Kylie Auldist – Down Under Boogie Magie
InterviewVerlosung 17. August 2016 Michael Arens
Aktuelles Album: Kylie Auldist – Family Tree (Freestyle Records/Groove Attack)
Mit wachsender Begeisterung berichteten wir im SOUL TRAIN immer wieder über die großartige Stimme und das umwerfende, natürlich sympathische Charisma der australischen Soul-Sängerin Kylie Auldist, die nicht nur als Stimme der britischen Cookin‘ On 3 Burners-Formation sowie der australischen Deep Funk-Sensationsband von Tausendsassa Lance Ferguson, The Bamboos, von sich reden machte, sondern gerade auch mit ihren nachdrücklichen, erdigen und besonders im Gesang unglaublich gewichtigen und mitreißenden Solo-Alben von sich reden machte – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder auch über alle anderen vorab genannten.
„Family Tree“ lautet nun der Titel ihres brandneuen Solo-Albums, das trotz der Involvierung ihres musikalischen Wegbegleiters Lance Ferguson ausbricht aus dem bisherigen, retrospektiv angehauchten Musikkleid aus Deep Funk und dem besten, das Soul und Rhythm and Blues der Sechziger und Siebziger Jahre in die Gegenwart katapultierte: „Family Tree“ ist wunderschönster, reinster Discosoul und Boogie der Achtziger Jahre, besonders der ersten Hälfte, der Hoch-Zeit des im SOUL TRAIN fast religiös verehrten, so genannten Boogie, und das auch noch aus dem, geben wir es zu, für unseren Kenntnisstand weitestgehend unbeschriebenen Soul-Blatt Australien – faszinierend.
In Personalunion konzipiert, geschrieben und produziert vom Dreiergestirn Kylie Auldist, Lance Ferguson und Graeme Pogson (der wohl das Zünglein an der Waage war, den Sound des Albums so genial zu drehen, doch dazu später im Interview mehr) aus eben Down Under Australien lässt das Album wie kaum ein zweites den Geist und das Kribbeln in den Tanzerprobten Füssen der Ära Boogie aufleben und bereitet Boogie-süchtigen eine Gänsehaut nach der anderen: „Family Tree“, welches, ganz dem Geist der Musik selbst entsprechend, auch auf schwarzem Gold – Vinyl – erhältlich ist, ist nicht weniger als der Albumgewordene, feuchte Traum eines jeden Discosoul- und Boogiejüngers mit der Sturm- und Drangzeit in der ersten Hälfte der so viel, vielleicht viel zu oft diskutierten Achtziger Jahre.
Wie es dazu kam und warum „Family Tree“ aus Sicht des SOUL TRAIN eben EXAKT die Musik ist, die Kylie Auldist ab sofort charakterisieren, kennzeichnen und auszeichnen sollte, sind dabei nur zwei der Themen, die Kylie Auldist im exklusiven SOUL TRAIN-Interview ausbreitet…
Michael Arens: „Mit deinem wunderbaren, traumhaft schönen und mitreißenden neuen Album „Family Tree“ gibst Du dem bisherigen Kern deiner Musik – Deep Funk – eine ganz neue Wendung und badest förmlich im Discosoul der frühen Achtziger Jahre, mit Veröffentlichungen von Labels wie Total Experience Records und Solar oder Acts wie Cheryl Lynn, Yarbrough & Peoples, René & Angela, James „D-Train“ Williams, Shalamar, Alicia Myers, Atlantic Starr, Sharon Redd, die GAP Band, Lillo Thomas, Cameo, Eugene Wilde, Gwen Guthrie, Meli’sa Morgan, Brenda Russell… die Liste ist schier unendlich… Gerade auch deine Stimme addiert sich wunderbar in diesen Eighties-Boogie-Reigen (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über alle genannten)…“
Kylie Auldist: „Ich bin so froh, dass Du das hörst und verstehst! Ich habe gerade erst wieder Alicia Myers gehört, und darüber geredet, wie Kanye West, Lil‘ Wayne und Busta Rhymes (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.) ihre Stimme gesamplet haben. Sie ist unglaublich! Allerdings wurde sie nicht im Titel genannt und so war es schwierig für die Menschen, auszumachen, von wem diese Stimme kam. Aber ja, gerade der Titeltrack „Family Tree“ beispielsweise ist so viel mehr als nur dieser Siebziger Jahre Disco-Tritt, den der Rest des Albums aufführt… Der Titeltrack war auch der erste Track des Albums, den wir geschrieben hatten, und ich mag es sehr, dass Du meine Stimme gerade auf diesem Song so sehr magst! Ich stehe aber auch sehr auf die Bläserlinien und den unterschwelligen Electro Sound. Ich denke, dass wir es gerade mit diesem Song ins Schwarze getroffen haben!“
Michael Arens: „Wie kam es zu diesem Sound?“
Kylie Auldist: „Ich habe ja mit Lance Ferguson an meinen letzten drei Alben gearbeitet, und dieses mal haben wir als Co-Autor Graeme Pogson mit ins Boot geholt, um sein Können mit in die Waagschale zu werfen und entsprechend zu justieren. Die Zwei sind großartige Partner im Studio und hielten den kreativen Flow sehr soft und smooth und achteten sehr auf einen Fluss. Wir hatten viel Spaß… Es fühlte sich alles richtig an. Ich denke, das Album mit Lance und Graeme zu schreiben war ein magischer Trick! Ich war ja schon länger daran interessiert, ein Disco-Album zu machen, da ich aber eine große Liebe für die Achtziger Jahre-Dance Music habe, bin ich schlicht eine Dekade nach vorne gerutscht. Es gab eine Menge Gelächter und Tanz im Studio während wir das Album produzierten. Wir haben „Family Tree“ in Lances Home Studio aufgenommen, aber auch im Kindred Studio in Footscray, Melbourne. Der letzte Touch Magie wurde von John Castle, der für die Aufnahme selbst und das mischen zuständig war, oben drauf gesetzt.“
Michael Arens: „Auch in den Details zwinkerst Du dem Soul- und Boogie-Sound der Achtziger Jahre zu, was besonders an solchen Stellen wie dem Rap-Teil von „Good Time Girl“ von King Merc klar hervorsticht und letztlich positiv zur stimmigen, authentischen Atmosphäre des Albums beiträgt.“
Kylie Auldist: „In den Achtziger Jahren war ich ein Teenager und die Teen-Jahre sind bekanntlicher Weise die Jahre, in denen deine musikalische Identität für immer geformt wird! King Merc ist ein verstecktes Juwel der australischen Soul-Szene. Jeder, der auf dem Album als musikalischer Gast dabei ist, hat eine wahre, gelebte Liebe zu diesem Genre, diesem Style. Das kann man einfach nicht vortäuschen oder replizieren!“
Michael Arens: „Ebenfalls ein kleines, feines Detail ist der Umstand, dass ein Song namens „Saturday Night“, ein ganz typischer Charakterzug der Soul- und Boogie-Szene der Ära, nicht fehlen durfte…“
Kylie Auldist: „Dieser Song ist die einzige Cover-Version des Albums, ein klassischer Song einer australischen Rock-Band übrigens, Cold Chisel, einer der wahrscheinlich wichtigsten Bands meiner Sturm- und Drangzeit. Es ist ein ganz wunderbar geschriebener Song, im Original von wahrhaft fantastischen Sängern interpretiert, die noch heute meine Idole sind. Beim Titel ist es dabei wohl eher Zufall, dass er so sehr in das Disco-Thema passt, aber der Song passte einfach so sehr zum Gefühl des Albums, besonders mit dem Saxofon-Solo von Damon Grant (ein Saxofon-Solo ist ebenfalls ein klassischer Bestandteil des Discosouls der Ära, Anm. d. Verf.).“
Michael Arens: „Auch die Optik des Albums (die CD und die Vinyl) ist perfekt auf die Musik, den Achtziger Jahre-Soul-Vibe, den Discosoul, den Boogie, abgestimmt…“
Kylie Auldist: „Die Fotos waren die Idee einer mexikanischen Make Up-Künstlerin und der australischen Fotografin Cindy Lever. Ich wollte, dass sie einige intime und schlichte Studiomomente einfangen. Freestyle Records halfen dann sehr dabei, das Album selbst zu gestalten. Ich denke, es spricht ganz direkt die Achtziger Jahre-Plattensammler an! Es ist sehr wichtig, dass das Artwork die Message des Albums widerspiegelt…“
Michael Arens: „Bleiben wir bei deiner Plattenfirma. „Family Tree“ ist dein erstes Album für das britische Freestyle Records-Label. Hatte das auch einen Anteil am anderen, neuen Sound des Albums?“
Kylie Auldist: „Ich war zuvor ja bei Tru Thoughts in England unter Vertrag, und Freestyle Records kamen erst zum Projekt hinzu, als die Aufnahmen für das neue Album bereits fertig gestellt waren. Freestyle Records war für mich immer so eine Art Schwesterlabel, da meine Band Cookin‘ On 3 Burners ja bei ihnen unter Vertrag waren und so war ich bereits durch den Vertrag, durch Aufnahmen und das Touren seit Jahren mit ihnen verbandelt. Als sie mich also unter Vertrag nahmen, fühlte sich das sehr natürlich und folgerichtig an – es passte einfach.“
Michael Arens: „Was ist die Seele von „Family Tree“, einem Album, das ja auch das wohl wichtigste auf dieser Welt im Titel anführt: die Familie.“
Kylie Auldist: „Meine Familie ist extrem wichtig für mich. Ich habe eine sehr enge, weitläufige Familie, welche die Inspiration zum neuen Album war. Mal ganz abgesehen von den alltäglichen Kämpfen, die durch die neu angekommenen Nichten und Neffen in meiner Familie versüßt wurden. Der Titel richtet sich aber auch an meine musikalische Familie, an die wunderbaren Musiker, mit denen ich getourt bin und mit denen ich im Studio gestanden habe und letztlich an die ganzen Gastmusiker, die alle so wichtig für mich und das Album waren und für sich alle musikalische Genies sind! Dem Umstand wollte ich also mit dem Albumtitel „Family Tree“ Tribut zollen, eben allen Menschen, die mich unterstützt haben. Wenn ich meine Alben schreibe, erzähle ich meine Geschichten ja aus meiner Perspektive, wodurch sich meine Solo-Alben ja auch klar von den Album der Bamboos unterscheiden. Lance (Ferguson) experimentiert ja immer und gerne mit anderen Musikstilen. Er ist ein echter Profi und sehr talentiert. So kommt es also, dass jedes Album, das wir gemeinsam schreiben, anders und auf seine eigene Art herausfordernd ist. Das Album fühlt sich zugleich ehrlich und reell an und ich bin wirklich stolz darauf! “
Michael Arens: „Gibt es eine grundsätzliche musikalische Inspiration für dich, auch, aber nicht nur, in Bezug auf „Family Tree“?“
Kylie Auldist: „Chaka Khan und Rufus mit „Stompin‘ At The Savoy“ (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.)! Ich bin kein großes Musikgeschichtsgenie, aber wenn Alben Momentaufnahmen sind, dann ist „Stompin‘ At The Savoy“ eine solche Inspiration!“
Michael Arens: „Wir leben gerade in sehr schwierigen Zeiten, Kriege, verfehlte Politik, die Flüchtlingsproblematik, der weltweite Terror… man muss nur mal die Nachrichten einschalten und ist schnell erschüttert und ernüchtert… Inwieweit hat all das Einfluss auf dich als Künstlerin, als die man ja schon irgendwie eine Art Verantwortung der Allgemeinheit, der Öffentlichkeit, der Gesellschaft gegenüber hat?!“
Kylie Auldist: „Oh, das klingt düster… Die Welt ändert sich und wird sich immer ändern. Ich hoffe, dass die Menschen sich dabei auch ändern. Wir wissen heute mehr über die Welt als je zuvor, und je mehr wir uns miteinander als Menschen, die sich Herausforderungen stellen, identifizieren, um so mehr können wir empathisch sein und versuchen, einander zu verstehen. Musik ist sehr mächtig und birgt eine Message in sich, die wir uns immer und immer wieder anhören. Manchmal lässt uns eine Melodie einen Song ewig anhören und erst dann hören wir auf den Text. Künstler haben die Verantwortung, konstruktive Nachrichten in ihre Musik, ihre Texte einzuarbeiten. Ich denke, Menschen genießen Musik und andere Formen der Kunst als eine Art Flucht aus der Realität, also mag ich es, wenn diese Message positiv und ermutigend ist!“
Michael Arens: „Geht mir genau so. Was macht das alles mit deiner Musik, deiner Einstellung dazu?“
Kylie Auldist: „Musik kann so viel für so viele Menschen bedeuten. Manche Menschen sind politisch, andere sind geschäftlich; ich bin am meinem Sound orientiert. Ich genieße (meine) Musik und hoffentlich tun das andere Menschen auch. Natürlich ist es wichtig, zu versuchen, Musik frisch und originell zu halten, und genau das ist die Herausforderung bei diesem „Spiel“, das ich so liebe. Ich möchte an dieser Stelle all jenen meinen Dank aussprechen, die meine Musik kaufen – danke – das bedeutet mir viel!“
Michael Arens: „Wie geht es weiter?“
Kylie Auldist: „Ich schätze, es ist schon wieder soweit, an einem neuen Album zu arbeiten! Ich wurde eingeladen, bei den unterschiedlichsten Projekten zu singen, zu arbeiten, und das sollte mich die nächste Zeit auf Trab halten. Natürlich stecke ich gerade mitten in der Promotion für „Family Tree“ und werde in den kommenden Monaten massiv auf Tour gehen, England und Schottland zum Beispiel. Ein Musik-Video ist auch am Start, und bevor es dann auf die Bühne nach Portugal geht gibt es noch einen kleinen Abstecher in die Heimat nach Melbourne, wo ich im Oktober und im November auf vielen Festivals spielen werde – keine Zeit zum Rasten!“
© Michael Arens
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VERLOSUNG!
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Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Kylie“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
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