Ray Greene – Stay
Review 14. April 2023 Michael Arens
Ray Greene – Stay (Ubuntu Music/The Orchard/Sony Music)
Dass Sänger und Posaunist Ray Greene aus dem sonnigen Georgia seine Wurzeln im Gospel hat, lässt sich am Habitus seines „Stay“-Albums durchweg nachhören und, vielleicht noch wichtiger, nachfühlen (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete bereits über das ehemalige Tower Of Power-Mitglied Ray Greene – READ MORE).
„Stay“ beginnt mit dem emotionalen „Shoulda Known Better“, welches so stark in zeitgenössischem R’n’B und Soul verankert ist, dass die eigentliche Stimme Ray Greenes sowie die Produktion des Albums einer eigentlich vermeintlich ernüchternden Erkenntnis nachstehen muss: Der Song hätte so auch auf einem richtig guten Soul-Album der frühen Neunziger Jahre oder vielleicht sogar späten Achtziger Jahre erscheinen können.
In der Folge kommt jener eingangs erwähnte Gospel immer mal wieder als sich bewusst wiederholendes Element an die Oberfläche, was dem Dutzend Songs von „Stay“ (CD, das Album erscheint auch auf Vinyl) einen sehr authentischen, erdigen Habitus gibt, der sich zugleich auch durch Ray Greenes nachdrückliche Stimme sowie die akkurat durchproduzierten Songs manifestiert.
Überwiegend selbst geschrieben und von Paul Jefferson, Ed Grenga, Steve Catizone, Al Watkins und Gerald Richardson (der SOUL TRAIN berichtete) produziert, wurden alle Songs, auch das irgendwie synonym für die traditionelle Produktionsweise und den irgendwie sympathisch-retrospektiven Sound von Stay“, von niemand geringerem als Tontechnik-Legende Herb Powers gemastered, der mit großartiger Präzision dafür sorgt, dass wir es bei Ray Greenes „Stay“ mit einer homogenen Masse statt mit der schieren Aneinanderreihung von zwölf Songs zu tun haben.
Slow Jams, Midtempos und vorsichtige, stets warme Uptempo Grooves geben sich in der Folge angenehm unauffällig die Klinke in die Hand und laufen das unterhaltsam abspulende Konzeptalbum-Programm mit einer anmutigen Portion Rückbesinnung ab, hört sich der Longplayer doch immer und immer wieder an, wie ein Album, das herrlich mit aus der Zeit und den aktuellen Strömungen genommenen Ästhetiken arbeitet und lebt und so großartige Sympathie und Charme versprüht.
Wie es sich für ein klassisches Soul-Album eben dieser Couleur gehört, gehören dabei kleine, feine Momente aus Jazz ebenso dazu wie die sommerliche Frische des Pop, die Lebensfreude des Reggae und die immer wiederkehrende Tiefe des Blues und des Southern Soul, die alle gemeinsam als „Stay“ von Ray Greene ein Album ergeben, welches geschlossener, unterhaltsamer und eigenständiger, aber eben auch zeitlich unbeeindruckter kaum sein könnte – wunderbar.
© Michael Arens
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