Nicole Johänntgen – Henry III
ReviewVerlosung 10. Mai 2021 Michael Arens
Nicole Johänntgen – Henry III (Selmabird Records)
Saxophonistin Nicole Johänntgen präsentiert mit „Henry III“ ihr erstes Live-Album (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete).
New Orleans Jazz ist eine der großen Triebfedern von „Henry III“, das vielschichtig und auch mutig zwischen den Jazz-Welten hin- und herschwingt und anspruchsvolle Musikalität mit immer wieder aufkeimender Kurzweil paart, was sich gut und erfrischend neu anfühlt – das Alleinstellungsmerkmal lässt grüßen.
Dass ihre drei Co-Musiker Jon Ramm (Posaune), Steven Glenn (Sousaphon) und Paul Thibodeaux (Schlagzeug), mit denen Nicole Johänntgen bereits drei Studioalben aufgenommen hat, aus dem Herzen nordamerikanischem Jazz-Verständnisses – dem Big Easy New Orleans -, stammen, spricht nicht nur in der Klangfarbe, sondern auch beim selbstverständlichen und organischen Zusammenspiel aller Beteiligten eine deutliche Sprache.
Aufgenommen lange vor der Corona-Pandemie im Jazzclub Domicil in Pforzheim hinterlässt „Henry III“ der sympathischen Nicole Johänntgen und Band immer dann den größten und lange nachschwingendsten Eindruck, wenn handgemachter, teils mit dem Mut zur Lücke gespielter, eigentlich akademischer Mainstream Jazz oder gar Bebop auf Funk, Soul und eben New Orleans Jazz trifft, sodass man dem Album durchaus eine Coolness zuschreiben darf, die einmal mehr ein großes und großartiges, herzliches Alleinstellungsmerkmal mit sich führt.
Geschrieben und produziert wurde das Live-Set von Nicole Johänntgen selbst, was den Zusammenhalt zwischen den Songs erklärt und einem weiteren, kleinen, aber spürbaren Element zuspielt: der Humor, denn „Henry III“ nimmt sich selbst, anders als viele E-Musik-Jazz-Alben zeitgenössischer Prägung, nicht über alle Massen ernst und kann Selbstironie ebenso wie gespielte und damit gelebte Unbeschwertheit – Titel, die beispielsweise „Fahrtwind“, „Discoland“ oder „Guetnachlied“ als Namen tragen, sprechen da bereits eine deutliche Sprache.
Dass „Henry III“, das neue Album, das neue Live-Album, von Saxophonistin Nicole Johänntgen so, im positivsten Sine, besonders geworden ist, verdankt die Saarländerin zugleich ihrem präzisen Gespür für Timing und Abwechslungsreichtum und einem Herz für echten Groove, und gerade der ist bei „III“ in aller Pracht und in all seiner Stilblüte vorhanden: „III“ von Nicole Johänntgen ist kein normales, standardisiertes Jazz-Album mit Stempel und Gravur der verkopften Jazz-Polizei, es ist schlichtweg anders, und das ist gut so, einer Hommage an Zydeco (mit gleichnamigem Titel), eine der hierzulande eher noch viel zu wenig bekannten Jazz-, Folk- und Americana-Unterströmungen aus den Sümpfen Louisianas, inklusive.
Nicole Johänntgens „Henry III“ ist neben den üblichen Digital- und Streamingkanälen selbstverständlich auch auf CD sowie auf dem im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de so immens beliebten Vinyl erhältlich – Recht so.
© Gregor Poschoreck
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