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Gabriel Tajeu – Super Heavy Acoustic Soul Vibe Gabriel Tajeu – Super Heavy Acoustic Soul Vibe
Aktuelles Album: Gabriel Tajeu – An Introduction to Gabriel Tajeu (Légère Recordings/Kudos Records/Zebralution/Broken Silence) Die lauten, wuchtigen Töne sind nicht das Ding des Gabriel... Gabriel Tajeu – Super Heavy Acoustic Soul Vibe

Aktuelles Album: Gabriel Tajeu – An Introduction to Gabriel Tajeu (Légère Recordings/Kudos Records/Zebralution/Broken Silence)

Die lauten, wuchtigen Töne sind nicht das Ding des Gabriel Tajeu aus dem Black Music-Geschichtsträchtigen Alabama.

Sensibel und Achtsam singt sich der noch junge Shooting Star der US-Amerikanischen Soul-, Blues- und Singer/Songwriter- bzw. Folk-Szene durch sein vermeintliches Solo-Albumdebüt, welches sich programmatisch „An Introduction to Gabriel Tajeu“ nennt, erschienen übrigens beim deutschen Label Légère Recordings, über das wir im SOUL TRAIN immer wieder berichteten und auch weiterhin berichten werden.

Zugleich ist die Bezeichnung „Debütalbum“ etwas irreführend, ist das Set doch tatsächlich eine inoffizielle Komplikation mit den besten Songs – den Highlights – aus Gabriels eigentlich ersten beiden Alben „Finding My Way“ 2013 und „Southern Skies“ aus 2015, produziert in Personalunion mit den Black Music-Routiniers Mark Lanter und Allen Barlow (der SOUL TRAIN berichtete), was jedoch den konzeptionellen Schulterschluss, das Funktionieren von „An Introduction…“ keinen Deut schadet, ganz in Gegenteil: Alle Songs klingen wie aus einem Guss und überzeugen gerade SOUL TRAIN-Jünger immer in jenen Momenten, wenn waschechte Soul-Sounds mit dem Herz in legendären Fame-, Stax- oder Muscle Shoals-Idealen, wie sie eben nur aus dem US-Amerikanischen Süden kommen können, angeführt werden.

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Gabriel Tajeu (Photo @ Christian „198four“ Vaughn)

Gleichzeitig beheimatet „An Introduction…“ aber auch Elemente aus Jazz und aus fast besinnlichem Pop, was gemeinsam mit der sensiblen Stimme des Gabriel Tajeu einen wunderbar schlanken Fuß – einen Fluss – macht, der noch lange im Ohr bleibt.

Dass bei aller Bescheidenheit dieses stilistische Wunderwerk nicht von ungefähr kommt kann Gabriel Tajeu im exklusiven Interview mit dem SOUL TRAIN nur bestätigen: „Ich bin einer Menge Musik ausgesetzt gewesen über all die Jahre, solange sie nur gut gemacht ist und ich die Seele darin fühlen konnte. Ich liebe Singer/Songwriter, aber ich höre auch immer Extra-Harmonien oder coole Synthie-Sounds, wenn ich diese Musik höre, und eben umgekehrt, wenn ich etwa einem R’n’B-Song lausche. Ich denke mir dann, dass man hier oder dort beispielsweise einen anderen Akkord einarbeiten könnte, oder man könnte das Tempo ändern, ganz so, wie man es vielleicht in einem Folk-Song oder einem Lied der Beatles hören kann.“

Wie kam es also dazu, dass Légère Recordings, ein immerhin deutsches Label, nun ein Album mit dem, geht man ins Detail, zunächst doch etwas irreführenden Titel „An Introduction to Gabriel Tajeu“, was ja eigentlich eine Art „Best Of“ seiner ersten beiden Alben ist, herausbringt? Tajeu dazu: „Der Dank dafür gilt Helmut Heuer von Légère Recordings. Ich hatte ja die ersten beiden Projekte veröffentlicht und Helmut meinte, warum nicht einfach Songs aus beiden Alben auf das neue Album packen? Und ich glaube, das funktioniert ganz wunderbar. Mein erstes Album war mehr R’n’B, das zweite dagegen mehr Soul und Rock…“

All das hört man „An Introduction to Gabriel Tajeu“ vom Künstler gleichen Namens durchweg an, auch, wenn der Soul in der ersten Albumhälfte dem akustischen Singer/Songwriter- und Folkgefühl der zweiten Albumhälfte zunächst dominant erscheint.

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Gabriel Tajeu (Photo @ Christian „198four“ Vaughn)

Doch Gabriel Tajeu würde den Titel eines klassischen Singer/Songwriters mit dem Herz eines Soul-Sängers nicht mit so viel stolz tragen, ohne eine eigene Philosophie dazu zu verfolgen, schrieb er doch alle Titel des vorliegenden Albums selbst: „Das stimmt, ich habe die Songs selbst geschrieben“ erklärt der sympathische Gitarrist und Sänger mit dem sensiblen Organ und führt aus: „Es ist eine Art Prozess für mich. Ein Teil dieses Prozesses ist es, auf Inspiration zu warten. Es könnte also schon mal zwei Stunden dauern, bis ich 75% eines Songs zusammen habe, und dann weitere drei Monate um ihn fertig zu schreiben. Auch, wenn ich bereits seit Jahren Musik schreibe, arbeite ich mich hart durch einen Song, bis ich endlich habe, was ich wollte. Dieser Ansatz ist etwas, dass ich auch über Pablo Picasso gelesen habe. Wenn er sich mal in eine Idee verrannt hatte und nicht weiterkam hat er einfach immer und immer wieder alles übermalt. Er glaubte daran, dass man immer auf die Inspiration warten solle. Inspiration kommt vom Arbeiten, und so funktioniert das für mich auch, wie ich herausgefunden habe.“

Inspiration kann aber auch von den Mitmusikern kommen, sofern man ein so fantastisches Line-Up auf seinem Album  verbuchen kann wie das Gabriel Tajeu auf „An Introduction…“ kann. Gabriel Tajeu: „Mannomann, es braucht eigentlich nicht viel, all diese Jungs, die ich Freunde nennen darf, ins Studio zu kriegen. Das ist die geheime Zutat, zu wissen, wen man gemeinsam in einen Raum stecken sollte. Keyser Söze (die zentrale, sagenumwobene Hauptfigur in Bryan Singers Kultfilm „Die üblichen Verdächtigen“ von 1995, Anm. d. Verf.) hat uns das gelehrt. (lacht) Nein, aber im Ernst, Da hast du Musiker wie Dave Crenshaw, der für Maxwell, PJ Morton und viele andere gearbeitet hat, der einfach Weltklasse am Schlagzeug und an den Perkussionsinstrumenten ist. Wenn man ihn nun in einen Raum mit David LaBruyere, Bassist für, unter anderem, John Mayer oder Shawn Mullins (der SOUL TRAIN berichtete über die meisten der genannten, Anm. d. Verf.), steckt, muss man nur noch ein wenig helfen, das Schiff in die richtige Richtung zu steuern. Fahr‘ den Ferrari aber um Gottes Willen nicht zu klump, wenn Du verstehst, was ich meine. Du musst halt nur genau wissen, in welche Richtung dein Sound gehen soll…“

Und genau da dürfte auch die wohlmöglich größte Herausforderung für die Gratwanderung eines Vollblutmusiker liegen, der zwischen erzlebendigem, prall gefülltem Soul und Funk auf der einen Seite und sensibleren, den leiseren Tönen von Singer/Songwriter-Philosophie wandelt. Tajeu: „Bei meinen eigentlichen Ideen zu bleiben, ist eine sehr große Herausforderung. Es ist hart, da du ein bestimmtes Detail hörst und dann mit den Aufnahmen beginnst und dann alles ganz anders kommt, da die Dinge nicht so laufen, wie du es eigentlich geplant hast. Der Song „Southern Skies“ beispielsweise war schon fast fertig gestellt, doch dann habe ich die Version verworfen und ganz von vorne begonnen. Die erste Version hatte unglaubliche Musiker mit an Bord, aber sie war schlicht zu langsam – wir haben sie einfach viel zu langsam gehalten. Ich bin dann mit dem Song in eine andere Stadt gefahren und habe ihn dort neu aufgenommen, mit anderen Musikern, um dem Song ein ganz neues Gefühl zu geben. Man muss sich also selbst vertrauen, selbst wenn Menschen um dich herum meinen, dir zu sagen, dies oder das ist ein ganz wunderbarer Take, oder dass der Song doch eigentlich schon fertig sei. Ich erinnere mich, dass ich vor sehr langer Zeit von Kanye West (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder, Anm. d. Verf.) gehört habe, dass er niemals aufgibt, wenn er eine Idee hat, nur, weil sie nicht richtig herauskommen will. Das hat mir geholfen. Man muss an seinen Ideen arbeiten! Es war eine gute Idee, dran zu bleiben und das Ding bis zum Schluss durchzuziehen.“

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Aktuelles Album: Gabriel Tajeu – An Introduction to Gabriel Tajeu (Légère Recordings/Kudos Records/Zebralution/Broken Silence)

Zurück also zum Ist-Zustand, zum neuen Album „An Introduction to Gabriel Tajeu“. Bei aller fulminanten Instrumentierung fällt bei „An Introduction…“ auf, dass sich das Album insbesondere in der zweiten Hälfte der immerhin 15 Songs (CD) wie zuvor bereits erwähnt immer mehr in aufgeräumte Akustikräume schwingt, ein merklicher, aber auch fließender Schnitt, der die Musik Tajeus erst so richtig unterstreicht und ihr Charakter verleiht, wie Gabriel mir bestätigt: „Du hast recht. Es ist wirklich ein Prozess, bei dem die Songs eigentlich als Acoustic Versionen beginnen. Dann verbringst du eine Zeit damit, die voll produzierte Variante aufzunehmen, mischt sie, und so weiter, und dann willst du plötzlich was Neues. Dann erinnerst du dich, dass diese Songs eigentlich als rein akustische Versionen begannen, also gehst du dahin zurück. zu diesem Acoustic Vibe, der diesen Songs die Geburt ermöglicht hat. Diesmal nimmst du aber Musiker mit auf die Reise, die diese Songs auffüllen. Ich liebe diesen Prozess und ich liebe es, meine eigenen Songs wiederzuentdecken!“

Apropos wiederentdecken: Gabriel Tajeu, der ja wie gesagt bereits sein neues Album mit dem besten aus zwei bereits veröffentlichten Alben veredelte, hatte bereits vor diesen Alben eine Geschichte als Musiker: Ivory Soul und Bonus Round nannten sich die zwei Formationen, denen Tajeu sein Talent schenkte, bevor es Solo für ihn endlich los- und abging. „Diese Bands haben mir die Fähigkeiten vermittelt, die es mir schließlich ermöglichten, Solopfade zu betreten.“ erzählt Gabriel etwas nostalgisch verklärt und erläutert: „Sie waren wie die Universität und der Doktortitel zusammen. Diese Zeit hat mich auf das vorbereitet, was ich tun musste, um meine eigene Musik zu kreieren. Hätte ich diese Erfahrungen nicht gesammelt, wäre dieses Solo-Projekt, dieses neue Album „An Introduction to Gabriel Tajeu“, nie entstanden!“

Überhaupt scheint Musik eine rein emotionale Sache für den sensiblen, immens talentierten Soulster mit Hang zur akustischen Eleganz zu sein: „Musik war immer schon ein Teil von mir! Mich zu fragen, was mir Musik bedeutet, wäre in ungefähr so, als würde man einen Fisch fragen, was Wasser ihm bedeutet. (lacht) Musik ist Leben, ist Ausdruck – Musik ist lebendig!“ gibt Tajeu frank und frei preis.

Doch lassen wir auch den Soul-Jünger in Gabriel Tajeu zu Wort kommen, immerhin bietet „An Introduction…“ jede Menge feinste Soul-Kost, die jeden eingefleischten SOUL TRAIN-Leser mit der Zunge schnalzen und mit den Füßen wippen lassen wird. Da reicht es nicht, dass Tajeu aus Alabama stammt, er wohnt mittlerweile auch in der Heimatstadt des Philly Soul, eine der bedeutendsten Metropolen für das schönste Musikgenre der Welt, wie er uns zu erzählen weiß: „Ich bin gerade nach Philadelphia gezogen, von Birmingham, Alabama (Birmingham,, Alabama ist, nebenbei erwähnt, vermutlich die wichtigste Stadt für Southern Soul überhaupt, Anm. d. Verf.). Ich richte mich gerade ein und werde natürlich auch einige Gigs hier spielen. Alles ist hier oben so nah beieinander. Nach Philadelphia – Philly – zu ziehen hat einige sehr starke Emotionen in mir freigesetzt. Ich habe also bereits angefangen, an meinem nächsten Album zu schreiben. Alleine die Anstrengung, umzuziehen ist gewaltig – Super Heavy sozusagen, und manchmal auch einsam.“

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Gabriel Tajeu (Photo @ Christian „198four“ Vaughn)

Zum Glück hört man all dies dem aktuellen, wunderbar entschleunigten Album von Gabriel Tajeu, „An Introduction to Gabriel Tajeu“ überhaupt nicht an, was zugleich neugierig auf das nun bereits angekündigte, kommende Projekt des Herzblut-Soulers und Akustikgitarristen und letztlich Sängers macht. Bis es soweit ist, genießen wir den Sound des aktuellen Albums, das selbstredend auch auf magischem Vinyl erscheint und für Liebhaber retrospektiver Soul-Magie ebenso funktionieren dürfte wie für Neulinge im Supergenre Soul; für Singer/Songwriter-Freunde aller Couleur gilt all dies sowieso.

Was bleibt, ist, es Gabriel Tajeu zu überlassen, seine neuen und hoffentlich zahlreich hinzukommenden Fans – die Leser des SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1, zu motivieren, seinen neuen, abendfüllenden, schlichtweg schönen Longplayer „An Introduction to Gabriel Tajeu“ auf den Plattenteller und legen bzw. ins Regal zu stellen: „Hört es euch einfach an! Es ist eine großartige Platte! Die Musiker, die darauf spielen, sind fantastisch, die Aufnahme, der Mix, das Mastering sind erste Güteklasse. Es gibt sozusagen etwas für jeden darauf. Wenn du ein paar große Boxen zu Hause hasst, dreh sie auf! Teile das Album mit deinen Freunden – verlieb dich darin! Singe aus vollster Lunge mit, selbst, wenn du nicht singen kannst – du wirst das Album lieben!“

© Michael Arens

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