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Kirk Franklin – Jahreszeiten des Soul Kirk Franklin – Jahreszeiten des Soul
Aktuelles Album: Kirk Franklin – Long Live Love (Fo Yo Soul Recordings/RCA Records/Sony Music/SCM) In Deutschland ist Gospel Musik traditionell eine Nische, die irgendwo... Kirk Franklin – Jahreszeiten des Soul

Aktuelles Album: Kirk Franklin – Long Live Love (Fo Yo Soul Recordings/RCA Records/Sony Music/SCM)

In Deutschland ist Gospel Musik traditionell eine Nische, die irgendwo zwischen pseudoexotischer Kirchenmusik, dem Anliegen der Black Music-Themen Soul, Funk und straßentauglichem R’n’B und Pop sowie der Lebensweisheit von Blues und der Ernsthaftigkeit von Jazz ein eher stiefmütterliches Dasein pflegt.

Zur besseren Einordnung in das im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de immer wieder behandelte Gospel-Thema, lassen wir Wikipedia Gospel folgender maßen definieren: „Der Gospel (von englisch „good spell“ ‚“Evangelium“, „Gute Nachricht“; hergeleitet vom Altenglischen „gōdspel“, „gōd“‚ „gut“ und „spel“‚ „Erzählung“, „Nachricht“) ist nach deutschem Sprachgebrauch jene christliche, afroamerikanische Stilrichtung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Negro Spiritual sowie Elementen des Blues und Jazz entwickelt hat. Als den oder das Gospel bezeichnet man im Deutschen ein dieser Musikrichtung zugehöriges Werk.“

In Nordamerika ist Gospel derweil ganz gegenteilig zu Deutschland bzw. Europa und vielleicht dem überwiegenden Teil der restlichen Welt außerhalb der USA überhaupt nicht nur Big Business, sondern der Ausdruck ganzer Generationen zwischen Identität und der Leidenschaft für die Afroamerikanische Kultur des gesamten, vergangenen 20. Jahrhunderts.

Kirk Franklin

Mahalia Jackson, Yolanda Adams, Sounds Of Blackness oder The Edwin Hawkins Singers (der SOUL TRAIN berichtete zigfach über alle genannten) sind dabei einige der größten Acts, Künstler, Bands der Gospel-Geschichte, die gleich mehrere Generationen von Gospel Musik umspannen.

Größter aktiver und sicher erfolgreichster Gospel-Sänger überhaupt ist derzeit und seit mehreren Dekaden zugleich niemand geringeres als Kirk Franklin, geboren 1970 als Kirk Dewayne Franklin, der seit den frühen Neunziger Jahren im Namen des Gospel unterwegs ist und seither als so genannter Recording Artist Abermillionen von Alben veröffentlichte, immer wieder unter eigenem Namen, aber auch unter Zuhilfenahme seiner entsprechenden Band-Unterfütterung bzw. Chorunterstützung von The Family, Nu Nation und der One Nation Crew (der SOUL TRAIN berichtete).

Seit jenen Neunziger Jahren veröffentlichte Kirk Franklin so über ein Dutzend Alben, die sich wie geschnitten Brot verkauften, sich dabei stets dadurch auszeichneten, dass „seine“ Gospel Musik möglichst breitentauglich auch Freunde von straßentauglichem, stets tanzbarem R’n’B und Chart Pop und sogar gemäßigtem House bediente und durch seinen stets frischen, ungebrochen nach vorne wummernden, mitunter fast sommerlichen, kraftvollen Sound und Charakter eine gigantische Fangemeinde beeindruckte, sodass Kirk Franklin heute in den USA ein echter multimedialer Superstar, zugleich eben aber auch ein Missionar des Gospel und der dazu gehörigen Gospel Musik weltweit ist.

Kirk Franklin

Auch sein neues Album „Long Live Love“ (Fo Yo Soul Recordings/RCA Records/Sony Music/SCM) haut mit seinen zehn selbst geschriebenen, selbst produzierten Titeln einmal mehr in diese Kerbe und zeigt Kirk Franklin auf dem Zenith seines Schaffens und in bester Laune, jene Vermischung von echtem Gospel mit breitentauglichem R’n’B-Habitus wie beim superfeist nach vorne klackernden „Love Theory“ inklusive.

Dass dabei selbstredend und einmal mehr auch sehr persönliche Themen seiner bewegenden Geschichte als Person des öffentlichen Kulturlebens Nordamerikas ihren Platz finden, ist nur Recht und lässt aus dem „Long Live Love“-Longplayer ein kleines Meisterwerk werden, dass nicht nur Kirks Talent als Allround- und Vollblutmusiker und Galionsfigur der Gospel Musik und damit zum Muttergenre Soul zum Ausdruck bringt, sondern vor allen Dingen auch seine immens ausdrucksstarke Stimme sowie jene Organe seiner musikalischen Gäste und Unterstützer an die Spitze des Sounds setzt, einen Sound übrigens, der so fulminant und fast epochal kling, dass sich ein Blick auf die Credits des Albums durchaus lohnt: „Long Live Love“ wurde von niemand geringeres als Mastering-Legende Herb „Pump“ Powers Jr., über den wir im SOUL TRAIN immer wieder frenetisch berichteten, technisch konfektioniert und perfektioniert.

Im exklusiven SOUL TRAIN-Interview gewährte uns ein nachdenklicher, zugleich nachvollziehbar strukturierter Kirk Franklin Einblick in seine ganz persönliche Sichtweise zum Thema Gospel bzw. Gospel Music sowie nicht zuletzt in sein neues Studioalbum „Long Live Love“…

Michael Arens: „Die dringlichste Frage zuerst: Anders als in deiner US-Amerikanischen Heimat ist Gospel, Gospel Musik, hierzulande eine Schiene, ein Nebenschauplatz des Black Music-Universums, ein Musikgenre, das nicht gerade die ganz breite Masse erreicht, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass hierzulande Gospel immer ganz (vielleicht zu) eng mit dem Glauben an Gott, mit Religion im klassischen Sinne, verquickt wird. Was sind deine Gedanken dazu?“

Kirk Franklin – Long Live Love (Fo Yo Soul Recordings/RCA Records/Sony Music/SCM)

Kirk Franklin: „Gospel Music kommt von Herzen und kann jeden berühren, überall. Ich fühle mich demütig, wenn ich höre, dass nicht-gläubige meine Musik genießen. Wir verbringen Nacht für Nacht im Studio, um diese Musik attraktiv für jeden zu machen und für alle, die auf sie treffen und hoffentlich etwas in der Musik finden, das sie zur Liebe verbindet, die Liebe, über die wir singen. Musik ist die universelle Sprache der Verständigung. Es ist der rote Faden, der die Kommunikation und die Menschlichkeit verbindet. Sie ist eine Sprache, die wir alle sprechen, sodass alle fühlen, dass sie ein Teil dieser Konversation sind. Musik ist farblos, zeitlos, sie spricht aus dem Kern dessen, was uns als Menschen ausmacht, und das sind unsere Seelen. Die Menschen reduzieren Gospel, die Musik sowie die Ideologie, oft auf die rein emotionale Erfahrung, das macht mich wütend. Denn sie vergessen, dass es akademische, historische, intellektuelle Beweise dafür gibt, wie man Jesus Christus unterstützen kann. Es gibt sogar archäologische Beweise für den Gospel, es gibt akademische Querverweise, die den Gospel untermauern, sodass wir gar nicht immer in unseren Emotionen ruhen sollten. Es gibt eine Wahrheit in all dem, die unseren Glauben unterstützt, auf dem wir stehen und bauen.“

Michael Arens: „Du bist seit den frühen Neunziger Jahren in diesem Gospel Music-Kulturraum unterwegs, mit teils gigantischem Erfolg. Ein Blick zurück auf deine bisherige Karriere, deine Verdienste aber auch deine Versäumnisse in Sachen Gospel, aber eben auch Gospel Music!“

Kirk Franklin: „Meine größten Erfolge aber auch meine größten Enttäuschungen sind, dass ich die Gelegenheit hatte, meine Konversation mit Gott relevant in der Kultur zu halten. Auch, dass ich es geschafft habe, die Relevanz von Gott überhaupt in der Kultur aufrecht zu halten; das macht mich demütig. In der Lage zu sein, der Welt zu berichten, wie „Dope“ Jesus ist, auf so vielen Plattformen und in so viel verschiedenen Jahreszeiten meiner Karriere. Zugleich erkenne ich, dass ich meinen eigenen Wert verkenne. Da ich den nicht (immer) kannte, wusste ich auch nicht, wonach ich fragen sollte. So habe ich allzu oft meine eigene Unsicherheiten, mein Kindheitstrauma in den Gospel, in die Musik mitgebracht. Manchmal bist du einfach nur glücklich, im Raum zu sein, sodass du akzeptierst, was immer man dir anbietet. Es ist fast so, als sei ein wenig von etwas besser als nichts. Hätte ich also meinen eigenen Wert besser einschätzen können, hätte ich viele Dinge in meiner Karriere anders bewertet…“

Michael Arens: „Du hältst ja trotzdem als Allround-Künstler alle kreativen Fäden in der Hand, gerade auch beim neuen Album „Long Live Love“. Du hast die Songs geschrieben, konzipiert, produziert. Lief dieses mal irgend etwas anders als bisher?“

Kirk Franklin

Kirk Franklin: „Die Songs zu schreiben war eine große Herausforderung! Ich habe einige Dinge anders gemacht als auf meinen bisherigen Alben, und zwar, die Songs zu schreiben, bevor ich sie aufnehme. Normaler Weise geht das Stück für Stück, ich schreibe einen Song und hüpfe dann sofort ins Studio, und so weiter. Doch dieses mal habe ich alle Songs geschrieben und bin erst dann ins Studio gegangen. Man verbringt sehr viel Zeit damit, sicherzustellen, dass die Texte pointiert sind, relevant, mitreißend, kraftvoll und bedeutungsschwer, sodass es eine Zeitlang gedauert hat, bis es soweit war. Rückblickend kann ich sagen, dass Gott wirklich vorbeigeschaut hat und mir erlaubt hat, mir zehn Songs für dieses Projekt zu borgen, von denen es schien, als würden sie die Menschen berühren.“

Michael Arens: „Und trotzdem bist Du ja nicht vollständig verantwortlich für das sehr gute funktionieren von „Long Live Love“!“

Kirk Franklin: „Ich habe ein großartiges Team Menschen um mich. Meine Musiker sind phänomenal! Auch hatte ich dieses mal eine Art All-Star-Besetzung an Sängerinnen und Sängern mit dabei. Die meisten von ihnen haben eigene Karrieren, waren aber freigiebig genug, für mich auf diesem Album zu singen.“

Michael Arens: „Dein Album präsentiert sich gleichzeitig nicht nur als Gospel-Album, sondern bemüht, eben typisch für deine Musik, straßentauglichen R’n’B sowie Pop und Mainstream, um seine Message zu verbreiten. Hat das auch soziopolitische Gründe, gerade mit all den fürchterliche Dingen im Hinterkopf, die gerade in der Welt passieren, Kriege, Terrorismus, die Flüchtlingskrise, der Klimawandel…?“

Kirk Franklin

Kirk Franklin: „Heute wollen dich Mainstream-Songs glauben lassen, dass das Leben großartig ist, und dass keines dieser fürchterlichen Dinge tatsächlich passiert, aber ich glaube, dass Menschen einfach auf viele verschiedene Arten damit umgehen. Sie möchten Party machen, um sich den Schmerz zu nehmen, sie wollen Sex, um sich den Schmerz zu nehmen, sie möchten trinken, um sich den Schmerz zu nehmen. Alles, um sich den Schmerzen den Kopf voran zu stellen und so zu erkennen, wie sie selbst die Welt verändern können.“

Michael Arens: „Was ist also der Kern deines neuen, fulminanten Albums „Long Live Love“, das richtig fulminant und kurzweilig klingt und sicher Freunde von Gospel, R’n’B als auch zeitgenössischer Pop-Musik überhaupt an einen Tisch bringen wird?“

Kirk Franklin: „“Long Live Love“ ist ein Projekt, dass mein Ringen aus der Vergangenheit, insbesondere der letzten drei Jahre, mit der Polarisierung der Gesellschaft vermischt und versucht, ein Licht in der Mitte von all dem zu sein. Ich versuche, stets einen Fokus auf den Willen Gottes zu legen, sodass er (weitere) Türen für mich öffnet! Ich gehe also auch weiterhin dorthin, wohin Gottes Wille mich führen wird!“

© Michael Arens

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Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Kirk“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!

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