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Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #30 Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #30
Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt! Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und... Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #30

Cherry Red Records/Rough Trade
Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!

Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre neu und teils erstmalig auf CD heraus.

Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

 

FOLGE 30: The Undisputed Maze of Stacy, Karen, Ashford & Simpson

Dass die große Ära um das vielzitierte Genre Disco mit Superstars wie Donna Summer oder Gloria Gaynor (der SOUL TRAIN berichtete zigfach über beide) eigentlich der tanzbaren Seite von Soul-Musik geschuldet war, ist ein Umstand, der in der breiten Masse heute kaum mehr wahrgenommen wird. Doch gleich eine ganze Generation an Disco-Ikonen und Soul-Sängerinnen- und Sänger belegen das auch runde vier Jahrzehnte nach dem weltweiten Disco-Mega-Hype nachdrücklich.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-01TASHATHOMAS_C_R_0102 ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-02ASHFORDANDSIMPSON_C_R_0102So auch Tasha Thomas, deren „Midnight Rendezvous“-Album aus dem Jahre 1979, dem absoluten Zenith der Disco-Ära, insbesondere vom Superhit „Shoot Me (With Your Love“ lebte.

Gleich zwei CDs und insgesamt 18 Titel lang kommt die Album-Neuauflage als Expanded Edition der Original Classic Dance Album-Reihe von Soulmusic.com Records der britischen Soul-Ikone-David Nathan – vertrieben wird das Set wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade.

Trotz oder gerade wegen der insgesamt sechs verschiedenen Versionen des besagten „Shoot Me (With Your Love)“ zeigt sich das Album inklusive mehr als üppigem Klappentext von Justin Kantor (der SOUL TRAIN berichtete), den Original Sleeve Notes von Chris Albertson und einigen O-Tönen von Tasha Thomas höchstpersönlich von seiner allerbesten Seite und ist musikgeschichtlich und qualitativ trotz der heute oft etwas dünn wirkenden Interaktion zwischen Soul-Gefühl und Disco-Dancefloor-Energie genau der richtige Kandidat, die heutige, 30. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – zu eröffnen.

Auch Ashford & Simpson sind im SOUL TRAIN bisher mehr als üppig bedacht worden, insbesondere im Zuge dieser ehrenwerten Kolumne. „A Musical Affair“ lautete 1980 der Titel ihres Albums, welches nun als BBR Classics-Reissue (Vertrieb: Cherry Red Records/Rough Trade) das erneute Licht der Soul-Welt erblickt.

Christian John Wikane (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) weiß im mitgelieferten, prallvollen Booklet einiges über das immens erfolgreiche Soul-Duo als auch über das vorliegende Album zu sagen.

Drei Bonus Tracks, darunter das bis dato unveröffentlichte „Love Don’t Make It Right“ als „Jimmy Simpson Mix: Long Version“ runden das seinerzeit einmal mehr von Nickolas Ashford und Valerie Simpson alias Ashford & Simpson produzierte Werk mit moderaten Hits wie „Love Don’t Make It Right“ oder „Happy Endings“ gelungen ab.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-03SPINNERS_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-04UNDISPUTEDTRUTH_C_R_0102Abgerundet ist ein Attribut, welches durchaus auch auf den Soul der Spinners (der SOUL TRAIN berichtete), eine der erfolgreicheren Soul-Bands der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, zutrifft.

Ihr Zugang zum Kulturgut Soul-Musik war stets ein geradeauslaufender, ein schnörkelloser und direkter, der ohne allzu viel Pathos und die damals angesagten psychedelischen Haken und Ösen auskam.

1973 veröffentlichten die Spinners ihr drittes Album, das den Beginn eines immensen Album-Outputs sein sollte, mit denen sich die Band aus Detroit einen weltweiten Namen machen sollte.

Nun erhältlich im Zuge der BBR Classics-Reihe über Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade macht das selbstbetitelte „Spinners“-Album auch sagenhafte 43 Jahre später eine herausragende Figur, was auch an solchen Hits wie „I’ll Be Around“ oder „Could It Be I’m Falling In Love“, welches Jahre später als Duett von Ex-Linx-Mitglied David Grant und Jaki Graham (der SOUL TRAIN berichtete) noch größeren Ruhm einheimsen würde, liegen dürfte.

Das seinerzeit von Thom Bell (auch über ihn berichteten wie im SOUL TRAIN immer wieder) produzierte Album kommt in der Neuauflage mit erstaunlichen acht Bonus Tracks, darunter so Perlen wie „A Tom Moulton Mix“ von „Could It Be I’m Falling In Love“, einer umfangreichen Fotostrecke und den detaillierten, lebendigen Liner Notes von, einmal mehr, Christian John Wikane – wunderbar.

The Undisputed Truth (der SOUL TRAIN berichtete) gehören im direkten Vergleich mit den Spinners zu den weniger bekannten Band-Unternehmungen der US-Amerikanischen-Soul- und Funk-Landschaft, obwohl die Formation einige massive Hits landen konnte.

Als eine Art Paradiesvogel mit musikalisch härterer, eigenwilligerer Gangart etablierte das legendäre Motown-Label die Band zu Beginn der Siebziger Jahre, um dem aufstrebenden P-Funk um Mastermind George Clinton (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) Marketingstrategisch zu begegnen.

Nach einem halben Dutzend Alben für das Detroiter Motown-Label und Superhits wie das legendäre „Smiling Faces Sometimes“ veröffentlichte die Band noch zwei weitere Alben für Produzenten-Legende Norman Whitfield (auch über ihn berichteten wir im SOUL TRAIN immer wieder) und dessen Whitfield Records-Label: „Method Of The Madness“ aus dem Jahre 1976 sowie das 1979er „Smokin'“.

Beide Alben erscheinen nun über Robinsongs/Cherry Red Records/Rough Trade erneut, einer Fülle an Infotainment im mitgelieferten Booklet und ausführlichem Klappentext aus der Feder von keinem geringeren als Charles Waring (der SOUL TRAIN) berichtete inklusive.

Zwei Silberlinge und insgesamt 17 Titel lang, zeigt die Doppel-CD trotz dem Fehlen von Bonus Tracks, dass auch die musikalischen Ecken und Kanten der innovative Formation mit den Jahren immer mehr in Richtung Soul abgeschliffen wurden – ein „Schicksal“, welches den ursprünglich angepeilten Musikgenre-Konkurrenten P-Funk in der Folge ebenfalls einholen sollte.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-05MAZE_C_R_0102Robinsongs/Cherry Red Records/Rough Trade ist ebenfalls für jenes Doppelpack verantwortlich, welches ohne wenn und aber das absolute Highlight der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade sein dürfte: Maze, mit den Wiederveröffentlichungen der späten Alben „Silky Soul“ (1989) und „Back To Basics“ (1993).

Und ja, ich gebe frank und frei zu, dass ich in Sachen Maze bzw. Maze featuring Frankie Beverly alles andere als unparteiisch bin, gilt die Formation doch bis heute als eine sehr leise, bescheidene, ja fast unauffällige, dafür umso feinsinnigere Soul-Band, welche musikalisch zwar klar das Herz von Soul traf, von der Attitüde durchaus aber Jazz Fusion- oder Smooth Jazz-Charakter versprühten, als sei es ein Raumerfrischer, kurzum: Maze featuring Frankie Beverly waren und sind ein überaus sympathisches, unaufdringliches Kapitel Soul-Geschichte für die Ewigkeit.

Der fast magischen, dem Gesamthabitus der Formation angepassten, zurückhaltenden Stimme von Frontmann Frankie Beverly folgte auf beiden Alben seinerzeit die aufgeräumte Instrumentierung, die auch mal mit genialen Instrumentalen arbeitete und den Alben bis in die Gegenwart unglaublichen Charme verleiht.

Die Neuauflage im Zuge der 2 Classic Albums-Reihe präsentiert neben insgesamt sechs Bonus Tracks auf zwei CDs ein Booklet, dass keine Wünsche für jeden echten Maze-Fan offen lässt, exklusive, informative Liner Notes von Charles Waring inklusive.

Maze featuring Frankie Beverly mit der Neuauflage von „Silky Soul“ und „Back To Basics“ – definitiv das Highlight der heutigen Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“!

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-07STACYLATTISAW_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-06ALJARREAU_C_R_0102Al Jarreau (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) ist eine feste Größe in der Grenzüberschreitenden Geschichte von Soul, Jazz und Pop und veröffentlichte in seiner wohl kommerziell erfolgreichsten Phase, den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, 1981 sein „Breakin‘ Away“-Set, seinerzeit produziert von Jay Graydon (der SOUL TRAIN berichtete).

Die BBR Classics-Neuauflage (Vertrieb Cherry Red Records/Rough Trade) beigeistert mit gleich fünf Bonus Tracks (insgesamt sind es 14 Songs) und einem Booklet, welches die Infotainment-Messlatte in luftige Höhen hängt, Liner Notes von, einmal mehr, Christian John Wikane, inklusive.

Dieser war ebenfalls für den Klappentext der BBR Classics-Neuauflage (einmal mehr über Cherry Red Records/Rough Trade zu beziehen) von Stacy Lattisaws Debütalbum „Let Me Be Your Angel“ aus dem Jahre 1980 verantwortlich – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über sie.

Dass ich sehr viel für Stacy Lattisaw und ihre Alben übrige habe, ist dabei ein offenes Buch. Dass der Schmalz-Faktor bereits bei ihrem Debütalbum, bei dessen Produktion sie übrigens gerade mal zarte 13 Jahre jung war, an einigen Stellen in die Welt des Übertreibens führte, ist es gerade die bis dato erfolgreichste Hitsingle Lattisaws, der weltweite Megahit „Jump To The Beat“, der die Textur des Sets, wie fast alle Stacy Lattisaw-Produkte von Mentor Narada Michael Walden (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Walden) produziert, sehr flüssig und nachdrücklich werden lässt. Zwei Bonus Tracks runden die Album-Neuauflage von „Let Me Be Your Angel“ der großartigen Stacy Lattisaw stimmig ab.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-08KARENYOUNG_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-09FRANTIQUE_C_R_0102Karen Young (der SOUL TRAIN berichtete) aus Philadelphia, der heimlichen Hauptstadt nordamerikanischem Souls, war gegen Ende der Siebziger Jahre eine weitere Vertreterin der weltweit grassierenden Disco-Ära, und schaffte es mit dem Titeltrack der vorliegenden Expanded Edition, „Hot Shot“, an die Chart-Spitze vieler Länder.

Die Wiederveröffentlichung als Teil der BBR Classics-Reihe (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) zeigt insbesondere im Klappentext von Christian John Wikane, was es mit dem Album und Karen Young als Discostimme und dem Label West End Records (der SOUL TRAIN berichtete), seinerzeit die Plattenfirma hinter dem „Hot Shot“-Album, auf sich hatte.

Sechs Bonus Tracks addieren zum wunderbaren Unterhaltungswerk des Albums, dass wie bereits bei Tasha Thomas zu Anfang der heutigen Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade eindeutig die Grenze zwischen Disco, Pop und Soul nachhaltig verwischte.

Ähnliches lässt sich auch über das 1979er „Frantique“-Album der Formation gleichen Namens sagen. Der druckvolle Discoteppich lebte und lebt hier jedoch deutlich mehr von handgemachtem, orchestral angehauchtem Soul, was sicher auch dem Umstand geschuldet war, dass der Frantique-Longplayer seinerzeit auf dem Philadelphia International Records-Label (der SOUL TRAIN berichtete) erschienen ist.

Vivienne Savoie Robinson, James Bolden und Jack Robinson produzierte seinerzeit das Set und stellten bereits im Cover-Artwork den Sound der Zeit sicher. Christian John Wikane weiß im mitbelieferten, prall gefüllten Booklet einiges über Frantique und ihr selbstbetiteltes Album aus der Hoch-Zeit des Discosouls zu berichten – wunderbar, das, und fraglos ein weiteres Highlight der heutigen SOUL TRAIN-Reissues-Kolumne.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-10NICKKAMEN_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-11KISSINGTHEPINK_C_R_0102Dreht man die Uhr noch einmal eine weitere Dekade weiter und nimmt den Soul etwas mehr aus dem Disco-Gedanken ist die Brücke zur Musik von Nick Kamen, seinerzeit Model und Madonna-Mündel, gar nicht so weit.

Sein 1987er Album „Nick Kamen“ lebte insbesondere vom größten Hit Kamens, „Each Time You Break My Heart“, entstanden unter Zuhilfenahme von Produzent Stephen Bray und nicht zuletzt Madonna, die Nick Kamen aus Mode-Kreisen kannte – der SOUL TRAIN berichtete zigfach über Madonna, aber auch über Nick Kamen und Produzent Stephen Bray.

Cherry Pop (Vertrieb Cherry Red Records/Rough Trade) gönnt dem Album nun eine Deluxe Edition mit gleich zwei CDs und insgesamt 25 Songs, darunter eine unglaubliche Fülle an Bonus Tracks, welche mitunter, besonders unter Berücksichtigung des umfangreichen Klappentextes von Michael Silvester, sogar darüber hinwegtäuschen können, dass das Album an sich eher mäßig war und ist – trotz des Ohrwurmartigen „Each Time You Break My Heart“.

Und damit wären wir tatsächlich auch vollends im Pop-Firmament angekommen. Kissing The Pink (der SOUL TRAIN berichtete) gehörten für kurze Zeit zur Speerspitze des so genannten New Wave zu Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Die britische Band veröffentlichte 1982 ihr „Naked“-Album, dass nun über Magnet Records (das Label, welches „Naked“ seinerzeit herausbrachte) und Cherry Red Records/Rough Trade seine verdiente Neuauflage bekommt.

Das neu abgemischte Album kommt gleich mit sieben Bonus Tracks (insgesamt sind es 19 Songs) und weiß im üppigen Booklet inklusive zahlreicher Fotos und Coverabbildungen und Liner Notes von Jo Wells restlos zu überzeugen, sofern man denn im leicht mystischen Firmament zwischen New Wave, New Romance und den Resten von Punk-Attitüde Zuhause ist.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-12RHODADAKAR_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-13JAMESTAYLORQUARTET_C_R_0102Bleiben wir bei unseren britischen Nachbarn. Rhoda Dakar war gegen Ende der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts teil der angesagten Ska- bzw. 2 Tone-Szene des Landes, spielte mit den großen des Genres wie The Specials und Special AKA und veröffentlichte 1980 mit der Frauenkombo The Bodysnatchers (der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten) ein heute legendäres Album, welches nun seine, nennen wir es mal für den Moment so, inoffizielle Fortsetzung bekommt.

Und tatsächlich schafft es das brillante „Rhoda Daker sings The Bodysnatchers“ auch 36 Jahre später noch wie authentischer Brit-2 Tone der Ära zu klingen – alleine das ist eine echte Wohltat; die Welt der analogen Musik lässt grüßen.

Rhoda Dakar selbst erinnert sich im mitgelieferten, hochwertigen Booklet an die Ära und ihren Werdegang und macht die zehn kurzweiligen, mitreißenden 2 Tone-Perlen, darunter Klassiker wie „007“, produziert von Lenny Bignell und Sean Flowerdew, zu einem echten Hochgenuss in Sachen Ska bzw. 2 Tone, egal ob nun in authentischem Retro-Kleid oder als Musik der Gegenwart. Rhoda Daker mit „Rhoda Dakar Sings The Bodysnatchers“ (Cherry Red Records/Rough Trade) – cool.

Nicht weniger britisch ist das James Taylor Quartet, durchaus so etwas wie eine Institution der Clubtauglichen britischen Black Music-Szene.

Seit den Anfängen des James Taylor Quartets, auch kurz JTQ genannt, in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts als Richtungsgeber in Sachen Acid Jazz bekannt, waren JTQ (im Kern Mastermind James Taylor sowie häufig wechselnde Mitglieder – eigentlich wurde die Band, wie der Name schon sagt, als Quartett konzipiert…) besonders in jener Anfangsphase für Jazz- und Dancefloor-Groove-getriebene Neubearbeitungen populärer TV-Hymnen wie „Mission Impossible“ oder „Starsky & Hutch“ bekannt.

Das Output war, ganz abgesehen von der immensen Bühnenpräsenz der Formation erstaunlich und liefert mit mehr als 30 Alben und unzähligen Singles, Maxis und Neubearbeitungen einen wichtigen Eckpfeiler der britischen Black Music-Historie.

Das neue Album der Formation arbeitet gleich und ungewöhnlicher Weise mit einem ganzen Kirchenchor, dem Rochester Cathedral Choir, was der eigenen Affinität zum Muttergenre Soul und zu tanzbareren Varianten von Jazz, Disco oder Funk keinen Abbruch tut, also bitte nicht vom irgendwie vorbelasteten Stichwort „Kirchenchor“ irritieren lassen!

Der Groove steht hier bei aller sakralen Untermalung weiterhin als Antriebsfeder im Vordergrund und wird auf einem beseelten Bett aus harmonischen Stimmen ausgebreitet, was den zehn Songs von „The Rochester Mass“ einen sehr eigenen, organischen, fast kerzenscheinähnlichen Soul- und Gospel-Charakter gibt, der selten so schwer, aber zugleich schwerelos klang; Musik, wie so vermutlich nur vom James Taylor Quartet kommen kann.

Komponiert und produziert von James Taylor selbst macht „The Rochester Mass“ in wahrsten Sinne des Wortes eine magische Erscheinung, das seine eigenen Wurzeln aus der Coolness des Acid Jazz hochhält und es trotzdem schafft, neu und anders zu sein – wunderbar – coole Sache!

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-14KEITHEMERSONTRIO_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-15RODMCKUEN_C_R_0102Keith Emerson ist ein Teil der legendären Elektronik- und Avantgarde-Rocker Emerson, Lake & Palmer (der SOUL TRAIN berichtete), was bei der Werkschau älterer und ältester Keith Emerson-Solo-Projekte umso mehr erstaunt, haben wir es bei „The Keith Emerson Trio“ doch eher mit einem klaren Jazz-Album zu tun. Zu allem Überfluss wiegt sich das Set mit seinen sieben Songs im fast Mono anmutendem Retro-Look, was die Songsammlung fast wie ein Album der Zwanziger, Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts klingen lässt – ein fantastischer Schulterschluss mit jenen musikalischen Idealen, für die Keith Emerson in der Folge seiner Karriere stehen sollte – oder eben auch nicht.

Ein ansprechendes Äußeres und, ebenso wie die Musik selbst, hochwertig aufbereitetes Inneres offerieren ausführliche Infos zur Musik und den Hintergründen von „The Keith Emerson Trio“, vertrieben über Cherry Red Records/Rough Trade.

Él Records, ebenfalls gute alte Label-Bekannte der hiesigen SOUL TRAIN-Kolumne (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade), veröffentlichen mit „In The Beginning – Rod McKuen narrates his poetry and sings“ eine Art Werkschau über  den hierzulande nur wenig bekannten Rod McKuen, der in seiner beeindruckenden Karriere unzählige Alben produzierte, besang und auf seine sehr poetische und eigene Art seine größte Leidenschaft, eben die Poesie, als Hauptwerkzeug benutzte, seine Sichtweise der Welt zart besaitet zu intonieren.

Der Schriftsteller war besonders als Songschreiber eine Ikone und schrieb Material für Madonna, Dolly Parton, Chet Baker, Andy Williams, Herb Alpert, Dusty Springfield, Petula Clark, oder Frank Sinatra, um nur einige ganz wenige zu nennen – der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über alle genannten.

Die insgesamt 25 Perlen aus dem sehr persönlich wirkenden Schaffen Rod McKuens kommen als Sonaten und oft gesprochene Melancholie und geben dem Sänger Rod McKuen eine erste Plattform, hier gebündelt seine Stimme hervorzuheben.

Das mitgelieferte, üppig bebilderte und übervoll mit Hintergrundinformationen angereicherte Booklet klärt detailliert über das Schaffen McKuens auf und lässt erahnen, welcher Geist sich hinter dem Mann hinter einigen der größten Hits der Musikgeschichte verbirgt.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-16WOLFGANGFLUER_C_R_0102Wolfgang Flür war Perkussionist bei Kraftwerk (der SOUL TRAIN berichtete) und veröffentlicht mit „Eloquence – Complete Works“ eine Werkschau, die sein Schaffen seit 2002 bis in die Gegenwart bebildert.

18 Songs lang (sechs davon sind Bonus Tracks) zeigt Flür so seine immer mal wieder spürbare Affinität zur elektronisch geprägten Musik, wie er sie aus Kraftwerk-Zeiten perfekt beherrscht. Aber auch Electronica der Neuzeit im Zeichen von Clubsounds, House, Techno oder schlichtweg experimentaler Instrumentalmusik sind, neben gelegentlichen Soul-Strukturen und zartem Gesang, weitere Zutaten des Albums, welches über Strike Force Entertainment/Cherry Red Records/Rough Trade erhältlich ist und klar seine Fangmeinde begeistern wird.

Das überaus auf die Musik abgestimmte, hochwertig produzierte Booklet unterstreicht die Genreverweigernde Attitüde Wolfgang Flürs und seines Schaffens und dürfte für Kraftwerk-Freunde einen vielschichtigen Einblick in die Gedankenwelt des Herrn Flür bereithalten.

Noch introspektiver kann das alles Luke Haines (der SOUL TRAIN berichtete), dessen neues Album „British Nuclear Bunkers“, der mit dem Album tiefe Bassläufe, technoide Melodieführungen und Electronica-Sounds aus der Unterwelt zu einem mitunter fast bedrohlichem Netz verwebt, welches schleppend, ausdrucksstark und düster wirkt – „Maximum Electronic Rock N Roll“, wie es ganz frei von Wertung auf das Cover gedruckt steht.

Mit klassischen Rock-Strukturen hat das alles jedoch kaum etwas zu tun. Vielmehr wirkt „British Nuclear Bunkers“ (Cherry Red Records/Rough Trade), ein Album, dass eine (fiktive) Geschichte erzählt (der Albumtitel spricht Bände), wie ein klaustrophobisches Electronica-Experiment.

Das mitgelieferte, minimalistische, aber sehr stylische Booklet gibt ebenfalls nur wenig Infos zu jener Geschichte Preis, die sich beim Hören als Kopfkino vor dem geistigen Auge präsentiert, und das ist es doch schließlich, was Musik will. Oder etwa nicht?!

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-17LUKEHAINES_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-18ANYTROUBLE_C_R_0102Jenes Kopfkino bleibt während „Present Tense“, dem neuen Album von Any Trouble, zu Anfang der Achtziger Jahre mit einer Handvoll Alben präsent, in geregelten, eher nüchternen Bahnen.

Konsequenter Pop-Rock mit leichtem Singer/Songwriter-Einschlag und einem retrospektivem, gut durchstrukturierten Ohr für Konzeptalben ist die Mixtur, die sich aus den immerhin 18 Songs ergibt.

Ein prall gefülltes, hochwertiges, 24-seitiges, haptisch herausragendes Booklet offeriert die Songtexte und ein makelloses Product Design, dass eher auf elektronisch getriebene Musik denn auf Rock und Pop traditioneller Zeichnung schließen lässt; erschienen ist „Present Tense“ von Any Trouble über Gregsongs/Cherry Red Records/Rough Trade.

Percy Faith gilt heute mit Persönlichkeiten wie Henry Mancini (der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über beide) als einer der Urväter von dem, was wir seit den späten Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts so lapidar Easy Listening nennen.

Tatsächlich war Faith Komponist, Orchesterleiter und Mastermind hinter einigen der legendärsten Filmsoundtracks der Geschichte.

Die bei Él Records (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) erschienene Kompilation „Malaguena – Music Of Cuba“ konzentriert sich auf zwei seiner Film- bzw. Broadway-Projekte, „Malaguena-The Music Of Cuba“ sowie „Kismet“.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-19PERCYFAITH_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-20ESCAPEINTIME_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-21WALLYSTOTT_C_R_0102Insgesamt 25 Songs lang wird hier die musikalische Initialzündung Percy Faiths seziert, was durchaus unterhaltsame Kopfkino-Momente mit sich führt, wo wir auch schon bei der nächsten Veröffentlichung aus dem Hause Él Records/Cherry Red Records/Rough Trade der heutigen 30. Folge der Kolumne „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“ in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – wären: „Escape In Time – Popular British Television Themes Of The 1960s“.

Der Albumtitel selbst macht die eigene Marschrichtung zur Religion und hat insgesamt sagenhafte 32 Titel lang Gelegenheit, die TV-Landschaft unsere britischen Nachbarn aus den legendären Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit großem Enthusiasmus unter die Lupe zu nehmen.

Das alleine hat einen so hohen Unterhaltungswert, dass einem das Herz aufgeht, auch ohne die hierzulande überwiegend unbekannten TV-Formate überhaupt jemals gesehen zu haben.

Lediglich die Titelmusik zu „Monty Python’s Flying Circus“ des Eastman Wind Ensembles, die Musiken aus „The Saint“ (mit Roger Moore), The Avengers (bei uns „Mit Schirm, Charme und Melone“, das Coverfoto verrät es) oder allenfalls die „Coronation Street“-Titelmelodie von Geoff Love (die eigentliche Vorlage für die „Lindenstraße“) dürften deutschen Ohren in aller Regel geläufig sein, was der schieren Qualität der CD, einmal mehr durch ein randvoll gefülltes Booklet untermauert, keinen Abbruch tut, ein Effekt, der auch auf „London Souvenir“ zutrifft, einmal mehr eine Veröffentlichung aus dem Hause Él Records (Vertrieb, wie schon bei „Escape In Time – Popular British Television Themes Of The 1960s“, einmal mehr Cherry Red Records/Rough Trade).

Der Albumuntertitel sagt eigentlich bereits alles Wissenswerte über die insgesamt 27 wunderschönen, fast wehmütigen Retro-Hommagen an London aus: „A Musical Souvenir of London Town“.

Wally Stott And His Orchestra bebildern den Geist der Ära der Fünfziger Jahre Londons auf beeindruckende, authentische Art und Weise und sorgen besonders im Kopfkino des geneigten Hörers dafür, dass sich auch ohne die fast irrsinnige Fülle an Infotainment im mitgelieferten Booklet ein Bild der britischen Metropole wie ein Bild aus der Vergangenheit aufbaut. Und dann diese Streicher und diese Bläser – wunderbar, das.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-24DAVIDESSEX3_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-23DAVIDESSEX2_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-22DAVIDESSEX1_C_R_0102Das bittersüße Gemisch aus Soul-Strukturen, Funk-Spritzigkeit, Pop-Melancholie und Rock-Attitüde von David Essex ist nicht zum ersten mal Thema im SOUL TRAIN überhaupt, besonders aber in dieser ehrenwerten Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade.

Gleich drei seiner besten, eben seine ersten drei Alben veröffentlicht 7T’s Records (Vertrieb über Cherry Red Records/Rough Trade) nun erneut, inklusive neu abgemischtem Soundkleid und lohnenswertem Entertainment in den mitgelieferten Booklets: „Rock On“ (1973), „David Essex“ (1974) sowie „All The Fun Of The Fair“ (1975), allesamt in der Heimat Essex‘, England, Riesen-Chart-Erfolge.

Liner Notes von Phil Hendriks erläutern jeweils ausführlich die Hintergründe zu David Essex und machen die sparsame Verwendung von Bonus Tracks („Rock On“ hat keine, „David Essex“ hat einen und „All The Funk Of The Fair“ hat zwei) spielerisch wieder wett.

Ob man nun David Essex mag oder nicht, seine Bedeutung für die Entwicklung von Rock und Pop, aber eben auch von Soul und sogar von dem, was wir heute als Blue Eyed Soul wahrnehmen, ist offensichtlich.

Und da sind wir fast schon wieder, am Ende der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne namens „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“.

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-25TIMIYURO_C_R_0102Der David Essex-Thematik gar nicht so weit weg war, wenn auch eine Generation vor ihm, war Timi Yuro (der SOUL TRAIN berichtete) eine der allerersten Weißen, die musikalisch jenes Feld bearbeiteten, was wir heute als Blue Eyed Soul wahrnehmen.

Angeblich die Lieblingssängerin von Elvis Presley (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) war die Amerikanerin Yuro schon früh den Strukturen des Soul verfallen und war besonders stimmlich ein Unikum, hatte sie doch ein tiefes Timbre, das ungeschulte Ohren bis in die Gegenwart schnell mit einer klassischen männlichen Soul-Stimme verwechselten.

„Something Bad On My Mind + The Unreleased & Rare Liberty Recordings”, erschienen über Morello Records und wie üblich vertrieben und vermarktet über Cherry Red Records/Rough Trade, legt die im Titel erwähnten Alben auf einer CD zusammen und offeriert so insgesamt 24 traumhaft schöne Songs der unvergessenen Timi Yuro.

Beide Alben erscheinen zum ersten mal überhaupt auf CD und wurden liebevoll neu abgemischt – eine wunderbare Zusammenkunft, die alle Soul-Herzen bis zur Halskrause schlagen lassen wird.

Mike Iannarelli zeigt im mitgelieferten, üppigen Booklet die Geschichte Timi Yuros auf und lässt das Album zu einem sehr Besonderen werden, welches sich die Krone des besten Albums dieser 30. SOUL TRAIN-Reissues-Kolumne zu recht mit Maze featuring Frankie Beverly teilen muss.

Timi Yuro beschließt damit die heutige Ausgabe von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN! Ich freue mich schon auf Folge 31!

© Michael Arens

SOUL TRAIN HOT TIP!:

ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-03SPINNERS_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-05MAZE_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-07STACYLATTISAW_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-09FRANTIQUE_C_R_0102ST16_001_F_CHERRYREDCOLUMN30-25TIMIYURO_C_R_0102

Spinners – Spinners

Maze – Silky Soul/Back To Basics

Stacy Lattisaw – Let Me Be Your Angel

Frantique – Frantique

Timi Yuro – Something Bad On My Mind + The Unreleased & Rare Liberty Recordings