Jean-Michel Jarre – Live – „Electronica“ Worldtour 2016 – Kunstwerk aus Klang und Licht
Concert Review 24. November 2016 Michael Arens
Aktuelle Alben: Jean-Michael Jarre – „Electronica 1: The Time Machine“ und „Electronica 2: The Heart Of Noise“ (beide: Music Affair Ent. Ltd./Columbia/Sony Music)
Bumm. Bumm. Bumm. Kawumm! Laserblitze und Synthiedonner. So begann Jean-Michel Jarre, einer der „dienstältesten“ und weltbekannten Visionäre elektronischer Musik am 21. November um 20:30 Uhr seine gigantische Bühnenshow in Münster, die das letzte Konzert in Deutschland im Rahmen seiner aktuellen „Electronica“-Welttournee war.
Beeindruckend wie das richtungweisende Intro, überzeugte das im gesamten eineinhalbstündige Konzert durch sphärische Inszenierungen von Licht- und Klangeffekten, Abwechslungsreichtum und Verspieltheit der Songarrangements.
Jarre, mittig auf einem Bühnenpodest, hinter seinen Synthesizern stehend, seitlich von jeweils einem Schlagzeuger gerahmt, begrüßte sein Publikum mit den Worten „Guten Abend, Münster!“, bevor mit „Oxygene 2“ der erste Hit erklang. Das Publikum reagierte mit begeistertem Applaus.
Dass künstlerisches Schaffen neben allen „Showeffekten“ auch Details aktueller gesellschaftlicher Situation und Entwicklung abzubilden vermag, verdeutlichte Jean-Michel Jarre mit „Exit“, indem Whistleblower Edward Snowden mit kritischen, nachdenklich stimmenden Worten von der Leinwand sprach.
Die Gesamtheit dieses absolut stimmigen Zusammenspiels aller Eindrücke und ein entsprechend begeistertes Publikums, konnte auch nicht von der kaum nachvollziehbaren Entscheidung geschmälert werden, die gesamte Halle für dieses Konzert zu bestuhlen. Dennoch war es für viele Besucher über weite Strecken herausfordernd, nicht dem Bedürfnis nachzugeben, die monströs-spektakulären Reize aus Synthesizer-Klangräumen und riesigen animierten Grafiken auf LED-Leinwänden, Lasern und Scheinwerfern tanzend zu erleben. Doch schließlich, zu „Brick England“, ein Lied bei dem die Pet Shop Boys (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Red.) „mitsingen“, wurde die wortlose Anweisung des Nichttanzens durch Jarre persönlich aufgehoben, indem er selbst zum Tanz bat. Und es schien so, als hätten die meisten Zuschauer nur auf diese Worte gewartet, denn das Publikum kam seiner Bitte augenblicklich und begeistert nach.
So konnte und wollte jeder Moment dieses kurzweiligen Konzertes, begeistert und fasziniert zugleich, genossen werden. Mit den Hits „Oxygene 4“ und „Equinoxe 4“ als Zugaben beendete Jean-Michel Jarre dieses überzeugende Konzert als unvergleichbar sinnliches Erlebnis und Gesamtkunstwerk.
Mehr zu Jean-Michel Jarre gibt es im exklusiven SOUL TRAIN-Interview (READ MORE) sowie demnächst und an dieser Stelle im Zuge der kommenden Veröffentlichung seines neuen Studioalbums „Oxygene 3“ sowie dem „Oxygene Trilogie-Boxset“!
© Vivien Loh