of Carrie“, „Still In Love“ und „Horsin‘ Around“ aus den Jahren 1977-1984.
David Nathan, auf dessen Label Soulmusic.com Records die herausragende Reissue-Sammlung herausgekommen ist, zeichnete sich selbst verantwortlich für die Liner Notes; üppiges und detailliertes Infotainment im mitgelieferten Booklet, welches auch die größten Fans der Carrie Lucas, einst so etwas wie der Geheimtip unter den Disco-Queens, zufriedenstellen wird, inklusive.
„The Solar & Constellation Albums“ von Carrie Lucas dürfte somit nach den Album-Wiederbelebungen von Thelma Houston und Lalomie Washburn ein weiteres Highlight der heutigen, immerhin 45. Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – sein.
„The Contempo Story 1973-1977“, das 3 CDs lange Box Set aus dem Hause b/g Production/Soul Time, zeigt bereits im eigenen Titel die stilistische Marschrichtung und unterstreicht diese noch einmal nachdrücklich im Album-Untertitel: „The Original Home Of Soul“.
Insgesamt 63 Tracks lang, verteilt auf drei CDs (CD1 „The Right Track“, CD2 „Blowing Up My Mind“ und CD3 „Mr. Superbad“), werden hier auch unter Mithilfe von Kurator John Abbey die Geschicke des Contempo-Labels erneut aufgezeigt, das mit Künstlern wie Major Lance, Cymande, Tettye Swann, Doris Duke, Dorothy Moore, King Floyd oder Oscar Toney Jr., um nur einige ganz wenige zu nennen, Black Music-Geschichte schrieb.
Das inkludierte, 36-seitige Booklet klärt über die Rolle des Labels im Northern Soul-Kosmos auf und zeigt das britische Label mit Höhepunkt in den Sechziger und Siebziger Jahren auf dem Zenith seiner Schaffenszeit, in dem es eine konkrete Rolle übernahm, nämlich US-Amerikanische Soul-Größen in Großbritannien populär zu machen – Mission erfolgreich ausgeführt.
„The Contempo Story 1973-1977 – The Original Home Of Soul“, bestückt ebenfalls mit vielen erstmals auf CD gebannte Titeln, ist somit ein wichtiges Stück Soul-Geschichte und ein unverzichtbares musikhistorisches Dokument, das in keiner Soul-Sammlung fehlen darf – und wieder ein Highlight der heutigen SOUL TRAIN-Reissues- und Kompilationskolumne!
Wir bleiben bei Black Music-gezeichneter Musik, springen aber ein bis zwei Jahrzehnte von den Sechziger und Siebziger Jahren in die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, bleiben zugleich bei unseren britischen Nachbarn.
1989 veröffentlichten Matt Bianco ihr „Indigo“-Album, ihr dritter Longplayer überhaupt, und feierten dabei riesigen Erfolg mit der im typischen Matt Bianco-Latin- und Soulpop-Sound gehaltenen „Don’t Blame It On That Girl“-Single.
„Indigo“, die Neubearbeitung des Cherry Pop-Labels, ist auch gleich drei CDs lang und überaus hochwertig gestaltet und üppig ausstaffiert mit Leckerbissen wie den original zehn Album-Tracks, sagenhaften 37 Bonus Tracks samt Remixes und Alternativen und bis dato unveröffentlichten Alternativ-Versionen und einem 24-seitigen Booklet samt Liner Notes von Phil Harding, das die Herzen von Latin-Jazz-Soul-Pop-Überband Matt Bianco höher schlagen lassen wird und ein weiteres Highlight der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade stellt – bravo.
Bleiben wir in Großbritannien, werden musikstilistisch aber noch breiter und eigenwilliger. King war eine zwischen New Wave, Post Punk, Avantgarde, Chartpop, Modern Romance und dem Independent-Sound pendelnde Band, die ihren größten internationalen Erfolg fraglos mit der noch heute populären Mega-Single „Love & Pride“ hatte.
„Remixes & Rarities“ lautet der unmissverständliche Titel der Doppel-CD, erschienen auf Cherry Pop, die insgesamt 27 rare Tracks lang spezielle Versionen und Varianten und Live-Mitschnitte sowie unbekannte Songs von King ausleuchtet und dies auch mithilfe des kurzen, knackigen Booklets macht, dem ein etwas ausführlicheres Infotainment zwar gut getan hätte, das jedoch somit auf die eigenwillige, aber nach heutigem Ohr sogar gefällige Musik deutet, die wahrhaftig sogar Melodie- und Harmonieführungen aus Soul anführt, seinen eigenen Status, seinen Charakter auszuspielen – faszinierend.
Big Country aus Schottland, gegründet 1981 von Sänger und Gitarrist Stuart Adamson und Gitarrist Bruce Watson, gehört zu einer der international erfolgreichsten schottischen Bands überhaupt. Stilistisch teils virtuos eingenordet zwischen Rock, Pop und Elementen aus Soul und einer New Wave- und Post Punk-Attitüde, die mehr als sonst aus Melodien und Harmonien ihren Geist zieht, veröffentlichten zuletzt 2013 ein reguläres Studioalbum und bringen nun ihr 1995er „Why The Long Face“-Set zusammen mit ihrem Live-Set „Eclectic“ von 1996 erneut auf den Markt.
Die direkt bei Cherry Red Records erschienene Box Set-Offenbarung dürfte mit immerhin vier CDs und insgesamt 65 Tracks (!) in erster Linie Hardcore-Fans von Big Country ansprechen, obgleich „Why The Long Face“ ein durchaus anspruchsvolles, gut durchkonzipiertes, gelungenes Werk war und ist, welches in der Neuauflage in edler Box Set-Verpackung kommt und, wie könnte es anders sein, mit lohnenswertem Booklet samt einer Unmenge an Infotainment und umfangreichen Liner Notes aufwartet – passt.
Chapter One/RPM Records ist das zuständige Label für die Wiederveröffentlichung von Roger James‘ 1973er Soloalbum „Riding Free“, ein Album zwischen Rock, Pop und Folk, produziert von Mark Wirtz und in fließendem Spiel in der Lage, eine Brücke zwischen den genanten Stilen und Country gleichermaßen zu ziehen, was „Riding Free“ auch in der Neuauflage samt diverser Singles aus den Jahren 1968 bis 1972 (insgesamt sind es 23 Titel) zu einem durchaus interessanten Stück Popularmusik der Ära werden lässt.
Unterfüttert mit ausführlichen Liner Notes von Austin Powell und einem mit Infotainment angefüllten Booklet dürfte „Riding Free“, als Neuauflage oder als Original, aber nur einen recht speziellen Hörerkreis ansprechen, der vielleicht genauso polarisiert wie der nächste Kandidat der heutigen, 45. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der SOUL TRAIN-Reissues-, Alben- und Kompilationskolumne: Desmond Dekker.
Doctor Bird veröffentlicht gleich zwei Kompilationen bzw. Album-Neuauflagen Dekkers, der fraglos einer der glorreichsten, inspirierendsten und populärsten Vertreter des recht breit aufgestellten Reggae-Genres war und ist.
„You Can Get It If You Really Want“, Desmond Dekkers vielleicht legendärstes Album von 1970, kommt gleich mit elf Bonus Tracks (!) und einem Booklet samt Klappentext von Harry Hacks, das keine Fragen zu Desmond Dekker und seinem ikonischen Set offen lässt.
Desmond Dekker-Leckerbissen Nummer zwei ist das Album-Neuauflagen-Doppelpack „Action!“ und „Intensified!“, das Desmond Dekker noch in Personalunion mit seiner Band The Aces zeigt und hier auf zwei Silberlingen mit insgesamt 52 Tracks sagenhafte 28 Bonus Tracks (!) präsentiert.
Neben den inkludierten Über-Hits „Israelites“, „007“ und „Ah It Mek’“ sind es die üblichen discografischen und musikbiografischen Spitzen im mitgelieferten, üppigen Booklet, die ihr übriges tun, den Reggae-Auftritt in der heutigen SOUL TRAIN-Reissues-, Alben- und Kompilationskolumne in ein fast monumentales Fundament zu pressen, was man von der dritten Doctor Bird-Veröffentlichung ebenfalls sagen kann: der Albumbündelung „Soul Of Jamaica “ und „Here Comes The Duke“.
Die klassischen zwei Trojan-Alben, kompiliert von Arthur „Duke“ Reid, bebilderten 1968, also vor immerhin einem halben Jahrhundert, festgehalten auf zwei CDs mit insgesamt 52 Tracks, den Stand der Dinge von Rock Steady und sind gerade in der Retrospektive auf dem absoluten Höhepunkt der Reggae-Befindlichkeiten und beeindrucken mit jedem Titel erneut.
Mit von der Partie sind Giganten des Genres wie Tommy McCook, John Holt, The Gladiators oder Alton Ellis, die zugleich auch den engen Genreverbund zwischen Reggae-Ästhetik und den harmonischen und melodischen Grundfesten von Soul bebildern – beeindruckend von Kopf bis Fuß und durch das inkludierte, mehr als üppige Booklet samt erstaunlich detailliertem Infotainment und Liner Notes von Mike Atherton ein kleines Stück Reggae-Kulturgut, dass man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte – unbedingte Kaufempfehlung und frag- und neidlos ein weiteres Highlight dieser ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne.
Vom Reggae zum Jazz. „When Sunny Gets Blue“ vom Gordon Beck Quartett wurde, ganz dem Untertitel „Spring ’68 Sessions“ entsprechend, 1968 aufgenommen und zeigt die Welt des britischen Pianisten Gordon Beck, aber auch jene von Jazz-Sängerin Joy Marshall überdeutlich und glasklar nach und beeindruckt, veröffentlicht von The Gordon Beck Estate/Turtle Records, nachdrücklich.
Aufgenommen in London klingt der Mitschnitt auch ein halbes Jahrhundert später noch exzellent und unglaublich beseelt und zeigt, das richtig guter Mainstream Jazz alles andere als steril klingen kann, ja sogar muss.
Simon Spillett zeichnet in den Liner Notes des der CD beigelegten Booklets mehr als ausführlich die Geschichte zum Album als auch zum Gordon Beck Quartett und zur Sängerin Joy Marshall nach, die ein erstaunlich ausdrucksstarkes, energisches, aber achtsames Organ hatte – ein weiteres Highlights der heutigen SOUL TRAIN-Reissues-, Alben- und Kompilationskolumne, die qualitativ mehr Höhepunkte als sonst zu bieten hat.
Mungo Jerry steht wahrlich nicht zum ersten mal im Fokus dieser ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne. „The Albums 1976-81“ lautet der Titel einer überaus elegant gestalteten Box Set-Veröffentlichung, die gleich fünf CDs anführt, das Phänomen Mungo Jerry aufzuschlüsseln.
Insgesamt 80 Tracks lang (!) kommen hier auch immer wieder Bonus Tracks zum tragen, die mit rund zwei Dutzend einen nicht unwichtigen Anteil am gelingen von „The Albums 1976-81“ von Mungo Jerry, veröffentlicht durch 7T’s Records, haben.
„Impala Saga“, „Lovin‘ In The Alleys Fightin‘ In The Streets“, „Ray Dorset & Mungo Jerry“, „Six A Side“ und „Together Again“ lauten die Titel der neuveröffentlichten Alben Mungo Jerrys, die hier, verpackt in ein edles Box Set und bestückt mit einem üppigen, mit Infotainment angehäuften Booklet, noch einmal einen wichtigen Zeitabschnitt der erstaunlichen Karriere von Mungo Jerry ausleuchten und insbesondere Fans ein breites Grinsen ins Gesicht zeichnen werden.
Um ein breites Grinsen geht es auch bei der Sailor-Werkschau „The Albums 1974-78“, ebenfalls aus dem Hause 7T’s Records, welche die britische Pop-Band zu ihrer erfolgreichsten Ära zeigt und Hits wie das besonders in Deutschland immens erfolgreiche „Girls Girls Girls“ präsentiert, die den stilistischen Weg der Band, die oft als Spaßband missverstanden wurde und wird, feinfühlig nachzeichnet.
Fünf CDs lang sind es hier die Alben „Sailor“, „Trouble“, „The Third Step“, „Checkpoint“ und „Hideaway“, welche die oft eigenwillige Sailor-Klangfarbe zwischen Pop, Glam und Rock und die dem Namen der Band-Unternehmung oftmals entsprechenden Texte wunderbar plakativ bebildern.
Unterfüttert durch ein umfangreiches Booklet und verbracht in ein edles Klapp-Box Set macht „The Albums 1974-78“ von Sailor eine gute Figur, sofern man denn ihre Musik mag, was genauso für die Musik der heute praktisch in Vergessenheit geratenen Bow Wow Wow-Band-Unternehmung gilt.
„Your Box Set Pet: The Complete Recordings 1980–84“ lautet der Titel der edel und elegant aufgemachten, drei CDs langen Veröffentlichung (direkt über Cherry Red Records), welche, der Titel verrät es, vermeintlich lückenlos und insgesamt 67 Songs lang (!) die musikalische Historie von Bow Wow Wow aufschlüsselt.
Die drei klassischen Bow Wow Wow-Alben „See Jungle! See Jungle! Go Join Your Gang Yeah, City All Over! Go Ape Crazy!“ (1981), „When The Going Gets Tough, The Tough Get Going“ (1983) sowie ihre EP „Your Cassette Pet“ von 1980 sind dabei ebenso inkludiert wie eine ganze CD voller „Singles, B-SIdes & Remixes“.
Stilistisch ist die Band, gegründet übrigens seinerzeit von Ex-Sex Pistols-Ikone Malcolm McLaren um die damals noch minderjährige Annabella Lwin und diverse Mitglieder von Adam And The Ants als Perkussionsgetriebener Rhythmusschlagabtausch, der New Wave und Post Punk ebenso bedient wie Tribal, schiere Pop-Frische und Pseudoexotische Allerweltstanzböden – leicht zu hören, aber eben polarisierend.
Lois Wilson steuerte die Liner Notes im inkludierten Booklet bei und wertet das ohnehin überelegante Box Set noch einmal deutlich auf – Brüller.
„White Trails“ lautete 1979 der Titel des dritten und eigentlich letzten echten Albums von Chris Rainbow. Dass der Sänger, Songwriter, Arrangeur und Produzent seinerzeit mit Acts wie The Alan Parsons Project, Culture Club oder Elaine Paige arbeitete, spiegelt sich in diesem Longplayer absolut wieder und liefert einen Sound, der gerade heute und speziell im SOUL TRAIN regelrecht vergöttert wird: Yacht Rock, Schmelztiegel zwischen Rock, Pop, Soul, Funk und Jazz, Liedermacher-Qualitäten sowie, last but not least, der Boogie-Quicklebendigkeit, die insbesondere kalifornische Musik der Ära Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts mit sich führte.
Immer wieder ganz nah am ultraharmonischen Sound der gleitenderen Alben von Alan Parsons Project kommt das Set nun in der Neuauflage aus dem Hause Cherry Red Records mit drei Bonus Tracks (diverse Song-Versionen) und einem als heimlicher Hauptdarsteller der Neuauflage fungierendem Klappentext von Alan Robinson, der keine Details zu Chris Rainbow oder „White Trails“ aufspart und die Veröffentlichung so spielerisch zu einem weiteren, wenn nicht dem einen ganz großen Höhepunkt der heutigen, 45. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – macht.
„C89“ ist ein weiterer Teil jener Veröffentlichungsreihe auf Cherry Red Records, welche die britische Independent-, Rock-, New Wave- und Post Punk-Szene der Ära Achtziger Jahre ausleuchtet.
Verpackt in einen edlen Pappschuber macht das Box Set mit seinen drei Silberlingen keine Gefangene und bietet 72 Songs lang Eigenwilliges von The Odgens, The Family Cat, Newsflash, The Onset, The Mock Turtles, The Stone Roses oder The Orchids, um nur einige wenige zu nennen.
Einmal mehr ist auch hier das inkludierte, umfangreiche Booklet wahrer Hauptdarsteller der Kollektion, die gerade für Fans der stets eigenwilligen, rüden und unaufgeräumten UK-Sounds der Ära Eighties ein Ohr und Herz haben – ein unverzichtbares Stück Musikgeschichte, dass sich nach „C86“ (2014) und diversen Nachfolgern nun mit „C89“ glorreich fortsetzt.
Zum musikalischen Thema perfekt passend kommen The Fall mit der Neuauflage ihres 1997er „Levitate“-Albums, in der Neuauflage ebenfalls direkt über Cherry Red Records erschienen.
Insgesamt 20 Tracks lang stellt das Album das letzte Set von The Fall dar, welches noch Drummer Karl Burns und Bassist Steve Hanley beherbergte, eine Zäsur im Karriereverlauf von The Fall, die den Longplayer seinerzeit übrigens produziert haben in Edwyn Collins’ Studio in West Hampstead, London.
Die Doppel-CD, auch erhältlich als Dreifach-Vinyl, stellt neu abgemischt einmal mehr den musikgeschichtlichen Kontext von The Fall heraus und punktet einmal mehr mit dem üblichen Infotainment im inkludierten Booklet, was ebenfalls auf „I Am A Resident!“, dem irgendwie neuen Album der Residents aus San Francisco, zutrifft.
Die Doppel-CD zeigt The Residents aber nicht nur als aktuelle Band sondern mit ganz neuem Konzept: Die Band verarbeitet eigenes Material zu völlig umgedachten Soundkonzepten, in welchen Fans der Band Residents-Material coverten, das hier nun von der Band selbst bearbeitet und überarbeitet wurde – ein einmaliges Konzept, das musikalisch aber auch mindestens herausfordernd sein dürfte – sei’s drum.
Erschienen bei The Cryptic Corporation/Cherry Red Records macht „I Am A Resident!“ hier eher als Gesamtkunstwerk denn als innovatives, wirklich neues The Residents-Studioalbum von sich reden, was sicher wiederum, der Kreis schließt sich, die Fans der mittlerweile legendären Formation begeistern wird.
Jacksonville, Florida war 1971 der Gründungsort für Molly Hatchet. „Fall Of The Peacemakers 1980-1985“ lautet nun der Titel des neuen Box Sets der von Gitarrist Dave Hlubek und Sänger Danny Joe Brown gegründeten Molly Hatchet-Formation, die dem Southern Rock ein neues Gesicht gegeben haben, nachdem Lynyrd Skynyrd durch jenen legendären Flugzeugabsturz eine Lücke in das Genre rissen und Molly Hatchet ihre Chance gekommen sahen.
„Fall Of The Peacemakers 1980-1985“, konzipiert als elegantes Box Set samt dem üblichen Infotainment im üppigen, inkludierten Boklet, liefert vier späte Molly Hatchet-Alben, aufgeteilt auf vier CDs, auf die das zuständige Label HNE Recordings jede Menge Bonus Material wie Live-Mitschnitte und alternative Versionen packte, die sicher insbesondere Molly Hatchet-Fans frohlocken lassen werden.
Gleiches dürfte auch für “Reel to Real: The Archives 1987-1992”, dem Box Set von Graham Bonnet, ebenfalls aus dem Hause HNE Recordings gelten, das sich, edel verpackt in ein Box Set mit drei CDs und mit Infotainment angereichertem Booklet bestückt, auf die rund fünf Jahre konzentriert, in denen sich Graham Bonnet aus seiner Zweitheimat Australien zu „Wort“ meldete.
Insgesamt kommt das edle Box Set so auf 42 Songs, von denen einige sogar bis dato unveröffentlicht waren – einmal mehr glasklar eine Sache für die Hardcore-Fans, ebenso wie „The Curved Air Rarities Series Volume 3: The Second British Rock Meeting 1972“, das einen recht eigenwilligen Live-Einblick in die großartigste und erfolgreichste Zeit von Curved Air präsentiert – die frühen Siebziger Jahre – auch das sicher eher eine Angelegenheit für Hardcore-Curved Air-Fans und solche, die es vielleicht noch werden wollen.
Nicht weniger polarisierend dürfte die Reihe mit musikalischen Neuinterpretationen der Artus-Sage sein – „Excalibur“, die etliche Gäste anführt, welche die stilistischen Grenzen zwischen den Musikgenres im Kreis von Rock, Pop, Soul und Co. und selbstredend folkloristischen Betrachtungsweisen keltischer Musik aufweichen und mit Moya Brennan (Clannad), Martin Barre (Jethro Tull), Les Holroyd (Barclay James Harvest), Mick Fleetwood & Jeremy Spencer (Fleetwood Mac), John Helliwell (Supertramp) sowie Billy Preston, Fairport Convention, Didier Lockwood, Jacqui McShee (Pentangle) oder Geoff Downes (Asia), um nur einige wenige zu nennen, prominente musikalische Figuren beheimatete und beheimatet.
„Excalibur – The Ladies Of The Lake“ und „Excalibur III – The Origins“ (Alan Simon ist der federführende Künstler), beide Reissues als Teil der Trilogie erschienen bei Babaika Productions, wurden edel verpackt und aufwendig gestaltet, und wurden auch durch eben jene beeindruckende Gästeliste zwischen Rock, Pop, Folk aber auch Progressive- und Krautrock zu echten Besonderheiten im schier undurchdringlichen Cherry Red Records/Rough Trade-Veröffentlichungsdschungel, eine Beschreibung, die auch auf den Absacker der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade zutrifft, der einmal mehr dem Country-Genre entnommen ist: Hank Snow mit der Morello Records-Doppel-CD-Neuauflage gleich vier seiner klassischen Alben, „Railroad Man“ (1963) und “Hank Snow Sings In Memory Of Jimmie Rodgers” (1970) auf CD1 sowie “Tracks & Trains” (1971) und “The Jimmie Rodgers Story” (1972) auf CD2 zeigen Hank Snow noch einmal als eine der größten und ikonischsten Country-Superstars überhaupt.
Tony Byworth schrieb einmal mehr den Klappentext zur Alben-Neuauflage und lässt so die schmerzlich vermissten Bonus Tracks Geschichte werden, spricht doch die Musik des Hank Snow, eigentlich sogar Kanadier, selbst Bände, auch, wenn man, so viel Ehrlichkeit muss sein, schon eingefleischter Freund und Liebhaber des Country & Western-Genres ein sollte, in den vollen Genuss Hank Snows und der vorliegenden Doppel-CD mit immerhin vier Alben im Zuge der „4 Classic Albums On 2 CDs“-Reihe zu kommen, womit wir einmal mehr am Ende der heutigen, immerhin 45. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Kompilationen, Werkschauen, Reissues, neuen Alben und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – wären. Ich freue mich auf Folge 46!
[Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete immer wieder, in vielen Fällen wiederholte male über die meisten der in dieser Kolumne genannten Musiker, Komponisten, Produzenten, Arrangeure, Schauspieler, Autoren, Künstler, Bands, Musikprojekte, Labels und Co. Alle in dieser Kolumne vorgestellten Veröffentlichungen sind grundsätzlich entweder als Einzel-CD, Mehrfach-CD bzw. als Box Set erschienen und sind zu beziehen und werden vermarktet und vertrieben über Cherry Red Records/Rough Trade!]
© Michael Arens
SOUL TRAIN HOT TIP!
Thelma Houston – „The Devil In Me/Ready To Roll/Ride To The Rainbow/Reachin‘ All Around“
Lalomie Washburn – „My Music Is Hot“
Carrie Lucas – „The Solar & Constellation Albums“
Matt Bianco – „Indigo“
Chris Rainbow – „White Trails“