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Astrid North – Intention der Kräfte Astrid North – Intention der Kräfte
Aktuelles Album: Astrid North – Precious Ruby (Astrid North Records/Believe Digital/Soulfood) Ihre Stimme ist edler, formvollendeter Soul voller Schönheit und Natürlichkeit, ihre Musik andersartig:... Astrid North – Intention der Kräfte

Aktuelles Album: Astrid North – Precious Ruby (Astrid North Records/Believe Digital/Soulfood)

Ihre Stimme ist edler, formvollendeter Soul voller Schönheit und Natürlichkeit, ihre Musik andersartig: Astrid North, alleine aufgrund ihrer sympathischen, sehr natürlichen, bodenständigen Erscheinung ein gerne gesehener „Dauergast“ in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nummer 1 – dem SOUL TRAIN.

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Photo @ Kristin Schnell

Jene Musik, die Musik ihrer bisherigen Solo-Alben „North“ aus dem Jahre 2012 sowie ihres 2014er „Live“-Sets, sind musikalisch insofern etwas andersartiges, anderes, als dass sie sich auf der einen Seite nicht eingruppieren lässt, Anteile aus Soul und Funk, aus elektronischer Musik und Pop, aus Jazz und Blues, aus Gospel und Roots, aus Folk und Weltmusik aber auch aus Retrospektive und Zeitgeist verquickt und verschmelzt, auf der anderen Seite einen großartigen, authentischen Fokus auf Inhalte – Texte – legt, was im Zusammenwirken eine oft melancholische Einfärbung bekommt; in den Spitzen sogar stark an eine Art düstere Introvertiertheit stößt: eine faszinierende, eigenwillige aber eben auch einzigartige Mischung, die Astrid North, Ex-Stimme der Cultured Pearls oder des Soulounge-Musikerkonglomerats (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über beide) da ihr Eigen nennt.

Nachdem jenes Solo-Erstlingswerk „North“ eine erstaunlich breit Fangemeinde freisetzte, entschied sich Astrid Karina North Radmann für ihr neues Album „Precious Ruby“, ihrer Großmutter gewidmet, die Grundlagen der Entstehung – die Finanzierung – ganz in die Hände der Fans zu legen und organisierte die Durchführbarkeit des 10 Titel langen Werkes durch Crowdfunding, welches im Handumdrehen zum gewünschten Erfolg führte.

„Precious Ruby“ lebt nach Aussage der Presseinfo von „Intimität, Roughness, Erdigkeit, Ehrlichkeit“, was der eingangs erwähnten Soundidentifikation der Ausnahmesängerin Astrid North mit der wunderbaren, fast magisch agierenden, seidenen Soul-Stimme sehr nahe kommt: Astrid North ist ein eigenständiges Klanguniversum, welches seine Kraft aus der Authentizität und der Lebenskraft der Hauptprotagonistin zieht, die hier fast alle Zügel in der Hand hielt und dem Album, übrigens und unter anderem auch aufgenommen in der Wiege der Black Music, Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba (dazu später im Interview mehr), so ein unbedingtes, faszinierendes, gut geschmiertes Alleinstellungsmerkmal gab.

Die zehn tiefschürfenden, introvertierten, auch mal intensiven, stets sehr intim wirkenden Songs von „Precious Ruby“ nutzt North, ihrer Stimme einen Nachdruck zu verleihen, der sich im Kern auf Inhalte und Nachhaltigkeit und ein, man darf es ruhig wiederholen, Alleinstellungsmerkmal bezieht: „Precious Ruby“ ist Besonders, und das ist ein unbedingtes, ungeschöntes Kompliment. Zugleich fordert das Album zum näheren Hinhören auf, denn eines ist das neue Album der in Berlin geborenen texanisch-deutschen Soul-Ausnahmeerscheinung Astrid North ganz bestimmt nicht: seelenlose und flüchtige Fahrstuhlmusik im Zeichen von Kurzweil und Bedeutungslosigkeit – „Precious Ruby“ will gehört werden!

Eine wie immer überaus sympathische und erstaunlich bodenständige Astrid North beantwortete Attitüdelos und direkt alle Fragen, die wir ihr im exklusiven SOUL TRAIN-Interview in Zusammenhang mit ihrem neuen, wunderbaren Album „Precious Ruby“ stellten…

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Photo @ Kristin Schnell

Michael Arens: „Über dein neues Album heißt es, dass der Sound ein „völlig anderer“ sei, aber genau das kann ich gar nicht bestätigen, ganz im Gegenteil: Für mich schreitet der Sound deines ersten Soloalbums „North“ mit dem neuen Set mit gutem Tritt voran…“

Astrid North: „Ich finde jetzt auch nicht, dass ich bei „Precious Ruby“ völlig andere Musik mache. Ich finde allerdings schon, dass die Umsetzung der Stücke einfach eine völlig andere ist und auch anders instrumentiert ist und für mein Gefühl ein bisschen weicher ist…“

Michael Arens: „…eben voranschreitend.“

Astrid North: „Ja, das ist doch super…“

Michael Arens: „Auch der nachdenkliche, melancholische Unterton von „North“ ist beim neuen Album sehr schön beibehalten worden.“

Astrid North: „Ich glaube tatsächlich, dass die Stücke irgendwie so kommen, und noch bin ich nicht bei „Happy Go Lucky“ angekommen. (lacht) Das kommt irgendwie einfach melancholisch raus…“

Michael Arens: „“Precious Ruby“ ist ja anders als der Vorgänger durch ein Crowdfunding finanziert worden. Hat das etwas mit dem Album, dem Sound aber auch dem Gefühl des Albums gemacht?“

Astrid North: „Musikalisch oder künstlerisch nicht. Ich muss schon gestehen, dass ich die 100% Finanzierung relativ schnell erreicht hatte, darüber war ich natürlich schon froh. Dass es Menschen da draußen gibt, die die Katze im Sacke kaufen und mir vertrauen, meine Musik oder das, was ich mache, zu unterstützen, obwohl sie ja gar nicht wissen, was jetzt kommt. Das hat mich im selbstbewusster gemacht…“

Michael Arens: „Beim neuen Album hast Du fast alles selbst gemacht, die so wichtigen, vielschichtigen Texte geschrieben, produziert, dich um alles persönlich gekümmert… Tust du dich schwer, Dinge aus der Hand zu geben?“

Astrid North: „Ich habe ja beim ersten Album „North“ nicht alles alleine gemacht. Bei diesem Album habe ich viel, viel mehr in Eigenregie gemacht, obwohl zugleich auch nicht alles, da ich ja kein Multiinstrumentalist bin. Zeitlich und nervlich ist es bestimmt einfacher. Ich fand, dass es eine schöne Erfahrung war. Heute frage ich mich natürlich auch, wie ich das geschafft habe und bedanke mich bei meiner Familie und meinen Kräften, dass es irgendwie hingehauen hat. Wie Du schon gesagt hast, es war dann auch echt viel, aber eben doch machbar. Es hat mir Spaß gemacht, aber ich habe ja nun nicht wirklich ALLES selbst gemacht…“

Michael Arens: „“Precious Ruby“ ist deiner Großmutter gewidmet. War von vorneherein klar, dass dem so sein wird?“

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Aktuelles Album: Astrid North – Precious Ruby (Astrid North Records/Believe Digital/Soulfood)

Astrid North: „Ja. Eigentlich hatte ich das schon für das erste Solo-Album überlegt. Während dieser Zeit, als ich dafür im Studio war, starb meine Großmutter. Musikalisch, vom Schaffensprozess her, passte das dann damals aber nicht so. Also entschied ich mich, dass ich auf jeden Fall eines meiner Alben mit diesem Namen machen würde und ihr widmen würde, aber eben nicht „North“. Als ich dann für das neue Album diese Crowdfunding-Sache anfing hatte ich schon viele Stücke zusammen und da wusste ich dann, dass das Album so heißen wird – „Precious Ruby“. Unter anderem auch, da ich eben für dieses Album sehr viel alleine gemacht habe und meine Großmutter für ihre Generation auch eine sehr selbständige, selbstbewusste Frau war. Also habe ich ihr das Album gewidmet und ihre Kraft mitgenommen, was ich gar nicht irgendwie esoterisch meine, sondern rein gefühlstechnisch, meine Oma halt…“

Michael Arens: „Hätte sich deine Großmutter das neue Album auch selbst angehört?“

Astrid North: „Puh… (überlegt). Das weiß ich nicht. Ich denke schon. Meine Oma mochte Blues und Country sehr gerne, auch, wenn auf „Precious Ruby“ nicht sooo viel Country drauf ist (lacht). Aber bluesig ist es ja trotzdem. Meine Oma war jetzt auch nicht die Musikfanatikerin, so dass sie das stilistisch auseinander nehmen würde. Sie würde sich das anhören und wäre stolz, dass ihre Enkeltochter das gemacht hätte, und weiter geht es, ganz normal eben… Sie wusste, dass ich Musik machte, war längere Zeit in Deutschland, auch auf Konzerten von mir…“

Michael Arens: „Die geliebte Oma halt…“

Astrid North: „Genau. Im Endeffekt wollen wir doch alle nur, dass es allen gut geht und wir uns über Wasser halten können.“

Michael Arens: „Stimmt. Doch zurück zu „Precious Ruby“. Das Album hat als CD eine großartige Optik und kommt mit einem wunderbaren Faltposter, welches neben dem Coverfoto und den Credits zum Album auch alle Texte liefert. Da wir im SOUL TRAIN ja, ganz altmodisch, prinzipiell PRODUKTE, und eben nicht nur die Musik selbst, besprechen, interessiert mich dieser Teil besonders: War das mit dem Faltposter auch deine Idee?“

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Photo @ Kristin Schnell

Astrid North: „Na ja, ich habe halt mit den Grafikern gesprochen, die auch mein erstes Solo-Album „North“ sowie mein zweites Album „Live“ gemacht haben, ob sie dieses mal Lust hätten, auch wieder dabei zu sein. Und irgendwann hieß es, dass sie sich ein Faltposter ganz gut vorstellen könnten. Ich war mir erst unsicher, da ich ein klassisches Booklet – so ein kleines Büchlein – ganz gut finde. Die haben dann von mir die Texte bekommen und haben mir dann eine Seite mit Texten präsentiert und hatten das so schön gemacht, dass ich sofort begeistert war. Also das war deren Idee…“

Michael Arens: „Ebenfalls fällt mir auf, dass auf der CD dein Vorname gar nicht mehr auftaucht, sondern sozusagen „North“ als Marke dargestellt wird…“

Astrid North: „Ja, das hatte ich ein wenig überlegt, aber es passte nicht so richtig. Ich habe dann mit den Grafikern überlegt, aber es passte schlichtweg nicht mehr so schön dahin.“

Michael Arens: „Zurück zur Musik. Beim studieren des prall gefüllten Faltbooklets ist mir immer wieder Addis Abeba, Äthiopien, ins Auge gesprungen. Erzähl‘ mal!“

Astrid North: „Ich bin vor drei Jahren mit einer Freundin nach Addis Abeba gereist. Dort habe ich einen Amerikaner kennengelernt (Kenny Allen, Anm. d. Verf.), der vor zwölf Jahren nach Addis Abeba gegangen ist und dort hängen geblieben ist und mit dem wir spontan in einem Club gespielt haben, Songs vom „North“-Album. Er ist nicht nur Sänger und Songschreiber sondern auch Produzent. Also haben wir uns getroffen und an einigen Stücken zusammen gearbeitet. Die Produktion selbst wollte ich dort nicht machen, aber ich fragte ihn, ob er die Gesänge dort mit mir aufnehmen wollte, da ich das tatsächlich noch nie so gut vorher gehört hatte. Er sagte sofort zu, und zuerst dachte ich, dass ich das zeitlich nicht schaffe, nochmal nach Addis, gerade mit den Kindern und so. Also habe ich das hier Zuhause alles selbst aufgenommen, fand es aber scheiße. Also habe ich ihn wieder angerufen, und dann haben wir in sieben Tagen das Album eingesungen und er hat sozusagen den Vocal-Produzenten gemacht und meine ganzen Vocals aufgenommen.“

Michael Arens: „Gerade Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba gilt heute als die Schmiede des Black Music-Verständnisses um Soul, Funk, Jazz und Co. Hat sich dieser Geist auch irgendwie in der Klangfarbe oder im Gefühl von „Precious Ruby“ widergespiegelt?“

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Photo @ Kristin Schnell

Astrid North: „Ja! Ich finde, wenn ich mir die Gesänge anhöre, die ich alleine vorher aufgenommen habe und mir nun das Album anhöre ist das ein unfassbarer Unterschied, unabhängig davon, ob es nun besser oder schlechter gesungen ist. Von der Attitüde her ist es wesentlich entspannter geworden, viel selbstbewusster gesungen und es ist eine andere Energie. Für mich klingt es tatsächlich einfach entspannter und im Endeffekt ist es dann doch auch besser gesungen, da er die Fähigkeit hatte, mich zu motivieren und ein bisschen zu weisen um mir genau sagen zu können, auf sehr diplomatische Art, wo und wann ich was verändern muss. Ich als Sensibelchen war da nicht geknickt, sondern fand das eher super. Was ich daran toll fand, war, dass er eben auch selbst Sänger ist, wodurch ich merkte, dass er ein anderes Gefühl dafür hat, sodass ich irgendwann da ankomme, wo ich ankommen möchte, ohne das meine Gefühle verletzt werden.“

Michael Arens: „Gefühle sind ein gutes Stichwort. Deine Musik lebt ja vor allen Dingen von deinen Texten, die sehr vieles zu sagen haben. Es muss doch sicher sehr schwierig sein, all das in eine strukturierte Form zu bringen, in zehn Stücke, die richtig aneinandergereiht ein Album ergeben sollen…“

Astrid North: „Ja, fand‘ ich schwierig! (lacht) Ich bin schon glücklich, dass ich überhaupt mit diesen zehn Songs vom neuen Album fertig geworden bin. Ursprünglich waren es natürlich mehr. Ich habe dann aber eine Auswahl treffen müssen, sowohl aus zeitlichen Gründen, sowie finanziell, aber auch auf emotionaler Ebene, wo was zusammenpasst, wozu ich noch eine Verbindung habe, wozu nicht mehr so. Einige habe ich dann zurückgestellt, weil sie noch Zeit brauchen oder vielleicht besser auf ein anderes Album passen. Ganz schlimm war die Reihenfolge, wo ich dem Masteringmenschen schon am nächsten Tage wieder alles über den Haufen geworfen habe… das fand ich total schwierig, und habe da ganz ehrlich auch gar keinen Bock drauf gehabt…“

Michael Arens: „… weil Du sicher, so wie ich dich bis jetzt kennengelernt habe, auch extrem selbstkritisch bist und am liebsten noch jetzt, wo das Album – die CD – produziert ist, noch alles ändern wollen würdest…“

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Photo @ Kristin Schnell

Astrid North: „(lacht) Ja klar. Seit ich das Mastering abgenommen habe, habe ich mir das Album nicht mehr angehört, bis auf „Miss Lucy“, da wir dazu ja das Video gedreht haben…“

Michael Arens: „Ein Album ist halt immer auch „nur“ eine Momentaufnahme…“

Astrid North: „Genau. Aber das muss man sich selbst halt auch immer wieder sagen. Vor allen Dingen ist es ja für einen selbst eine Momentaufnahme. Aber in dem Moment, wo man etwas damit machen möchte, auftreten, oder mit der Presse drüber sprechen möchte, fühlt es sich immer wie ein Lebenswerk oder so was an. So ein Quatsch… (lacht)“

Michael Arens: „Manchmal ist ja gerade das Unperfekte das Charmanteste.“

Astrid North: „Ja, also wenn man sich alte Aufnahmen von Nina Simone anhört, kommt man schon ins grübeln. Letztens habe ich dann die erste Platte von Des’ree (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Nina Simone und Des’ree, Anm. d. Verf.) gehört, und ich kenne das ja von meinen eigenen Aufnahmen, ich bin auch nicht die perfekte Intonationssängerin, aber da ist so einiges schief und krumm, aber es ist scheiß egal, weil das Stück so toll ist und auch die Intention des Songs. Aber auch da hat sich, glaube ich, das Gehör der Menschen verändert…“

© Michael Arens

Astrid North – Miss Lucy (Official Music Video):

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