Rocket Men – The Orbiter Sessions
Review 7. Juni 2024 Michael Arens
Rocket Men – The Orbiter Sessions (Rocket Men/JazzLab/Broken Silence/The Orchard)
Wenn eine Band, eine Formation, eine künstlerische, musikalische Zusammenkunft mehrerer Individuen, einen gänzlich eigenen Stil, ein eigenes Genre schafft, erschafft, dann die Rocket Men, mit Mitgliedern aus Hamburg, Berlin und Leipzig (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete).
„The Orbiter Sessions“ ist das mittlerweile vierte Album der Rocket Men-Formation und bewegt sich im selbst definierten „Drum and Space“-Genre, nimmt dabei Elemente aus Drum and Bass, aus Breakbeat und aus technoiden Sphären, wobei als Konterpunkt jede Menge jazzige Einstreuungen, die aus Jazz Fusion, aus Bebop und aus einem halben Dutzend weiterer Jazz-Stilblüten bestehen, sozusagen als Kern und Herz jenes Drum and Space bestand haben: knochentrockener, elektronisch getriebener Groove, Groove, Groove ist dabei, Musikstil hin oder her, das vielleicht augenscheinlichste Element des Sets.
Dass dies alles auch unter Zuhilfenahme von schierem Rock und elegantem Pop so cool klingt, wie diese Beschreibung es suggeriert, ist erstaunlich, und reißt mit. Zugleich ist es jedoch unbedingt erforderlich, ein offenes Ohr für all jene stilistischen Winkelschläge und Haken und Ösen zu haben sowie Übung darin, Musik in seiner vollen Entfaltungskraft ganz in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Ist dem aber erst einmal so, gerät man unweigerlich in den Bann von „The Orbiter Sessions“ der Rocket Men, das von jenem Groove und von Vorwärtsdrall, aber eben auch von Jazz-Improvisation und dem New Age und dem Space Rock sowie auch dem Gefühl des Siebziger Jahre Blaxploitation-Phänomens lebt.
Dass zu den Inspirationen der Rocket Men, die ihr Album im Alleingang geschrieben, komponiert haben, so grundlegend unterschiedliche Künstler und Acts wie die unvergleichlichen Pink Floyd, Sänger, Komponist und Beatbastler Thom Yorke (Radiohead) oder „Die Planeten“ des britischen Komponisten Gustav Holst (der SOUL TRAIN berichtete bereits diverse male über alle genannten) gehören, überrascht wenig, sind die Schichten und Lagen und Ebenen von „The Orbiter Sessions“ von Rocket Men doch deutlich hör- und letztlich spürbar; zugleich ist es die oft regelrecht aufgeräumte Instrumentierung, die das Salz in der vielschichtigen Drum and Space-Suppe macht.
Die Rocket Men liefern mit ihrem neuen, vierten Longplayer „The Orbiter Sessions“, wenig überraschend auch auf dem Sound und der Attitüde absolut angemessenen Vinyl erhältlich, ein Album ab, das noch lange nachschwingt und ein erfrischend selbstverständliches Gefühl der eigenen musikalischen Ideologie und nicht zuletzt dem unbedingten Alleinstellungsmerkmal regelrecht zelebriert – faszinierend.
© Holger S. Jansen