Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #33
ClassixColumnHOT TIPReissue 7. Juni 2016 Michael Arens
Cherry Red Records/Rough Trade: Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!
Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.
Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre neu und teils erstmalig auf CD heraus.
Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.
Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.
Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!
FOLGE 33: Gloria, Teddy, Tricky, Divine: Kool & Kleeer Maze
Live-Alben haben es bekanntlich schwerer als reine Studioalben, sich im hart umkämpften Albummarkt zu behaupten. Doch alle paar Jahre erscheint der Theorie zuwider ein Album, welches gleich eine halbe Generation an Fans mitreißt und gar mehr Bedeutung gewinnt als einige der Studioalben des entsprechenden Künstlers. So geschehen bei Maze featuring Frankie Beverly (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male), die mit ihrem „Live In Los Angeles“-Set 1986 ein Live-Album für die Ewigkeit ablieferten.
Die noch heute eindrucksvolle, fast hypnotische Live-Interpretation ihres neben dem ikonischen „Back In Stride“ wohl größten Hits „Joy And Pain“ ist im Sturm in die Annalen der (Soul)Musikgeschichte eingegangen. Umso erstaunlicher, dass genau diese Version des Albums, im Ursprung ein Doppel-Album mit insgesamt 18 Titeln, bei der Neuauflage, gemeinsam mit dem qualitativ etwas weniger gelungenen „Live In New Orleans“-Set von 1981, komplett fehlt: Die 18 Original-Albumtitel wurden hier auf CD2 der Doppel-CD der 2 Classics Albums“-Reihe auf Robinsongs, vertrieben wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade, auf 13 Titel eingedampft und so fiel das sicher beste Stück des Albums, „Joy & Pain“, zumindest auf dem Los Angeles-Mitschnitt unter den Tisch – seltsam.
Abgesehen davon hat die Neuauflage durchaus seine Reize: Neben dem immens charmanten, klassischen Maze-Sound gibt es hier auch ein Booklet, welches besonders mit den Liner Notes von Charles Waring (der SOUL TRAIN berichtete) und zahlreichen Abbildungen und Fotos punkten kann.
Für ein gelungenes Intro reicht die „Live In New Orleans & Live In Los Angeles“-Reissue allemal, darf aber aufgrund des Weglassens des besten Maze-Mitschnittes überhaupt, der „Live In Los Angeles“-Version von „Joy & Pain“, keinesfalls als echtes Highlight der heutigen, 33. Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – angesehen werden. Schade.
Etwas besser läuft es da schon für Kleeer (der SOUL TRAIN berichtete), denen mit „Get Tough – The Kleeer Anthology 1978-1985“ ein kleines Denkmal gesetzt wurde.
Die New Yorker Soul-, Funk- und Jazzfunk-Formation gilt bis heute als ständiger Geheimtip des Genres, da der eine absolute Megaerfolg stets ausblieb, auch, wenn moderate Hits wie das Namensgebende „Get Tough“ durchaus internationale Erfolge feierten.
Die Doppel-CD bietet hier 28 Titel lang das wunderbarste, was die Band seinerzeit an die Oberfläche spülen konnte und präsentiert noch einmal jenen unverkennbaren Sound von Kleeer, der einen hohen Widererkennungswert als seinen stärksten Charakter anführt.
Alleine durch die Liste der an diversen Songs beteiligten Gastmusiker wie Michael Brecker oder Soul-Überproduzent Eumir Deodato oder die unvergessenen Rick James und Luther Vandross (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten, insbesondere im Zuge dieser Ehrenwerten Kolumne) zeigt sich, welchen Stellenwert Kleeer im Soul-Firmament der Ära späte Siebziger/frühe Achtziger hatten.
Die hervorragende Kompilation kommt mit liebevollen Liner Notes von Christian John Wikane (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) sowie einer wahren Fülle an Infotainment im mitgelieferten Booklet, das wirklich keine Wünsche offen lässt. Kurzum: Kleeer mit „Get Tough – The Kleeer Anthology 1978-1985“ – fraglos ein wahrer und erster Höhepunkt der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1.
Auch Teddy Pendergrass war unzählige male „Gast“ im SOUL TRAIN. 1980 veröffentlichte er das „TP“-Set, welches unter anderem den ikonischen Pendergrass-Hit „Love T.K.O.“, neben „Joy“ der wohl bekannteste Hit Teddy Pendergrass‘ überhaupt, beinhaltete und das nun im Zuge der BBR Classics-Reihe (zu beziehen wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade) seine Wiederveröffentlichung feiert.
Die acht Original Album-Tracks werden begleitet von fünf Bonus Tracks, darunter selbstverständlich auch eine Variante („Single Version“) des „Love T.K.O.“-Megahits. Christian John Wikane schrieb den mehr als ausführlichen Klappentext zu einem der sicher besten und nachhaltigsten Teddy Pendergrass-Alben überhaupt – Brüller!
Ein Brüller war auch das selbstbetitelte „Curtis Hairston“-Album des Sängers gleichen Namens aus dem Jahre 1986.
„Chillin‘ Out“ war damals der große Hit des Sets und wird auf der Neuauflage der „An Original Classic Soul Album“-Reihe auf Soulmusic.com Records der britischen Soul-Ikone-David Nathan (zu beziehen wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade) als „Expanded Edition“ geführt: Fünf Bonus Tracks, darunter selbstredend auch eine „Vocal/Remix“-Version von „Chillin‘ Out“, sowie detailreiche Liner Notes von Justin Kantor (der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über Nathan und Kantor) machen „Curtis Hairston“ von, na ja, Curtis Hairston (auch über ihn berichtete der SOUL TRAIN immer wieder), zu einem weiteren Höhepunkt der hiesigen, 33. SOUL TRAIN-Reissues-Kolumne.
Als Kool & The Gang (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) Mitte der Achtziger Jahre ihr „Emergency“-Album herausbrachten waren sie fraglos auf dem absoluten Zenith ihres Schaffens, ihres Erfolges. Megahits wie „Fresh“ und „Cherish“ vom Album katapultierten die Formation nicht nur an die Spitze des Soul-Kosmos, sondern etablierte die Band auch als schieres weltweites Pop-Phänomen, ein Umstand, der sicher auch dem zarten Schmelz in der Stimme des damaligen Sängers James „J.T.“ Taylor zu verdanken war.
Die Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Neuauflage von „Emergency“ kommt gleich mit zwei CDs: CD1 beinhaltet das nur sieben Titel kurze Original-Album sowie fünf Bonus Track während CD2 mit elf Bonus Versionen besonders echte Fans von Kool & The Gang und ihrem Stilprägenden Sound der Ära zwischen Soul, Funk, Einflüssen aus Latin und immer wider Pop-Attitüde glücklich machen wird, zahlreiche Varianten von „Cherish“ und „Emergency“ aber auch dem Hits Medley „The Throwdown Mix“ (bestehend aus „Get Down On It“, „Ladies‘ Night“, „Fresh“, „Big Fun“, „Straight Ahead“, „Celebration“, „Misled (Intro)“ sowie „Emergency“) inklusive.
Christian John Wikane liess sich in den Liner Notes dieses mal von Cleveland Brown unter die Arme greifen – der Klappentext ergänzt das sehr edel aufgestellte Album-Neuauflagenwunderwerk ebenfalls fast spielerisch zu einem weiteren Highlight der hiesigen SOUL TRAIN/Cherry Red Records-Reissues-Kolumne.
The Trammps legten 1977 ihr drittes Studioalbum mit dem schlichten Titel „The Trammps III“ vor, was auch dank Frontmannes Earl Young (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über die Trammps sowie über Young) immensen Groove und Vorwärtsdrall entwickelte und das der damals aufstrebenden Disco-Bewegung einen weiteren Baustein lieferte, aus dem schließlich die Legende Namens Disco erwuchs.
Christian John Wikane war einmal mehr der Autor der detailreichen Liner Notes der BBR Classics-Neuauflage (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) und verzaubert das Album auch unter Zuhilfenahme der zahlreichen Fotos und Abbildungen und last but not least der zwei Bonus Tracks zu einem weiteren Highlight der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen und Expanded Edition kleiner und großer Klassiker aus Soul, Funk, Jazz, Pop und Rock.
Brenda Russell ist ebenfalls alles andere als ein unbeschriebenes Blatt im SOUL TRAIN. 1983 veröffentlichte die Frau mit der wunderbar klaren, schnittigen Stimme ihr vielleicht bestes Album, das von Tommy Lipuma (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) produzierte „Two Eyes“, welches als BBR Classics-Reissue gleich mit vier Bonus Tracks kommt, darunter das Duett mit SOUL TRAIN-„Dauergast“ Michael Franks, „When I Give My Love To You“.
Wieder fiel es Christian John Wikane zu, den Klappentext mit lückenloser Eleganz zu füllen – das schiere Infotainment der Album-Neubelebung kann sich sehen lassen. Der wahre Hauptdarsteller ist hier allerdings, ganz anders als die meisten der in dieser ehrenwerten Kolumne bearbeiteten Alben, die Musik selbst, die umwerfend schön ist und die Stimme Brenda Russells richtig zum Strahlen bringt – ein Traum von einem Souljazz-Album, welches das damalige Who-Is-Who der Soul- und Jazz-Szene an einen Tisch brachte: Bläsersektionsgigant Jerry Hey, Bassist Nathan East, Drummerlegende John Robinson, Percussion-Ikone Paulinho Da Costa oder Produzenten-Legende David Foster sind dabei nur einige wenige der beeindruckenden Namen, die dem Werk stimmungsvoll zuarbeiteten. Sogar ein gewisser Stevie Wonder ließ es sich nicht nehmen, dem eklektischen Album, sicher ebenfalls ein absoluter, wenn nicht der Höhepunkt der hiesigen Kolumne, mit seiner Mundharmonika unter die Arme zu greifen – der SOUL TRAIN berichtete immer und immer wieder über alle genannten.
Dass es nach all den zahlreichen Pointer Sisters-Alben-Neuauflagen endlich auch mal Zeit wird für eine Kompilation der Pointer Sisters (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über die Schwesternschaft) war nur eine Frage der Zeit. Gleichzeitig ist aber auch die „Greatest Hits“-Zusammenstellung wiederum eine Reissue: 1982 erschien das Album und zeigte, produziert vom SOUL TRAIN-„Dauergast“ Richard Perry, das Schaffen der Sisters aus der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre und der ersten Hälfte der Achtziger, eigentlich noch bevor es auch international für die Pointer Sisters erst so richtig los ging.
Die BBR Classics-Reissue kommt also mit Tracks wie „Someday We’ll Be Together“ oder „Special Things“ und einmal mehr fällt es Christian John Wikane im Booklet zu, der Geschichte hinter dem Album als auch der Geschichte der Pointer Sisters selbst einen textlichen Rahmen zu geben.
Den zehn Original-„Greatest Hits“-Songs gesellen sich hier sagenhafte zehn (!) Bonus Tracks hinzu – ein durchaus lohnenswerter Reissue-Reigen, der trotz der etwas augenzwinkernden Bezeichnung „Greatest Hits“ nicht wie aus dem Leben gerissen wirkt sondern zeigt, welches Potential die Pointer Sisters stets mitbrachten.
Es ist kaum noch nachzuvollziehen, mit wie vielen Album-Neuauflagen uns die großartige Gloria Gaynor in dieser Ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade bereits beglückt hat.
„Glorious“, ihr 1977er Album, seinerzeit produziert von Gregg Diamond und Joe Beck (einmal m ehr: der SOUL TRAIN berichtete über beide genannten), reiht sich nahtlos und inklusive immens unterhaltsamer, detailverliebter Liner Notes in diese tatsächlich glorreiche Reihe ein und begeistert als BBR Remasters-Reissue (Vertrieb Cherry Red Records/Rough Trade), auch, wenn mit nur einem Bonus Track (der „Single Version“ von „Most Of All“) das Zusatzmaterials der Album-Neuauflage etwas mager ausfällt.
Von mager kann bei der „Blessed“-Kompilation der Emotions (Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade) mit gleich zwei CDs überhaupt keine Rede sein: die drei Schwestern Jeanette, Sheila und Wanda Hutchinson alias The Emotions (der SOUL TRAIN berichtete) legen mit „Blessed – The Emotions Anthology 1969-1985“ richtig vor und arbeiten so ihre gesamte Karriere auf, die unter anderem den Hymnenhaften Megacharterfolg „Best Of My Love“ hervorbrachte, bis heute eine echte kleine Songlegende des Discosoul-Genres.
Insgesamt liefert die Zusammenstellung 40 Songs (CD1 mit 21, CD2 mit 19), die aber und wie so oft erst durch die epische Breite an Infotainment im mitgelieferten Booklet inklusive Liner Notes von, wer auch sonst, Christian John Wikane erst so richtig Magie und Gänsehautmomente bekommt – traumhaft.
Fraglos ist „Blessed – The Emotions Anthology 1969-1985“ so eines der absoluten Highlights der heutigen, 33. SOUL TRAIN-Kolumne namens „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“.
Stargard lautete der Name eines viel zu kurzlebigen Frauentrios bestehend aus Rochelle Runnels, Debra Anderson und Janice Williams. „The Changing Of The Gard“ nannten sie ihr 1979er Album, das seinerzeit von Robert Wright und Verdine White von Earth, Wind & Fire (der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten) produziert wurde. Letzterer machte für die neu abgemischte Albumneuauflage sogar ein kleines Interview mit Stargard und stellte dieses dem Klappentext-Autoren Christian John Wikane zur Verfügung, damit das üppige Infotainment im Booklet zu verfeinern.
Vier Bonus Tracks, darunter gleich drei Versionen des moderaten Hits und Album-Openers „Wear It Out“ veredeln das Album, welches ebenfalls zum besten gehört, was diese Ausgabe der hiesigen SOUL TRAIN-Kolumne zu bieten hat.
Themenwechsel: Haircut One Hundred aus England waren in den beginnenden Achtziger Jahren so etwas wie die Vorreiter von Wham! (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über beide Bands) inklusive innovativem Pop-Sound, der sich auch an New Wavige-Themen mit versandeter Punk-Attitüde, sanfte Latin-Verschrobenheit und kratzbürstige Singer/Songwriter-Ideale herantraute.
Ihr ikonisches „Pelican West“-Set erschien 1982 und wurde von keinem geringeren als Pop- und Rock Routinier Bob Sargeant (der SOUL TRAIN berichtete) produziert, der ein großartiges Händchen für eine eigene Charakterzeichnung an den Tag legte und aus Haircut One Hundred mit „Pelican West“ eine britische Band-Institution machte, die leider nur sehr kurzlebig war – Nick Heyward feierte später als Solo-Künstler gesunde Erfolge.
„Favourite Shirts (Boy Meets Girl)“, „Love Plus One“ und das legendäre „Fantastic Day“ waren seinerzeit die großen Hits des Sets und werden hier mit gleich mehreren Bonus-Tracks gehuldigt.
Die Deluxe Edition, erschienen auf Cherry Pop und vertrieben und vermarktet wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade, bringt gleich zwei CDs lang die „Pelican West“-Welt zurück und wird besonders Fans von Haircut One Hundred unter der charismatischen Führung von Nick Heyward, damals gar ein echter Teenie-Schwarm, zumindest bei unseren britischen Nachbarn, begeistern.
Insgesamt kommt die Neuauflage von „Pelican West“ so auf 29 Tracks (das Dutzend Original-Songs und vier Bonus Tracks auf dem ersten Silberling und 13 Bonus Tracks auf CD2), kann aber, wie es bei einer Cherry Pop-Veröffentlichung nicht anders sein kann, auch und im besonderen durch sein prall gefülltes Booklet inklusive Liner Notes von Michael Silvester (der SOUL TRAIN berichtete) und immens informativem Infotainment überzeugen. Fraglos stellen Haircut One Hundred mit der Wiederbelebung von „Pelican West“ so ein weiteres, wichtiges Highlight der heutigen, 33. Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN.
„The Lone Ranger“ nannte Suggs, der mit richtigem Namen eigentlich Graham McPherson hieß und der breiteren Masse wohl am ehesten als Frontmann und Stimme der britischen Pop-Reggae und Pop-Ska-Formation Madness (der SOUL TRAIN berichtete) ein Begriff sein dürfte, 1995 sein Solo-Album, das, keine Überraschungen an dieser Front, ebenfalls mit Derivaten aus Reggae, Ska und Pop aufbegehrte.
Die Cherry Red Records/Rough Trade-Deluxe Edition-Neuauflage begeistert gleich mit zwei CDs: CD1 beinhalten das Original-Album sowie immerhin stolze acht Bonus Tracks, während CD2 gleich 15 Titel lang unter dem Motto „The Mixes“ diverse Remixe und Bearbeitungen der zahlreichen Hits des Albums liefert: Suggs selbst spielt dabei dank seiner in hohem Masse wiedererkennbaren Stimme und der sauberen, mehr als fett zu bezeichnenden Produktion die Hauptrolle, egal wie verrückt und linksgedreht die zahlreichen Versionen (die Doppel-CD beinhaltet insgesamt 34 Songs) auch sein mögen.
Das Booklet klärt dann auch gleich über alle Fragen zu Suggs und seinem „Lone Ranger“-Ding auf, den Songtexten inklusive: Suggs mit der Cherry Red Records-Neuauflage von „The Lone Ranger“ – empfehlenswert!
Dass sich Suggs seinerzeit ausgerechnet und als selbstironischer Querverweis das „Tequila“-Motiv für sein „Lone Ranger“-Album und damit nun für die Neuauflage ausgesucht hat, ist hier ein gefundenes Fressen, zum nächsten Veröffentlichungs-Knaller, dieses mal aus dem Hause Èl Records (Vertrieb und Vermarktung wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) überzuleiten: Machito Y Sus Afro Cubanas mit „Tanga“ – der Albumuntertitel hilft zusätzlich, bereits und auch mit ungeschultem Ohr die grobe Marschrichtung weiter zu entflechten: „The King Of Afro Cuban Jazz“.
Sänger und Perkussionist Machito und sein Schwager Mario Bauzá, Arrangeur, waren die umtriebigen Bandleader der Formation, die ihre Hoch-Zeit in den dreißiger bis fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte und die aus Musikern aus Kuba und aus Puerto Rico bestand. Anteile aus dem damals aufkeimenden Jazz waren ebenfalls gern gesehene Gäste im voluminösen, schweißtreibenden noch heute süchtig machenden Sound Machitos, der seine Big Band zu Höchstleistungen trieb und auch so viele Dekaden später in jedem der teils angestaubt klingenden, aber immens süffisanten 22 Latin- und Big Band-Perlen ein echtes Feuer entfacht – ehrlicher und authentischer kann Latin der Ära – Afro Cuban Jazz – nicht kommen.
Ein wirklich informatives Booklet inklusive zahlreicher Abbildungen unterstreicht die hervorragende Rolle, die das Album hoffentlich auf dem kleinen, aber hart umkämpften Afro Cuban Jazz-Markt inne haben soll und wird.
Und noch ein Genie der (Black)Musikgeschichte: Ahmad Jamal ist ein im SOUL TRAIN nur allzu gern gesehener „Gast“. „Trio & Quintet Recordings with Ray Crawford“ offeriert auf zwei CDs und in edler Verpackung im Pappschuber die gesamte gemeinsame Discografie des Ahmad Jamals, die gemeinsam mit Gitarrist Ray Crawford im Kontext als Trio und Quintett erschienen ist.
Aufgeteilt in „The Ahmad Jamal Trio: Chamber Music Of The New Jazz“ aus dem Jahre 1955, „The Ahmad Jamal Trio“ von 1956 sowie Miles Davis with The Gil Evans Orchestra (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) mit „New Rhumba“ (1957) auf CD1 und The Ahmad Jamal Trio: „The Three Strings“ und „The Piano Scene Of Ahmad Jamal“ (beide von 1959), „Listen To The Ahmad Jamal Quintet aus dem Jahre 1961 sowie last but not least The Gil Evans Orchestra (with Ray Crawford) mit „Joy Spring“ von 1959 auf dem zweiten Silberling.
Wie immer beim verantwortlichen Label Èl Records, vertrieben durch Cherry Red Records/Rough Trade, ist es hier das mitgebrachte Infotainment im sehr edel bestückten Doppel-CD-Medium, welches unter anderem durch die detailverliebten Liner Notes von Nat Hentoff und einmal mehr als Zeitzeuge der großen Ära des zeitgenössischen Jazz, die Fünfziger und Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, begeistern kann.
Der insgesamt 43 (!) Songs lange Exkurs durch die eklektische Jazz-Welt des großen Jazz-Pianisten Ahmad Jamal, der vor seinem Eintritt in den Islam Frederick „Fritz“ Russell Jones hieß, kommt darüber hinaus mit dem Original-Cover-Artwork und ist sicher nicht nur eingefleischten Jazz-Afficionados ans Musiker-Herz zu legen.
„Now You Shake: The Definitive Beat-R’n’B-Pop Psych Recordings 1963-1969“ lautet der abendfüllende Titel der Ray Columbus-Werkschau, erschienen über RPM International/Frenzy Music und wie immer vertrieben über Cherry Red Records/Rough Trade.
Ray Columbus war in Australien und Neuseeland einer der Innovatoren des seinerzeit „modernen“ R’n’B- und Pop-Sounds der legendären Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Gleich 29 Songs lang werden hier Columbus‘ Band-Abenteuer mit The Art Collection, The Invaders, Fire oder The Challenge, aber insbesondere auch unter gänzlich eigenem Namen unter die Lupe genommen.
Alleine aufgrund der damaligen Wellenbewegung der zeitgenössischen Pop-, Beat-, Surf- und Skiffle-Szene erscheint es heute nicht überraschend, dass sein Sound wie eine eigenwillige Verquickung der Beach Boys, der Beatles, der Spencer Davis Group (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten), aber auch des Rock’n’Roll und dessen, was wir heute als Blue Eyed Soul, Northern Soul sowie Mod kennen und lieben, rüberkommt: gerade bei unseren Nachbarn aus Großbritannien genießt Ray Columbus heute immenses Ansehen.
Das Album kommt mit prall gefüllten Booklet inklusive unzähliger Fotos und Abbildungen und lässt insbesondere für Mods und solche, die es werden wollen, absolut keine Wünsche offen.
Nun ist der Begriff „Surf“ bereits gefallen, da ist der Weg zu The Ventures nicht wirklich weit. „Beach Party“ lautet die auf Èl Records/Cherry Red Recoprds/Rough Trade zusammengestellte CD, benannt nach dem gleichnamigen und mitgelieferten Album aus dem Jahre 1962, mit ihren immerhin 34 Instrumental-Surf-Blüten, die zeigt, warum The Ventures neben den damaligen Instrumental-Surf-Megastars The Shadows und The Tornados (der SOUL TRAIN berichtete über alle vorab genannten Bands) besonders in den USA und in Japan immense Erfolge feierte und (angeblich) über 100 Millionen Platten verkaufte: das Zeug ist auch heute, ein halbes Jahrhundert später, unwiderstehlich cool und eine Augen-, Verzeihung, Ohrenweide, die besonders durch Hits wie „Telstar“, „Hernando’s Hideaway“ oder das unvermeidliche „Walk-Don’t Run“, bis heute eine der wahren Surf-Song-Legenden, so richtig Tiefgang bekommt, einem wie üblich bei Èl Records mehr als großzügig gestalteten Booklet mit ansprechendem Infotainment inklusive.
Der Sound der Solo-Alben von Graham Bonnet, ehemaliges Mitglied der heute fast vergessenen Formation The Marbles, befand sich stets mitten im Dreiländereck zwischen Bombastpop á la Queen oder dem Electric Light Orchestra, dem Blue Eyed Soul der Mod-Generation und dem Bubblegumpop der Siebziger – der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über alle genannten.
Gleich vier seiner bekanntesten Alben erfahren nun über HNE Recordings (Vertrieb wie immer Cherry Red Records/Rough Trade) auf drei Veröffentlichungen eine Wiedergeburt: sein verloren geglaubtes erstes Sololbum „Back Row In The Stalls“ aus dem Jahre 1974, welches in dieser Form nie veröffentlicht wurde und so eigentlich ein sozusagen „neues altes“ Album Bonnets darstellt, dann seine Solo-Ergüsse „Graham Bonnet“ aus dem Jahre 1977 und „No Bad Habits“ aus dem Folgejahr 1978 auf einer Doppel-CD mit insgesamt 33 (!) Songs des Meisters der Vermischung von ELO-artigen New Age-Sphären und richtig groovy wirkenden Hard Rock-Blasen. Nicht zuletzt ist da „Line-Up“ aus dem Jahre 1981, welches ebenfalls mit einer immensen Reihe an Bonus Tracks aufwarten kann.
Die jeweils prall gefüllten Booklets der Neuauflagen verwöhnen mit detaillierten Liner Notes von Malcolm Dome, einer Vielzahl an Fotos und Coverabbildungen und einer Masse Wissenswertem aus dem musikalischen und privaten Schaffen des Engländers Graham Bonnets, der Zeit seiner Karriere stets ein Mann der Bands war: Bonet sang unter anderem bei The Marbles, bei der Hard Rock-Formation Alcatrazz, bei der britischen Rock-Institution Rainbow oder bei der immens populären Heavy Metal-Band Michael Schenker Group, um nur einige wenige zu nennen (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten).
Alle drei Veröffentlichungen, die Doppel-CD „Graham Bonnet/No Bad Habits“ sowie die Einzel-CDs „Back Row In The Stalls“ und „Line-Up“, ganz, wie bereits erwähnt, über HNE Recordings, vertrieben und vermarktet über Cherry Red Records/Rough Trade – ein teils wüster, teils melancholischer, nicht immer dem Mainstream verpflichteter Rock-, Pop- und auch mal Soul-Ritt, der seinen ganz eigenen Charme hat. Mehr darüber wird es sicher in Graham Bonnets Autobiografie zu lesen geben, die diesen Sommer erscheinen soll – man darf gespannt sein.
Der mitunter kratzigen Härte des Graham Bonnet-Albumgestirns gar nicht so unähnlich hantierten auch The Lee Kings aus Schweden mit ihrem 1966er „Bingo!!“-Set, dass nun auf gleich zwei CDs von RPM International/Cherry Red Records/Rough Trade das erneute Licht der Pop- und Rock-Welt erblickt.
Eine härtere Gangart von der damals gehätschelten Beat-Musik trifft den Kern der Definition des Lee Kings-Sounds der Zeit am ehesten. Dass die Band sich immer mal wieder nach den seinerzeit immens populären Hollies (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male) anhörte, kam ebenfalls nicht von ungefähr, waren es doch The Hollies-Ikonen Allan Clarke und Graham Nash höchstpersönlich, die eine der erfolgreichsten Singles von The Lee Kings produzierten: „Coming From The Ground“ findet sich auf der zweiten CD des Doppelpacks, welches im übrigen mit insgesamt 48 Stücken der Stockholmer Beat-Jünger punkten kann.
Kieron Tyler (und wieder: der SOUL TRAINJ berichtete unzählige male) war Autor des umfangreichen Klappentextes, der die Doppel-CD inklusive einer stimmigen, atmosphärischen Fotostrecke aus den goldenen Tagen des Beat-Zeitalters herausstellt, klar zu einem der interessantesten Alben der heutigen 33. Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – macht.
The Long Ryders, bestehend aus, unter anderem, den Gitarristen Sid Griffin und Stephen McCarthy, Bassist Des Brewer, der später durch Tom Stevens ersetzt wurde, sowie Schlagzeuger Greg Sowders glichen ihren Sound den Empfindungen von Country als auch Punk Rock zu gleichen Anteilen an, was ihren Sound stets sehr wiedererkennbar machte und in den Genretechnischen Dunstkreis von Buffalo Springfield oder The Flying Burrito Brothers bringt – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle erwähnten.
„Final Wild Songs“, direkt über Cherry Red Records erschienen und zu beziehen über Rough Trade, kommt in einer für den harschen Sound fast zu edlen Aufmachung und mit gleich vier CDs, die von Sid Griffin and Tom Stevens höchstpersönlich zusammengestellt wurden.
Neben raren Demo-Versionen und diversen Live-Mitschnitten glänzt der im edlen Pappschuber befindliche Band-Rückblick durch das mitgelieferte Booklet voller Infotainment und Abbildungen und discografischen Querverweisen und wird nur noch vom beigefügten Mini-Poster der Long Ryders getoppt: „Final Wild Songs“, der immerhin 76 (!) neu abgemischte, teils bis dato unveröffentlichten Tracks lange Karriererückblick der US-Band aus Kalifornien ist definitiv spezielleres Terrain und wird Fans der hierzulande eher wenig bekannten Band umwerfen – versprochen.
Und meint man, The Long Ryders wäre schon die härtere Gangart der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1, dann weit gefehlt: diese Rolle fällt klar und ohne Wenn und Aber The Telescopes zu: „Splashdown: The Complete Creation Recordings 1990-1992“ (Cherry Red Records/Rough Trade) bebildert zum ersten mal überhaupt das Schaffen der Band auf ihrem dreijährigen Output für das Creation Records-Label zur Jahrzehntwende Achtziger/Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Frontmann Stephen Lawrie war aktiv an der Zusammenstellung der 36 Songs langen, für ungeschulte Ohren recht düsteren Kompilation beteiligt. John Dale steuerte die ausführlichen Liner Notes dazu, der vielschichtigen Band-Philosophie mit im übrigen gleich zwei CDs auf die Finger zu schauen.
Punk-, Surf- und Spacerock aber auch düstere Töne des damals auf dem Siedepunkt befindlichen Musikgenres Independent (heutzutage als Genre in Vergessenheit geraten und von der Musikgeschichte überholt) wirken dabei auch fast drei Dekaden später noch intensiv nach und machen aus der Doppel-CD nichts für Zartbesaitete: Auch das kann der SOUL TRAIN.
Billy Sherwood ist ebenfalls nicht zum ersten mal zu Gast in dieser SOUL TRAIN-Kolumne: diesmal trifft es die „Divided By One“-Album-Neuauflage des 2014er Sherwood-Sets.
Billy Sherwood, Bassist im aktuellen Line-Up von Rock-Legenden YES (der SOUL TRAIN berichtete) legt mit „Divided By One“, selbst produziert und erschienen über sein eigenes Label und die übliche Vermarktungsmaschinerie von Cherry Red Records/Rough Trade, zehn Titel lang ab, was man wohl als sein persönlichstes und selbstverständlichstes Album bisher bezeichnen darf.
„Divided by One“ ist Sherwoods insgesamt siebtes Solo-Album und wird noch lange nicht das Ende an musikalischem Outputs Sherwoods sein – weder in dieser Kolumne noch im SOUL TRAIN überhaupt.
Ganz wie Billy Sherwood ist auch Andy Bell alles andere als ein Unbekannter im SOUL TRAIN, speziell in dieser ehrenwerten Kolumne. Mit „Torsten The Beautiful Libertine“ (Strike Force Entertainment/Cherry Red Records/Rough Trade) setzt er sein Dasein als reaktionäres Alter Ego und Kunstfigur „Torsten“ (dieses mal nicht „The Bareback Saint“ aber „The Beautiful Libertine“) stilgetreu fort: Auf seinem sechsten Solo-Album bleibt Andy Bell, Stimme von Erasure (der SOUL TRAIN berichtete), seiner Individualist und Exzentrik und seinem musikalischen Gusto aus Poesie, Theater, elektronisch getriebenen Soundhäppchen und einem Songübergreifenden Albumkonzept, welches besonders der eng geschnürten Fangemeinde Andy Bells wie Karamell auf der Zunge zergehen wird, treu.
Das insgesamt 17 Tracks lange „Torsten The Beautiful Libertine“-Werk kommt mit dickem Booklet inklusive eleganter, angemessener Fotostrecke Bells sowie, unverzichtbar, den Songtexten. Als besonderes Gimmick wartet das extravagante Album mit einer CD in Vinyl-Optik auf – schön.
Betty Boo veröffentlichte mit „Grrr! – It’s Betty Boo“ 1992 ihr zweites Studioalbum, welches nun mit gleich zwei CDs über Cherry Pop/Cherry Red Records/Rough Trade sein verdientes Reissue genießt.
Insgesamt 30 Songs lang (20 davon sind alleine Remixe und Versionen der Albumsongs) wird hier das nicht immer ganz ernst gemeinte Soundkleid zwischen Pop, House, Acid, Soul, Funk und grundsätzlicher Club-Ästhetik noch einmal in epischer Breite ausgebreitet.
Durchaus mit Charttauglicher Charakteristik ausgestattet, wäre es Betty Boo eigentlich vergönnt gewesen, weitere Alben wie dieses auf der Erfolgsseite verbuchen zu können.
„Hangover“ und „I’m On My Wy“ lauteten die größeren Hits des Albums, welches hier besonders durch die Liner Notes von Michael Silvester und durch sein übliches und, sind wir ehrlich, zu erwartendes Infotainment im erstklassigen Booklet überzeugt.
Nachdem das Debütalbum „‘Maxinquaye“ seinerzeit einschlug wie eine Bombe und Maßstäbe in der Vernetzung eines halben Dutzend Black Music-Genres setzte und sozusagen im Alleingang den Terminus Trip Hop aus dem Boden stampfte, war es für Adrian Nicholas Matthews Thaws alias Tricky (der SOUL TRAIN berichtete) aus Bristol, England, alles andere als einfach, mit Album Nummer Zwei die bedrohlich hohe Erwartungshaltung zu erfüllen.
So ist es wenig verwunderlich, dass jenes zweite Werk Trickys mit dem programmatischen Titel „Pre-Millennium Tension“ 1996 sich zwar verkaufte wie geschnittenes Brot, aber doch immer der ikonischen Rolle eines Stil-Inventors wie „Maxinquae“ hinterherhinkte, was grundsätzlich unberechtigt, ja sogar falsch war, ist „Pre-Milennium Tension“ doch auch nach heutiger Sicht ein mindestens ebenso vielschichtiger Fundus an Indiviual-Beats und eigener Genrezeichnung, unzählige Samples aus verschiedensten Ecken des Musikuniversums (darunter Samples von The Commodores, The Specials oder Rapper Doug E. Fresh, um nur einige wenige zu nennen, der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über alle genannten) inklusive.
Cherry Red Records/Rough Trade räumt nun anhand der Neuauflage mit der verdrehten Sichtweise, dass „Pre-Millennium Tension“ auf immer und ewig das Nachfolgealbum des ikonischen „Maxinquaye“ ist, auf, und zeigt in der Neuauflage (wie immer erhältlich über Rough Trade) mit gleich fünf Bonus Tracks, welche Intensität auch zwei Dekaden später noch aus dem unvergleichlichen, zugegebener Massen nicht immer einfachen Album herauszuholen ist.
Paul McGuinness (der SOUL TRAIN berichtete), der für die Neuabmischung des Albums verantwortlich war, verfasste auch gleich den umfangreichen Klappentext und klärt alle offenen Fragen zum introvertierten, sehr besonderen „Pre-Millennium Tension“-Sets Tricky, der in der Folge auch als Schauspieler im Film- und TV-Geschäft eine stetige Karriere begann.
Nicht so ganz unpassend dazu kommt das nächste Album dem künstlerischen Gusto Trickys zu Hilfe: „Another Splash Of Colour“ erklärt sich bereits durch den eigenen Album-Untertitel: „New Psychedelia In Britain 1980-1985“. Drei CDs und insgesamt 64 (!) Songs lang wird hier eben jene Nische beackert, die man eigentlich so recht gar nicht in die Achtziger Jahre denn in die frühen Siebziger Jahre transponieren möchte: Psychedelische Einflüsse in mehr oder weniger populärer Musik.
Mit dabei sind Band wie The Icicle Works, Captain Sensible, Squire, The Dream Factory, The Marble Staircase, Knox, Future Daze, The Heartbeats, Freight Train, Doctor & The Medics oder Robyn Hitchcock, um nur einige wenige zu nennen – der SOUL TRAIN berichtete über die meisten der genannten.
Verpackt in eine edle Papp-Klappbox (vom Label liebevoll „Cherry Red Genre Box Set“ genannt) und bestückt mit überaus stimmigem Coverdesign für die gesamte Box als auch für jeden der drei Silberlinge ist neben der Musik selbst aber wohl das Booklet der heimliche Hauptdarsteller der Fan-Box, die einen weiteren kleinen Höhepunkt der heutigen 33. Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – darstellt.
Dass das psychedelische Element in der mehr oder weniger populären Musik in den Achtziger Jahren gerade in Großbritannien eine kleine Wiedergeburt erlebte, wird hier nachdrücklich festgehalten und im besonderen durch das erwähnte Booklet, randvoll mit Infotainment wie Liner Notes, Fotos und Coverabbildungen und geschichtlichen Abrissen und so wunderbar bildhaft dargestellt: „Another Splash Of Colour – New Psychedelia In Britain 1980-1985“, erschienen über RPM International und wie üblich vertrieben und vermarktet durch Cherry Red Records/Rough Trade ist eine definitive SOUL TRAIN-Empfehlung, der man jedoch voraussetzen sollte, kein Unbekannter im Genre zu sein. Viele der Songs sind übrigens zum ersten mal überhaupt auf CD zu hören, alleine das unterstreicht das musikhistorische Fundament des fast etwas zu edel wirkenden Dreierpacks.
High Energy, abgekürz Hi-NRG, nannte sich in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein Dancefloor-Subgenre, welches im Kern eigentlich sogar aus England kam, aber schnell auf die Vereinigten Staaten übergriff und sich aus stampfenden Drumlinien und übertrieben plakativen Hooklines und musikalisch aus tanzbarem Soul, allzu glatter Pop-Attitüde und Disco- bzw. Dancefloor-Charakter zusammensetzte.
Produzent Bobby Orlando war damals die Speerspitze des Genres, das den unvergleichlichen Harris Glenn Milstead, der sich die exzentrische Drag Queen-Kunstfigur Divine als Alter Ego auf den liebevoll-voluminösen Leib gönnte, als Stilikone anführte.
Heute unvergessene, weltweite Superhits wie „You Think You’re a Man“, „I’m So Beautiful“, ‘Walk Like A Man“ oder nicht zuletzt das ikonische und bezeichnende „Shoot Your Shot“ hießen seinerzeit die großen Hits Divines – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Hi-NRG, Divine und Bobby O., wie Bobby Orlando auch genannt wurde.
Eben jenem Divine, auch und vor allen in den Jahren kurz vor seinem viel zu frühen Tod im Alter von gerade mal 42 Jahren im Jahre 1988 auch als renommierter Schauspieler erfolgreich, wurde nun seitens Hot Shot Records (Vertrieb und Vermarktung wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade) ein echtes Denkmal gesetzt, welchem nun die nahezu perfekte Rolle des Absackers der heutigen 33. Folge von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN – zu teil wird: „Shoot Your Shot – The Divine Anthology“ bietet zunächst mal insgesamt 27 Divine-Bomben, verteilt auf zwei CDs inklusive aller großen und kleinen Divine-Hits, darunter selbstverständlich auch alle vorab Erwähnten in teils mehreren Versionen.
Wahrer Hauptdarsteller ist jedoch einmal mehr das mitgelieferte Booklet der optisch als auch haptisch herausragend gelungenen Doppel-CD: Die zahlreichen Cover-Abbildungen und Fotos (darunter mit Andy Warhol und dem langjährigen engen Divine-Freund und Förderer John Waters – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über beide) und nicht zuletzt der ausführliche, geschichtliche Abriss zum menschlichen und künstlerischen Phänomen Divine – die Liner Notes – aus der Feder von Levis Omelasz lässt die Erinnerung an den großartigen, auch im Rückblick mehr als coolen Divine noch einmal richtig Strahlen: einen schöneren Abschluss der 33. Folge der Kolumne mit Reissues und Neubearbeitungen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade im SOUL TRAIN hätte man sich kaum wünschen dürfen – ich freue mich auf die kommende, 34. Ausgabe von „Cherry Red Records/Rough Trade – Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“!
© Michael Arens
SOUL TRAIN HOT TIP!
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