Cyndi Lauper – Detour
Review 25. Mai 2016 Michael Arens
Cyndi Lauper – Detour (Mutzarellla/Rhino/Warner Music)
Nicht zum ersten mal steht das Country-Genre im Fokus des SOUL TRAIN: Der musikalische Aufbau und die Strukturen, die Harmonien, die Melodieführungen und besonders das Arrangement der Stimmen sind dem Soul durchaus ähnlich, weswegen es gerade in den viel zitierten Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sogar immer wieder eine stilistische Vermischung von Country und Soul gab – Bobby Womack, Ray, Goodman & Brown, Joe Tex oder der unvergessene Ray Charles waren Vorreiter der Genreverschmelzung.
Country ist ebenfalls das Musikgenre, welches Individualstimme Cyndi Lauper (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über alle vorab genannten) sich nach ihrem eigentlich angestammten Platz im Pop-Firmament nach Rock, Blues und House bzw. Electronica nun als Objekt der stilistischen Begiere gemacht hat: „Detour“ lautet der Titel ihres aktuellen Albums, welches ein waschechtes Brett und Country ist und insbesondere und sozusagen im Handumdrehen durch seinen immens hohen Unterhaltungswert punkten kann – ein Charakterzug, der sich durch die Karriere von Quiekstimme Lauper zieht wie ein roter Faden.
Ein Dutzend Songs lang macht die kleine Powerfrau hier auch als Countrysängerin eine fast schillernde, selbstironische und unkomplizierte Figur und wird unterstützt von einem Who-Is-Who der US-Amerikanische Country- und Countrypop-Szene: Legenden wie Willie Nelson oder Emmylou Harris sind hier ebenso dabei wie Country-Megastar Vince Gill, Country- und Jazz-Grenzgängerin Alison Krauss oder Jewel, US-Pop-Star mit Countryfärbung.
Zu den Klassikern des Genres, die Cyndi Lauper hier zielstrebig gecovert hat, gehören unter anderem Wanda Jacksons „Funnel Of Love“, die zwei Patsy Cline-Klassiker „Walkin‘ After Midnight“ und „I Fall To Pieces“, das nachwievor witzige „You’re The Reason Our Kids Are Ugly“, welches gemeinsam mit Vince Gill zu wunderbarem, augenzwinkerndem neuen Leben erwacht oder nicht zuletzt des Duett mit Willie Nelson, das vom Meister persönlich geschriebene „Night Life“, um nur einige wenige zu nennen – einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über alle vorab erwähnten.
Aufgenommen – wo sonst – in Nashville, Tennessee, Heimat des Country & Western-Genres (die eigentliche, vollständige Bezeichnung von „Country“), legt das Album, zielstrebig und mit großartigem Charakter produziert von Tony Brown und Cyndi Lauper höchstpersönlich allergrößten Wert auf eine angenehme, sehr geerdete Kurzweiligkeit und gibt keinen Deut auf glattes Country- oder Chartgetue: hier wird das Unperfekte der nachwievor gewollt kratzigen Cyndi Lauper zum geflügelten, magischen Werkzeug, ein tatsächlich immens unterhaltsames Album abzuliefern: „Detour“ von Cyndi Lauper ist alles andere als eine „Detour“ – eine „Umleitung“ – für die quirlige Tausendsassarin und hat ihre stilistische Bandbreite nun (endlich) auch für das hierzulande noch immer recht stiefmütterlich behandelte Country-Genre aufgestoßen wie ein Scheunentor im Hinterland von Kansas, Arizona, Utah oder Texas – wunderbar.
Dem Album (der CD) liegt ebenfalls ein angemessen und stimmig gestaltetes, mehrseitiges Booklet inklusive Atmosphäregebender Fotostrecke bei, in welchem Cyndi Lauper en Detail ganz persönlich ihre Beziehung zum Country-Genre aufdröselt – das Lesen lohnt sich – versprochen!
© Martin Bongers
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