Charles Bradley – Changes (Dunham/Daptone Records/Groove Attack)
Bis Charles Bradley (der SOUL TRAIN berichtete mehrfach: ST#54) vor gerade mal fünf Jahren, mit über 60, mit „No Time For Dreaming“ sein erstes Album veröffentlichte, hatte er immer wieder viele Tiefs und Hochs zu bewältigen, die sich seither in seinen Alben als ungemein intensive, textliche und gesangstechnische Abgründe auftun und dem traumhaft schönen Instrumental-Beiwerk seines Labels Daptone Records und dessen Hausmusikern erst die richtige Schärfe geben.
So ist die Stimme Charles Bradleys auch bei seinem neuen Album „Changes“ Hauptaktionär des genialen Sounds der nicht nur durch die Daptone Records-Hausband Menahan Street Band sondern gleich vom Grossteil des Daptone-Label-Künstler-Rosters inklusive der Budos Band, den Dap-Kings und The Extraordinaires sowie den Backgroundstimmen der Sha La Das, der Gospel Queens und last but not least von Saun & Starr (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über alle genannten) abgedeckt wird.
Das auf dem Daptone Records-Sublabel Dunham veröffentlichte „Changes“-Werk hat dabei alles, was ein glorreiches Deep Funk-Album mit retrospektivem Charakter und ganz großer Authentizität haben muss: strukturierte, aber nie glatt polierte Arrangements, orchestrale Spannungsbögen, Gänsehautmomente zwischen Soli, Texten und der Stimme des Frontmannes sowie jene Ecken und Kanten, die ein Album auf der Höhe musikalischer Handwerkskunst im Zeichen einer Momentaufnahme, denn das ist es doch, was ein Album nun mal ist, eben so haben muss.
Selbstredend war auch wieder Daptone-Lunge Thomas Brenneck produktionstechnischer, langer Arm von „Changes“, welches so intensiv herausschreit, was seit Charles Bradley-Album Nummer 1 immer klarer wird: der Mann wird mit jedem Album selbstbewusster, selbstverständlicher – besser.
Dass Bradley mit 14 Jahren im legendären New Yorker Apollo Theater sein großes Vorbild und seine noch heute deutlich spürbare Inspiration James Brown (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) live erlebte, klingt mehr als einleuchtend; fast könnte man meinen, Bradley sei eine Art späte Reinkarnation des Godfather of Soul Brown, auch, wenn das dem intensiven, fast explodierenden Talent von Charles Bradley nicht wirklich gerecht werden würde.
„Changes“ ist eine kleine Soul-Offenbarung und hat sich mit Recht die Auszeichnung „SOUL TRAIN HOT TIP“ verdient. Bleibt zu hoffen, dass Charles Bradley seiner neuesten Kreation, die selbstredend und einmal mehr auch auf Vinyl erscheint, noch viele, viele intensive, einem kraftvollen, aufwühlenden, inspirierenden Schlag ins Gesicht gleichkommende Alben wie diesem hier folgen lassen wird.
© Michael Arens
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