Odin & Bjørn Berge – Hoohahs & Cat Calls

Odin & Bjørn Berge – Hoohahs & Cat Calls (TBC Records/Broken Silence)

Sänger, Schlagzeuger und Beatbastler Odin und Gitarrist und Multiinstrumentalist Bjørn Berge kommen aus Norwegen und sind dort bereits feste Größen der, im weitesten Sinne, Electronica 3.0-Szene und spielen in ihren bisherigen Projekten mit einem breiten Spektrum an musikalischen Referenzen zwischen Post Punk, Avantgarde, experimenteller Musik, Blues, Folk, Rock und Alternative – eine Mischung, die nun in der Albumtechnischen Zusammenarbeit namens „Hoohahs & Cat Calls“ ihren einstweiligen Höhepunkt findet.

Odin, bisher auch international hochgelobt für seine Arbeit als Dreh- und Angelpunkt von Vamp (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete) überlässt auch auf diesem Set nichts dem Zufall und lässt das Album trotz aller akkurat durchproduzierter Electronica-Ästhetik herrlich unaufgeräumt und unvorhersehbar erscheinen, sodass selbst Dinge wie Filmmusik-Anmutung, Country & Western-Ideologie oder Gothic ihren Weg in die avantgardistische Neue Musik des Duos einfließen, als wäre es die normalste Sache der Welt; Songs wie “Yu’re A Sight Fer Sore Eyes“ klingen gar wie eine Liebeserklärung an den unvergessenen Ryuichi Sakamoto, im SOUL TRAIN unzählige male im Fokus, wogegen der Album-Opener „Cockfight: The Beginning“ beste, sogar irgendwie linksgedrehte, Clubtaugliche Groove-Werte vermittelt, obwohl auch der sehr weite Bogen zur Erdverbundenheit eines Tom Waits oder dem Blues eines John Lee Hooker gespannt wird (auch über diese zwei berichteten wir im SOUL TRAIN viele male).

Das hat immer wieder regelrecht hypnotische Kreuzpunkte und sogar textlich Message-getränkte Tiefe, erscheint jedoch von Anfang bis Ende inklusive Cover-Artwork und inkludiertem Booklet eher als Gesamtkunstwerk denn „nur“ als neues Album einer innovativen Zweierbande aus Punk-Präsenz, Electronica und gespielter und gelebter Vielfalt.

Dass „Hoohahs & Cat Calls“ von Odin & Bjørn Berge neben den üblichen Digital- und Streamingkanälen auch gleich auf dem Vinyl-Format erscheint, entspricht dem speziellen, in den besten Momenten ansteckenden und umtriebigen Sound des Albums, welches seine wahre Schönheit aus dem Moment des Unerwarteten und der Verknüpfung von dunkler, teils sogar düsterer Musik mit den sonnigen Seiten elektronischer Musik zu verbinden weiß – faszinierend.

© Oliver Gross