Leee John @ Imagination – Soul Imagination
EXCLUSIVEHOT TIPInterviewLive in ConcertReissueReviewSOUL TRAIN presentsVerlosung 14. Dezember 2023 Michael Arens
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Imagination featuring Leee John – 40 Years – Conceived and curated by Leee John (Edsel Records/Demon Music Group/Soulfood)
Imagination featuring Leee John – Live At The Olympia Paris (Note A Bene/LJ Music Limited/Wagram Music/Indigo)
Man muss gar nicht der größte Fan von Deutschlands Soul Musik-Magazin Nummer 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – sein, um Imagination um Frontsänger Leslie McGregor John alias Leee John mit unverkennbarer Falsett-Stimme als allgemeingültige Soul-, Funk- und vor allen Dingen Disco- und Boogie-Band-Institution der Achtziger Jahre des letzten Jahrhundert sofort im Ohr zu haben, sobald nur der schiere Name fällt.
Auch die SOUL TRAIN-Redaktion teilt diese Faszination für diese Ohrwurmartige, irgendwie wohlige Black Music-Wärme, die ein jeder Freund von retrospektivem Soul, Funk und Soulpop mit vermeintlicher Disco- und Club-Attitüde mit Imagination um Mastermind Leee John mit eben jener Ohrwurmgebende Falsettstimme, die Imagination erst ihr ganz eigenes Standing, ihre ganz eigene Handschrift gab, identifiziert.
Umso mehr freute es mich, als Leee John vor einiger Zeit mit dem Plan an uns, an mich, herantrat, das immerhin 40-jährige Jubiläum der Band (streng genommen gibt es die Band sogar noch deutlich länger…), das in einem fulminanten, äußerst umfangreichen , mit sagenhaften 17 CDs bestückten Box Set, welches alle Studio-Alben von Imagination sowie unzählige Solo-Projekte Leee Johns, umfassen sollte, mit entsprechenden Liner Notes in einer Art Testimonial Musikgeschichtlich einzuordnen, zweifelsfrei auch unter Einbeziehung meiner persönlichen Gefühlswelt in Sachen Imagination.
Zu finden ist dieses Statement nun im Zuge der „From friends around the world.“-Sektion des übervollen, dem Box Set inkludierten, immerhin 36 Seiten langen Booklets, das in Sachen Infotainment keine Wünsche offen lässt: So finden sich neben jenem Englisch- und Deutschsprachigen Begleittext meinerseits Statements bzw. Testimonials von diversen hochgeschätzten Kolleginnen und Kollegen, Künstlern, DJs, Radio-Moderatoren, Label-Mogulen und Black Music-Ikonen aus der internationalen Musikszene wie Soul Musik-Förderer und Labelchef David Nathan, die Radio DJ-Ikonen Trevor Nelson und Gordon Mac, Produzent, Beatbastler und Black Music-Act grundsätzlich, Victor Simonelli, dem britisch-deutschen Musik-TV-Moderatoren-Urgestein Steve Blame oder UK-Multimedia-Legende Nigel Williams, um nur einige wenige zu nennen. Ebenso offeriert jenes Booklet eine Vielzahl an Fotos, Cover-Abbildungen, Credits zu den einzelnen Tracks von Imagination und Leee John sowie, schließlich und endlich, eine geschichtliche Einordnung mit Erinnerungen und Gedanken zu 40 Jahren Imagination von niemand geringerem als Leee John persönlich, der dem Box Set mit dem erfrischend schlichten Titel „40 Years“ zumindest in der ersten Edition auch gleich eine persönliche Autogrammkarte mit auf den Weg gegeben hat.
Insgesamt kommt „40 Years“ von Imagination featuring Leee John so auf insgesamt sagenhafte 189 Tracks (!) auf unglaublichen 17 CDs (!), die jeder für sich selbst stilistisch, musikgeschichtlich und überhaupt einordnen sollte, unzähligen Alternate Versionen, bis dato unveröffentlichten Tracks, Demos sowie nicht zuletzt und eben für Imagination und Leee John ganz typisch, jede Menge Mixes und Remixes inklusive.
Ebenfalls im Box Set enthalten sind die seit den späten Achtziger Jahren umgreifenden, sehr vielfältigen Solo-Projekte von Leee John. Neuestes Beispiel ist etwa Johns Kollaboration mit Bill Sharpe, Pianist und Keyboarder von Shakatak, die übrigens im kommenden Jahr wieder auf ausgedehnter Deutschland-Live-Tournee, präsentiert vom SOUL TRAIN @ soultrainonline.de.
Dann wäre da noch seine Latin-Pop-Hymne „Solitude“ mit dem brasilianischen Sänger, Komponisten und Multiinstrumentalisten Jorge Vercillo, eine gut durchgetaktete Single-Veröffentlichung, die John als breit aufgestellten Solo-Acts mit beispielslosem eigenem Standing zeigt – nur ein weiterer Track im kreativen Sein des Leee John und nur einer von vielen Solo-Songs des Box Sets.
Ob und in welchem Umfang sich mit dem musikkulturellen Erbe Imagination und letztlich mit jenem von Leee John auseinandersetzten lässt, liegt sicher im Ohr des Hörers – dem ganz wunderbaren Gelingen des „40 Years“-Box Sets von Imagination featuring Leee John steht all das jedenfalls ganz wunderbar.
Passend und detailreich auch, dass gleich alle sechs Studioalben von Imagination inklusive des letzten Imagination-Albums „The Fascination Of The Physical“, das zwei Mitglieder aufwies, welche die zwei Original-Imagination-Gründungsmitglieder Ashley Ingram und Errol Kennedy durch neue Mitglieder ersetzte und lediglich Leee John als Stimme des Trios beließ, auf der Kollektion zu finden sind: „Body Talk“ (1981), „In The Heat Of The Night“ (1982), „Scandalous“, das für den US-Markt in „New Dimension“ umgetitelt wurde und einige auf den nordamerikanischen Markt abgestimmte, neue Mixe des Original-Albummaterials enthielt (1983), „Trilogy“ (1986) und schließlich das letzte Album des Original-Trios, „Closer“ (1987) sind allesamt fesselnde Paradebeispiele für das Sound- und Soul- und damit auch Groove-Gefühl jener Generation, ein Gefühl, dass Leee John bis in die Gegenwart weiterleben lässt – Recht so.
Ebenfalls findet sich im Set das „Night Dubbing“-Album, seinerzeit ein revolutionäres Album-Konzept, das bisherige Hits von Imagination als In-One-Go-Mix im damals immens populären Dub-Stil ohne Übergänge aneinanderreihte.
All diese Solo-Projekte und das geschichtliche und damit musikstilistische Hakenschlagen, zeigt das „40 Years“-Box Set noch einmal auf, und belegt eindrucksvoll und nachhaltig, dass die Band und in der Folge insbesondere Solo-Künstler Leee John, ob unter eigenem Namen, als Teil eines weiteren Musikprojektes, als Duett-Partner oder schlichtweg als sangestechnischer, musikalischer Gast, sich stets einer konkreten musikalische Eingruppierung widersetzten: Waren und sind zwar Soul und Funk der Kern von Imagination und auch von Leee John als Solo-Act, sind es eben immer wieder auch Anteile aus schierem Pop, aus Jazz, aus Reggae oder gar Latin und dem immer wiederkehrenden Fokus auf tanzbare Grooves, welche das Phänomen Imagination als auch Leee John selbst ausmachen.
Doch tauchen wir ein weniger mehr ein in die Historie von Imagination, die von Sänger und Frontmann Leee John Anfang 1981 zusammen mit Gitarrist und Bassist Ashley Ingram und Drummer Errol Kennedy gegründet wurden, nachdem erste, heute fast unbekannte Band-Projekte wie Fizzz oder Midnight Express über den erfrischenden Umweg zu TFB (Typical Funk Band), die später als Central Line erfolgreich sein sollten, schließlich zur Gründung des Imagination-Trios führte.
Sofort fand Imagination großen Anklang, sodass bis heute ihr Debütalbum „Body Talk“ mit der Smash-Single gleichen Namens eine Art Hymne zur eindeutigen und sekundenschnellen Band-Identifikation Imaginations wurde.
Aber ziehen wir zur weiteren musikgeschichtlichen Einordnung als auch zur schieren musikalischen Beschreibung des tatsächlich ansteckenden Vibes von Imagination doch jene Liner Notes aus dem Booklet von „40 Years“, dem Box Set über Imagination featuring Leee John heran, was zur Erklärung des Sachverhaltes durchaus legitim ist, bin doch ich selbst der Verfasser dieser Zeilen…:
„Als ich vor über 40 Jahren zum ersten mal mit Imagination in Berührung kam, war ich sofort süchtig. Auch, wenn es nicht ihr cooles, richtungsweisendes, Soul, Funk und Pop raffiniert verbindendes Debütalbum „Body Talk“ aus dem Jahre 1981, sondern ihr mindestens ebenso erfolgreiches, magisches Folgealbum von 1982, „In The Heat Of The Night“, war.
„In The Heat Of The Night” samt Megahits wie dem unerreichten „Just An Illusion” waren der Beginn dieser, meiner Leidenschaft für das Imagination-Trio, ein Sound, den ich bis heute als absoluten Ohrwurm verstehe und verinnerlicht habe.
Hooklines und ein individueller, intelligenter, zugleich immens unterhaltsamer und in alle Stilrichtungen weit geöffneter Ansatz machten aus Imagination nicht nur die Soulpop- und Funk-Supergruppe, sondern lieferten auch das Werkzeug, welches die vielen Spielarten der Black Music-Kosmos zwischen Soul, Funk, Disco, Pop aber auch Jazz sowie und ganz selbstverständlich Discosoul miteinander zu verknüpfen verstand.
Zwei Dinge standen und stehen dabei im Mittelpunkt des fulminanten Funktionierens von Imagination: Zum einen jener unwiderstehlich coole, Landmarkenhafte Sound samt immens hohem Wiederkennungswert, an welchem man einen Imagination-Song bis in die Gegenwart binnen Sekundenbruchteilen identifizieren kann, ein Sound, der auch dank des Pop-, Dance- & Soul-Music-Producing-Dream Team Steve Jolley und Tony Swain erst den richtigen Flow bekam.
Zum zweiten war es die unvergleichliche Falsettstimme von Lead-Sänger, Keyboarder und Mastermind Leee John, zusammen mit Gitarrist und Bassist Ashley Ingram und Drummer Errol Kennedy Gründer von Imagination, die der Gruppe ihren durchzugsstarken, zugleich auf Harmonie und Melodie ausgelegten, ja sogar darauf konzentrierenden Supersound gaben, der bis in die Gegenwart nicht nur Fans von Imagination, sondern auch Anhängern der Stimme und der Solo-Arbeiten von Leee John eine echte Wohltat sind.“
Auch der Umstand, dass gerade Imagination den Globus umspannende Super-Hits hatte, welche eine wichtige Säule in der Legendenbildung um das Trio ausmachte, darf dabei nicht in Vergessenheit geraten, wie ich bereits im Begleittext ausgeführt habe: „Soulpop-Hymnen wie „Body Talk“, „Flashback“, „In The Heat Of The Night“, “Music And Lights”, “Just An Illusion” oder ihre späteren Hits “Shoo Be Doo Da Dabba Doobee”, “Thank You My Love” oder “New Dimension” sind heute wahre Black Music-Hymnen, welche rührig und achtsam, zugleich mit unwiderstehlichen Grooves bestückt die eben typische Soul-Magie von Imagination freisetzen.“
Hinzu kam jene mitunter zwischen Mystik, Glam, erotischen Unwägbarkeiten und liebevollem Kitsch angesiedelte, durchaus polarisierende Optik des Band-Trios Imagination, die vor allen Dingen von Mastermind Leee John vorangetrieben wurde. Die Liner Notes dazu: „Dass die physisch omnipräsente Band gerade auch die polarisierende Optik nutzte, sich selbst einen Hauch von Mystik, Exotik und Erotik zu geben, unterstrich die Intention, hinreißend coole und gute Black Music mit klarem Alleinstellungsmerkmal zu präsentieren – ein Anliegen, das Frontmann Leee John in unzähligen späteren Solo-Projekten, Singles und Kooperationen klar weiterverfolgte, und das zugleich nachwievor von seiner unglaublichen Stimme lebt, zu der als allgemeiner Vergleich vielleicht noch Philip Bailey, die hochverehrte Falsettstimme von Earth, Wind & Fire, herangezogen werden kann. Imagination waren und sind dabei auch eine mutige Gruppe, die sich auf mehr als einem halben Dutzend Alben auch an Dinge wie Dub-Versionen, seinerzeit ein veritables Remix-Konzept, heranwagten und diese gleich in zwei „Night Dubbing“-Alben regelrecht zelebrierten. All dies ließ bereits in den ersten Karrierejahren ihren Sound zunächst in ihrer britischen Heimat, dann in Europa mit Deutschland als ganz besondere Erfolgsbasis und schließlich in der ganzen Welt durch die Decke gehen.
Leee John ist bei aller geschichtlichen Respektsbekundung bei allen Dingen in Sachen Imagination ein angetriebener Tausendsassa, der praktisch unentwegt Live und Hyper-Medial unterwegs ist, seine Musik und die Geschichte und den Sound von Imagination in die Welt hinauszutragen.
So erschien gerade erst der fulminante Live-Mitschnitt „Live At The Olympia Paris“ von Imagination featuring Leee John (sogar als Doppel-CD), der neben Solo-Projekten Johns wie der „Don’t Stop The World From Turning“-Single-Kollaboration mit Plastic Bertrand („Ça Plane Pour Moi“) 19 Songs lang auch Hymnen Imaginations wie „Flashback“, „Changes“, „So Good, So Right“, „Music And Lights“, „Burning Up“, „Tell Me Do You Want My Love“ oder das unverwüstliche „Just An Illusion“ beinhaltet und beispielhaft den stimmlichen, aber auch künstlerischen Umfang des Herrn Leee John ausweist: „Live At The Olympia Paris“ von Imagination featuring Leee John, im Untertitel mit dem Hinweis auf die „40th Anniversary Show“ vervollständigt, ist ein Live-Album der Extraklasse, dessen Wert sich tatsächlich erst in Zusammenhang mit der geschichtlichen Einordnung von Imagination als Gesamtkunstwerk unter Zuhilfenahme des „40 Years“ -Box Sets von Imagination featuring Leee John frei entfalten und letztlich erklären lassen kann, einer Live-Kollaboration mit den unvergessenen Gibson Brothers sowie einer Menge Infotainment im stylish aufgestellten CD-Doppelpack inklusive.
Dass Leee John dann im kommenden Jahr all diese Live-Magie vom „Live At The Olympia Paris“-Album auch weiterhin live auf Europas Bühnen bringt, zeigt die „Flashback-40th Anniversary-Greatest Hits-Tour 2024“, ein Glücksgriff und echtes Live-Event der Sonderklasse. Die Tour startet im Mai auf den Bühnen Großbritanniens und wird hoffentlich auch nach Deutschland getragen – der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de wird berichten.
Bevor es hier nun also zum exklusiven SOUL TRAIN-Interview mit Imagination-Ikone Leee John geht, der übrigens auch ein mehr als überaus aktiver Social Media-Star und ein regelrechter Wandler in den Öffentlichkeits- und Media-Welten unserer britischen Nachbarn, der Heimat von Leee John, ist, beenden wir diese Einleitung zu einem der längsten und umfangreichsten Interviews und Features im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de mit eben jenem Schlusswort, das ich für das „40 Years“-Box Set von Imagination featuring Leee John im Booklet gefunden habe: „Imagination und Leee John waren und sind ein eigenes Genre, das damals wie heute Gänsehautmomente heraufbeschwört, und das auch heute noch, immerhin über 40 Jahre nach ihrer Gründung: Der Imagination-Sound begeistert noch heute die Fans und Massen und nimmt die eigene Soul-, Funk- und Soulpop-Ideologie mit in eine „New Dimension“ – Imagination Forever!“
Nun aber freie Bahn für unser exklusives Imagination-Interview mit dem unvergleichlichen Leee John, der personifizierte, zugleich urbritische Black Music-Geschichte ist und dem bis in die Gegenwart Musik, insbesondere jene von Imagination mit dem retrospektiven aber auch zeitgenössischen Zauber von Disco, Dance und Groove unaufhaltsam am Herzen liegt…
Michael Arens: „Bei einem so umfangreichen, Detailverliebten, mit Infotainment prall gefüllten CD-Box Set wie „40 Years“ von Imagination featuring Leee John, immerhin eine Mega-Box mit nicht weniger als 17 CDs und insgesamt 189 Tracks, fällt es selbst mir mit über 30 Jahren Erfahrung mit diesen Dingen schwer, eine passende Einleitung zu finden. Geht es dir genauso? Wie fühlt sich das an, jetzt, wo das Box Set im Handel ist?“
Leee John: „Ich fühle mich sehr ermutigt, dass ich es nun seit schon über 40 Jahren in der Musikindustrie geschafft habe. Ich habe mittlerweile einen riesigen Fundus an Songs und Musik, für die ich mich verantwortlich zeichne. Es sind eben nicht nur diese Remixe und Versionen, die wir im Box Set haben wollten, sondern tatsächlich eine regelrechtes Erbe an Songs; Produktionen, auch von einem großen Pool an talentierten Musikern, Künstlern und Produzenten, mit denen ich gearbeitet habe, und welche letztlich zu meiner Geschichte beigetragen haben.“
Michael Arens: „Wie kam es also zur Idee zum „40 Years“-Box Set?“
Leee John: „Es war in dieser Lockdown-Zeit, dass eine Menge meiner Ideen und die Arbeit des Management-Teams begann, an der Box Set-Idee zu arbeiten. Wir hatten mit unserem Vertrieb Demon Music bereits seit einigen Jahren immer mal wieder über ein solches Unterfangen gesprochen, aber es wurde halt konkreter, als es auf das 40-jährige Jubiläum von Imagination und Leee John zuging.“
Michael Arens: „Bei einem Mega-Projekt wie diesem Box Set stellt sich mir automatisch die Frage, was die größte Herausforderung bei der Planung, aber auch der Umsetzung war?“
Leee John: „Die Herausforderung war, jene Tracks auszuwählen, die die Fans noch nicht kannten, da es einen Berg an Songs und Musik im Tresor gab und gibt, die einfach viele noch nicht kennen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zurück zu gehen in der Zeit zu diesen teils frühen Aufnahmen, sich alles anzuhören, auch Demo Songs, und wie wir sie gemacht haben.“
Michael Arens: „Und warum ist das Box Set als konsequente CD-Box erschienen, und nicht auch auf dem gerade unglaublich schwer angesagten Vinyl? CD ist ja momentan ein Marketingtechnisch eher schwieriges Thema…“
Leee John: „Es gibt nachwievor ein Publikum für CDs und man kann einfach mehr Songs auf eine CD packen als auf Vinyl, auf eine Schallplatte. Zudem ist das „40 Years“-Box Set eine einmalige Special Edition, welche sie besonderer macht und irgendwie rarer.“
Michael Arens: „Gibt es dann also trotz der irren Fülle an Material auf dem Box Set immer noch Titel, die es nicht auf das Set geschafft haben? Ich denke da Beispielsweise an dein 2006-er Solo-Album „Leee‘ John’s Mind, Body And Soul“…“
Leee John: „Ja, Tonnenweise! Ich habe tatsächlich tausende Songs, die nicht auf dem Box Set sind. Auf dem „Retropia“-Album gibt es zum Beispiel Songs, die ich in den Achtziger und Neunziger Jahren geschrieben habe. Diese wurden erst neuerdings veröffentlicht, ich habe sie aber live performt und die Fans kannten diese so, Songs wie „Make Up Your Mind“, „Utopia“, oder „Hello Goodbye“. Also ja, es gibt noch immer eine Menge mehr versteckter Song-Edelsteine, übrigens auch aus meiner Prä-Imagination-Phase.“
Michael Arens: „Was ist die Seele des „40 Years“-Box Set von Imagination featuring Leee John?“
Leee John: „Ich fühle und denke, dass das Box Set für sich selbst spricht. Musik ist das Heilmittel für alles, was uns belastet. Mit einem Box Set wie diesem sehe ich als Künstler Wachstum, Entwicklung und kreative Verbindungen und Beziehungen, die sich teils bis in die Gegenwart fortsetzen.“
Michael Arens: „Zum Beispiel?“
Leee John: „Meine Freundschaft mit meinem frühen Produzenten Tony Swain, welche noch die gleiche ist wie 1980, als wir uns zum ersten mal begegneten. Tatsächlich wurden einige unserer Songs auf dem Box Set geschrieben und produziert lange nach den Original-Songs der Zeit, Songs wie „Passion“, „Daydreamer“ oder „Too Late“. Sie haben alle ein anderes Musikgefühl in den Texten als auch in der Musik.“
Michael Arens: „Bleiben wir mal bei Tony Swain und seinem Songwriting- und Produzentenpartner Steve Jolley, die ja eine wichtige Säule für die Entwicklung des originären Imagination-Sounds waren…“
Leee John: „Beide waren Kameramänner in der „Muppet Show“ (!) bevor sie mit „Body Talk“ Erfolg hatten. Morgan Khan, damals für A&R (Artist & Repertoire, Anm. d. Verf.) beim Label verantwortlich, hatte mich eigentlich als Solo-Künstler unter Vertrag genommen. Es gab eine gemeinsame Single mit Trevor Horn, die meine erste Single werden sollte. „Good To Be Good“ hieß diese, und wir schickten sie in die USA, um die Produktion aufzuarbeiten. Irgendwie ging dieses Material dann verloren, sodass wir dann umplanen mussten, also stellte man mir Tony Swain vor, der mir direkt eine Cassette (auch die gibt es ja mittlerweile wieder, sogar mit unaufhaltsam steigender Popularität…, Anm. d. Verf.) in die Hand drückte, die eine ungefähre Idee für den Sound widerspiegeln sollte. Ich habe diese mit nach Hause genommen, Texte geschrieben, darauf gesungen und Ashley (Ingram) angerufen, den ich aus meiner Aktivität als Live-Musiker bereits gut kannte, der eine Extra-Stimme dazu aufnahm. Morgan (Khan) und Tony (Swain) haben dann gemeinsam einen Mix dazu erstellt. Steve Jolley kam übrigens erst später dazu, als wir das ganze „Body Talk“-Album aufnahmen. Wir haben dann schließlich gemeinsam mit Tony Swain alle zusammen „Body Talk“ aufgenommen…“
Michael Arens: „Und dann gab es ja noch das legendäre „Night Dubbing“-Album, das konzeptionell etwas ganz Neues umsetzte: einen Megamix, der ohne Übergang das schiere Disco-Publikum bediente, präsentiert als vollwertiges, neues Imagination-Album, mit diversen Dub-Mixes populärer, teils ikonischer Imagination-Songs…“
Leee John: „Es war eine großartige Idee. Es begann mit Larry Levan, der „Changes“ geremixed hatte, was wiederum das „Night Dubbing“-Album inspirierte. Dub war damals die Einbeziehung von Reggae, also haben wir dieses „Night Dubbing“-Album aus der Taufe gehoben. Das Album wurde übrigens live gemixt…“
Michael Arens: „Wie identifizierst, wie benennst Du eigentlich mit Worten diesen typischen Imagination-Sound?“
Leee John: „Der frühe Imagination-Sound mit dem Bass, dem Piano, den Handclaps, Drums, den Synth-Linien auf meiner Stimme hat zu einem signifikanten, einzigartigen Stil geführt. Dieser wurde global geliebt und ist bis heute der Imagination-Sound und ist bis heute sehr beliebt. Grooves sind wichtig und inspirieren und helfen, Melodien und Texte zu kreieren. Bestimmte Stimmpassagen, die ich gesungen habe, sind signifikant für den Sound und helfen bei der Legendenbildung Imagination.“
Michael Arens: „Wobei für mich, wie ich bereits in meinem Klappentext im Inneren des Booklets des Box Sets gesagt habe, es wirklich jene ersten beiden Imagination-Alben „Body Talk“ und vor allen Dingen „In The Heat Of The Night“ waren, die mich faszinierten und es immer noch tun…“
Leee John: „”Body Talk” und “In The Heat Of The Night” sind klassische Alben, die ich geschrieben habe und auf die ich sehr stolz bin!“
Michael Arens: „Bleiben wir noch etwas in den Anfangszeiten von Imagination: Erzähl‘ mir etwas zu den Imagination-Co-Gründern Ashley Ingram und Errol Kennedy!“
Leee John: „Ashley (Ingram) und ich schrieben viel zusammen, unter anderem „One More Love“, „The Need To Be Free“ und einige andere. Ashley (Ingram) ist ein sehr talentierter Musiker, ebenso wie Errol (Kennedy), die beide zudem sehr gute Live-Musiker waren und auf vielen unsere Live-Tourneen großartig performt haben.“
Michael Arens: „Bei aller Liebe für die ersten beiden legendären Imagination-Alben „Body Talk“ und „In The Heat Of The Night“-Alben war „Closer“, das letzte Imagination in der Original-Besetzung aus dir, Ashley Ingram und Errol Kennedy, für mich das beste, musikalisch sicherlich ausgefeilteste, sogar intelligenteste Imagination-Album überhaupt, auch, wenn dieser typische Imagination-Sound hier tatsächlich gar nicht mehr am Start war, sondern zeitgenössischem Soul gewichen ist. Wie fühlst Du dich damit?“
Leee John: „“Closer“ zu machen war eine erstaunliche Erfahrung. Wir haben das Album ja mit einigen ganz wunderbaren Künstlern und Produzenten wie Nick Martinelli gemacht. Wir sind übrigens gute Freunde geworden, hatten viel Spaß im Studio, gerade bei Songs wie „Closer“ und „I Know What Love Is“. Die Zusammenarbeit mit Preston Glass (READ MORE) hat ebenfalls viel Spaß gemacht, „Hold Me In Your Arms“ oder „Operator“. Das sind großartige Erinnerungen…“
Michael Arens: „Bei einer Werkschau, die vier Dekaden umspannt, spielt ja gerade auch in diesem Zusammenhang die Technik eine nicht unbedeutende Rolle…“
Leee John: „Die Technologie hat sich vom Tape zum Computer unglaublich schnell entwickelt. Vom Sequenzer über Samples bis zu Live-Instrumenten. Alles in allem bevorzuge ich das Live-Gefühl und den realen Bezug, die Realness….“
Michael Arens: „Das Songwriting selbst hat sich dabei vermutlich nur wenig geändert, da hat ja jeder so seinen eigenen Weg…“
Leee John: „Ich glaube an einen organischen Prozess. Ich zwinge mich nicht selbst, Songs zu schreiben. Ich schreibe sie nur, wenn ich inspiriert bin, oder eine Phase einsetzt, in der ich mich kreativ fühle, ich mich berufen fühle, kreativ zu sein. 90% der Songs des Box Sets habe ich selbst geschrieben, ein paar Cover-Versionen und einige Songs, die von anderen geschrieben wurden. Ich schreibe diese Songs mit verschiedenen Stimmen im Kopf, welche am Ende verschiedene Sounds und stimmliche Farben ergeben. Das gibt mir Flexibilität…“
Michael Arens: „Diese Flexibilität zeigst zu ja seit deinen musikalischen, künstlerischen Anfängen auch immer wieder im Kontrast zwischen deinen Veröffentlichungen, also Arbeiten, die im Studio entstehen, und deinen beinahe unentwegten Live-Gigs rund um den Planeten.“
Leee John: „Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen, auch, wenn es sehr anstrengend und ermüdend sein kann. Ich liebe das Publikum, denn sie sind es ja schließlich, die dich als Künstler ausmachen, an dich glauben, und die dir die Energie geben, das raus zu gehen und es durchzuziehen, einfach zu machen. Das Studio dagegen ist ein großartiger Platz, Musik von einem weißen Blatt aus zu kreieren, sie zu einem farbenfrohen Bild aus Worten und Musik werden zu lassen.“
Michael Arens: „Dieser Unterschied wird ja auch begleitet von einem enormen Wechsel in Sound, Style und, wir sprachen bereits darüber, Technologie…“
Leee John: „Es gab immer Veränderung, und das wird auch immer so bleiben. Style, Mode, Musik-Technologie und all das entwickelt sich weiter. Man muss all das so gut nutzen, wie es einem möglich ist und immer flexibel bleiben, gerade, wenn es in der Musik beispielsweise um Analog und Digital geht. Ich bin schon immer Live aufgetreten in meinem Leben als Künstler, seit ich ein junger Teenager war, das ist einfach in meinem Blut…“
Michael Arens: „Und doch gibt es da den Wandel in der Medienwelt, weg von Produkten wie CD oder Vinyl, hin zu Streaming, Downloads, Social Media, und, in letzter Zeit, wieder zurück zum Analogen, und vielem mehr…“
Leee John: „Ich bin an einem Punkt, an dem ich auch als Leee John der Social Media-Persönlichkeit wahrgenommen werde. Das macht mich stolz. Alle Solo-Projekte von mir wie die Kollaborationen mit den Gorillaz, mit Victor Simonelli, mit Robb Scott oder mit Bill Sharpe von Shakatak. Und dann ist da ja auch noch mein „Feel My Soul“-Jazz-Album, ein Album, auf das ich besonders stolz bin. Mehr dazu gibt es hier: www.feelmysoul.co.uk!“. Das Album hat mir ein komplett neues, anderes Publikum erschlossen, ein Publikum, welches eben genau diese Art von Musik nur von mir hören möchte. Ich bin also genau richtig in meiner „Leee John-Zone“!“
Michael Arens: „Neben jenem Jazz und den typischen Imagination-Elementen zwischen Soul, Funk, Pop und Disco ist deine musikalische Überzeugung ja sowieso sehr breit gefächert…“
Leee John: „Wenn man sich das ganze “40 Years”-Box Set anhört, findet man alle möglichen Einflüsse, zum Beispiel wie bei „Breathless“ vom „Trilogy“-Album oder bei “The Key“…“
Michael Arens: „Und dann gibt es noch deine zahlreichen Kollaborationen mit anderen Musikern, Künstlern, wie etwa deine „Solitude“-Single mit Jorge Vercillo, einem Latin-durchtränkten Song, der zugleich in Pop, aber auch in tanzbaren Black Music-Sphären Zuhause ist. Wie kam es zur Zusammenarbeit und zum Song?“
Leee John: „Wir lieben jeweils die Musik des Anderen und wollten schon länger was zusammen machen. Während des Lockdowns habe ich Jorge (Vercillo) gefragt, ob er „Solitude“ auf Portugiesisch singen möchte, während wir in Europa noch einen Break wegen des Lockdowns hatten. Ich bin dann also danach nach Spanien geflogen, um das „Solitude“-Video zu drehen während Jorge (Vercillo) seinen Teil in Brasilien filmte. Ich habe das Video dann später produziert, Regie geführt und geschnitten. Ich hoffe, dass wir noch mehr gemeinsame Projekte umsetzen können.“
Michael Arens: „Ich muss diese Frage einfach stellen, für meine Leser, aber schließlich und endlich auch für mich als traditioneller Imagination-Fan: Wird es irgendwann, vielleicht sogar in absehbarer Zeit, ein komplett neues Imagination-Album, bestenfalls sogar in Original-Besetzung, geben?“
Leee John: „Nein. Ich arbeite an zu vielen anderen Projekten. Ich schreibe Songs, nehme Musik auf, bin als Filmemacher unterwegs, arbeite an vielen Projekten, einige davon noch nicht spruchreif. Es gibt eine Dokumentation, „Flashback“, die ich gemacht habe, auch einen Film namens „I Love St. Lucia“, der auf dem Windrush Film Festival lief. Dann arbeite ich gerade an einem Projekt gemeinsam mit Bill Sharpe von Shakatak, „Intimate Glow“, präsentiert als Leee John/Bill Sharpe Project. Das soll im Februar nächsten Jahres erscheinen. 2024 wird auch das neue Leee John-Solo-Album erscheinen…“
Michael Arens: „Wo wir gerade über die Zukunft sprechen, wir leben ja in immer komplizierter werdenden Zeiten: Gibt es Dinge, die Du gerne geändert sehen möchtest auf unserem Planeten, vor allen Dingen bei den Menschen?“
Leee John: „Wir müssen sehr achtsam sein und wahrnehmen, dass unser Planet Hilfe braucht. Wir müssen mit unserem Geist, unseren Körpern und unseren Seelen helfen, auch gegenseitig, unseren Brüdern, Schwestern, Familien, den Älteren… Wissen ist der Schlüssel. Bildet euch, entwickelt euch. Kleine Dinge können viel bewirken, solange Liebe und Einheit existieren, auch bei Dingen wie Rassismus, den weltweiten Kriegen. Mit all diesen Dingen können wir unser Leben, unsere Welt, zu einem besseren Platz machen.“
Michael Arens: „Was ist in deinem eigenen Leben so los, einmal abgesehen vom rein musikalischen Weg?“
Leee John: „Es gab sehr viele bemerkenswerte Begegnungen in meinem Leben. Erst kürzlich habe ich King Charles III. und seine Frau zusammen mit meiner Mutter getroffen. Meine Mutter ist die Malerin eines Porträts des Königs, das im ganzen Land ausgestellt wird. Letztes Jahr habe ich Auszeichnungen entgegengenommen, habe insgesamt acht Dokumentationen produziert und auch die Regie dabei übernommen, und so weiter. Mehr Infos zu diesen, meinen Projekten findet man unter www.leeejohn.com!“
Michael Arens: „Bevor wir zu deinem Schlusswort kommen, möchte ich eine kurze, persönliche Erinnerung mit dir teilen: Ich habe euch etwa 1993 Live in einer Disco, einem Club, wie man heute sagen würde, in Recklinghausen gesehen, zur Hoch-Zeit von Acid House, was ihr thematisch beim Gig auch konsequent aufgegriffen habt. „Playa“ hieß der Laden. Das war zu Zeiten des „The Fascination Of The Physical“-Albums…“
Leee John: „Ja, das Leben auf Tour hat mir sehr viele Erinnerungen gebracht. Ich erinnere mich, dass wir in den frühen Neunziger Jahren mal eine Weile in Dortmund (!) gelebt haben, von wo aus wir einfach gut hin- und herreisen konnten zu den viele Venues. Wir haben damals viel Freundschaften geschlossen, mit denen wir teils bis heute Kontakt halten. Ich liebe Deutschland, Deutsche sind sehr tief in der Musik drin…“
Michael Arens: „Nun also dein Schlusswort an die Leser des SOUL TRAIN @ soultrainonline.de!“
Leee John: „Mein Herz ist offen für das Universum! Ich werde wütend wenn ich sehe, wie sich die Menschen gegenseitig zerstören statt einander zu helfen, zu unterstützen. Was mein eigenes Leben und Wirken betrifft: Ich würde nichts ändern, auch, wenn ich könnte. Leben ist das, was das Universum dir aushändigt. Sieh zu, dass jeder Moment zählt! Wir sehen uns alle im nächsten Jahr, wenn ich Live mit der „Flashback-40th Anniversary-Greatest Hits-Tour 2024“ unterwegs bin! Mehr dazu demnächst hier im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de!“
(Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete immer wieder, in vielen Fällen wiederholte male, über alle in diesem Interview genannten Musiker, Bands, Künstler und Co.!)
© Michael Arens
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VERLOSUNGEN!
Der SOUL TRAIN verlost -1- Exemplar von Imagination featuring Leee John – „40 Years“ (17 CDs Box Set)!
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Der SOUL TRAIN verlost -5- Exemplare von Imagination featuring Leee John – „Live At The Olympia Paris“ (Doppel-CD)!
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