Carmen Souza – Creology
Review 17. Juli 2017 Michael Arens
Carmen Souza – Creology (Galileo MC)
Unter allen so genannten Weltmusik-Acts dürfte Carmen Souza sicher so etwas wie ein „Stammgast“ in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – sein.
Auch ihr aktuelles, neues Werk, mit dem Richtungsweisenden Titel „Creology“ bestückt, zeigt deutlich warum: Trotz der Wahrung ihrer Kapverdischen Geschichte und damit ihres Kapverdischen Musikverständnisses setzt Souza ihre Musik mit großartiger Selbstverständlichkeit und gleichzeitiger Verspieltheit um, die trotz jenes Ethno-Habitus ebenso in Soul, in Jazz oder in Folk funktionieren wird – Carmen Souza ist vermutlich eine der wenigen Künstlerinnen, die vom gesamten Black Music-Kosmos verehrt wird.
Einmal mehr entstand auch „Creology“ in enger Zusammenarbeit mit Theo Pascal (der SOUL TRAIN berichtete auch über ihn immer und immer wieder), mit dem sie den Longplayer gemeinsam als Produzent komponierte und arrangierte; zudem liefert Pascal als Bassist und Perkussionist auch einen Teil des erzlebendigen, fast stoisch von Spielfreude durchsetzten Klangteppich von „Creology“.
Die Themen sind auch hier jene, die Carmen Souza, geboren in Portugal mit Kapverdischen Wurzeln und wohnhaft in London, England, seit ihrem Karrierebeginn vor über zehn Jahren beschäftigt: Kapverdische Problematiken wie den Spätfolgen von Kolonialisierung oder der Sklaverei, anklagende Poesie in Richtung von sozialen, kulturellen und politischen Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten sowie immer wieder die Geschichten der vielen ehemaligen, vorwiegend portugiesischen Kolonien des Planeten.
Karibische und Kontinentalafrikanische Rhythmen, Jazz, die Kapverdischen Stile Batuku, Morna und Funaná, Bossa Nova und Samba, Pop und sogar Abwandlungen des portugiesischen Fado lauten die bekannten und bis dato eher unbekannten stilistischen Querverweise von „Creology“, das seinen eigenen Titel trotz aller spielerischen Leichtigkeit und dem allgegenwärtigen Fokus auf das Wohlfühlen und die schiere Unterhaltung und den Spaß sehr ernst nimmt und es stets schafft, diese Themen mit der teils knallbunten Lebensfreude der dazugehörigen Musik zu verquicken – ein Konzept, nein, ein Rezept, welches eben nur Carmen Souza scheinbar spielerisch und dazu noch in breitentauglicher Musikalität beherrscht wie keine Zweite, einer knallbunten Optik einschließlich aller Songtexte im mitgelieferten Booklet (einmal mehr: die CD) inklusive.
Das in London und Lissabon aufgenommene, mehrsprachige „Creology“ der unverwechselbaren und unwiderstehlichen Carmen Souza ist zwar ein neues Album der charismatischen Künstlerin, führt jedoch die Inthronisierung schierer Lebensfreude – kreolischer Lebensfreude – als geheimen Zündfunke des Lebens mit Stolz fort – so soll’s sein.
© Dominique Dombert-Pelletier
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