Rory More / Les Hommes – Mondo Groove Vibrations
EXCLUSIVEHOT TIPInterviewVerlosung 20. Dezember 2024 Michael Arens
Aktuelles Album : Les Hommes – Sì, così (Sudden Hunger Records)
Als der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de dem einzigartigen, mit immenser Coolness und feinster Black Music-Strahlkraft in Richtung Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestückten Sound von Les Hommes und ihrem erzcharmanten „Sì, così“-Album vor einigen Wochen die SOUL TRAIN HOT TIP-Krone aufsetzte (READ MORE), deutete ich im Verlaufe der Besprechung bereits an, dass da noch mehr im Verborgenen liegt: Mastermind, Komponist, Pianist, Keyboarder, Organist und Herzblutmusiker Rory More und sein „Mondo Jazz, Pseudocinematronics, 60s Rio Batucada und Lounge Exotica“, wie es die Presseinfo zu von Les Hommes so trefflich beschreibt, begeisterte nämlich viele Jahre zuvor bereits mit Solo-Alben, aber auch mit ihrem 2022er Set „Through The Dappled Dell“.
Höchste Zeit also für den SOUL TRAIN @ soultrainonline.de, sich zügig und mit aller gebotenen Fokussierung um dieses britische Retro Cool Jazz- und Soundtrack Groove-Konzept, jenem des im SOUL TRAIN immer wieder thematisierten Swing Out Sister-Duos nicht unähnlich, um das aktuelle, unwiderstehlich gute „Sì, così“-Set von Les Hommes sowie last but not least eben um Frontmann und Mastermind Rory More selbst noch etwas genauer vorzunehmen und all jene offenen Fragen zur stilistischen, ideellen und künstlerischen Einzigartigkeit von Les Hommes aber auch und nicht zuletzt von Rory More selbst als Solokünstler als auch als Denker und Lenker von Les Hommes, übrigens bereits mit einigen Alben in der Vita, zu stellen, weswegen es nun ohne viel weiteres Aufsehen aber unter Einbehaltung des Hinweises auf unsere nachwievor hochaktuelle Les Hommes-„Sì, così“-Album-Besprechung (READ MORE) zu den Fragen und Antworten rund um Rory More und Les Hommes geht – der SOUL TRAIN wünscht fröhliches, knarziges, melancholisches, auch mal kitschiges, gerade zu dieser Jahreszeit aber auch besinnliches grooven…
Michael Arens: “Als ich das neue Les Hommes-Album „Sì, così” hörte, fiel mir sofort die musikalisch, vor allen Dingen aber inhaltliche Verwandtschaft zu deinem Debütalbum „Looking For Lazlo“ vor über zehn Jahren auf…“
Rory More: “Um ehrlich zu sein, die beiden sind eigentlich das gleiche Projekt, wurden lediglich durch andere Musiker anders koloriert. Les Hommes sind ja eher so etwas wie eine kleine Band, die auf Live-Auftritte ausgerichtet ist, bei welchen wir auch stets diesen Orgelgetriebenen Sixties Rio-Vibe und diesen Mondo Groove zelebrieren. Das „Looking For Lazlo“-Projekt und auch andere wie mein „Through The Dappled Dell“-Album von 2022 sind experimenteller, mehr ausgedehnter und sind Projekte, die einem breiteren, Kino-affinen Publikum zur Verfügung stehen sollen. Ich mag es aber auch, meine Solo-Projekte live zu spielen. Es würde allerdings unglaublich viel Geld kosten, all diese Musiker an einem Ort zusammen zu trommeln. Vielleicht irgendwann mal…”
Michael Arens: “Bevor wir uns weiter mit deinem schieren Sound und dem Sound von Les Hommes beschäftigen, interessiert mich brennend, wie es zu dem Namen der Band, Les Hommes, also „Die Männer“, kam…”
Rory More: “Les Hommes ist ein richtig schlechter Name, wenn du in Frankreich oder in einem anderen französisch sprechenden Land lebst. Die Männer? Also ehrlich, wie langweilig und uninspiriert… Aber in Großbritannien und den USA klingt Les Hommes tatsächlich ziemlich exotisch. Der Name als solches kommt wahrscheinlich von der Liebe aller Bandmitglieder zum großen Thema Jean-Luc Godard (einer der innovativsten und einflussreichsten französischen Regisseure und Filmschaffenden des letzten Jahrhunderts, Anm. d. Verf.)…“
Michael Arens: “Bleiben wir noch einen Moment bei Namen. Dein erstes Solo-Album „Looking For Lazlo“ zeigte diesen Trend bereits im eigenen Titel: Der Begriff „Lazlo“ taucht immer wieder im Rahmen deiner Person und eng damit verknüpft deiner Musik auf; überhaupt in fast allen Ecken deines musikalischen und künstlerischen Weges. Erzähl‘ mir mehr!“
Rory More: “Viktor Lazlo aus “Casablanca”, László Moholy-Nagy, der ungarische, konstruktivistische Maler und mein Alter Ego Lazlo…. Das alles ist „Lazlo“. Ich mag es, wie der Name aussieht und die Art, wie er klingt. Wenn ich schon mal einen überteuerten Kaffee in einem Café bestelle, dann steht gerne „Lazlo“ auf der Tasse… Ich mag das einfach.”
Michael Arens: “Kommen wir also zum Kern der Sache: der Musik. Wie muss ich mir die Entstehung deiner Alben, dieses einzigartigen, coolen Sounds, natürlich insbesondere dem der Les Hommes, eben „Sì, così“, vorstellen?”
Rory More: “Als ein großer Soundtrack-Fan, und so ist es mit den meisten meiner Veröffentlichungen, gibt es bereits auf „Looking For Lazlo“ ein wiederkehrendes Thema. Künstler versuchen stets, immer so viel Input wie möglich in ihr Werk zu geben. Aber wenn du ein Hauptthema hast, welches sich melodisch sehr stark macht, und man immer wieder zu dem Thema zurückkommt, wie etwa zu einem Walzer, fühlt es sich umso befriedigender an. Als Plattenkäufer brauche ich nicht unbedingt zwölf voneinander getrennte Stücke, eher eine einfache Version eines wiederkehrenden Songs oder einer Idee mit mehreren Variationen, sowie ein paar weiteren Ideen rundherum. Natürlich gibt es da den klassischen italienischen Soundtrack, der diese Dinge immer am besten vollzogen hat…“
Michael Arens: “…eben diesen Mondo Soundtrack Jazz der Sixties, wie Du ihn liebst, der allerdings auch stets eben in den Sechziger und Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts verankert ist. Wie ist das da mit dem „nach vorne blicken“?“
Rory More: “Etwas Neues zu schaffen ist wirklich hart. Meine Musik wird ja erschaffen von Menschen mit unglaublicher Vorstellungskraft. Aber dazu eine praktisch ausgestorbene Orgel zu verwenden wie die Lowrey Heritage, heißt, dass der Sound, mein und unser Sound, ziemlich einzigartig und offensichtlich werden wird. Selbst damals in den Fünfziger- und Sechziger Jahren war dieses Modell so unzuverlässig, dass die meisten auf dem Müll gelandet sind. Glücklicher Weise habe ich ein Exemplar auftreiben können, dass so gerade noch seinen Dienst verrichtet. Diese einzigartige Ton-Palette hilft mir, meine Songs eben genauso zu schreiben.”
Michael Arens: “Es gibt folgerichtig oder auch trotzdem, je nach Interpretation, Unterscheide zwischen deinen Solo-Alben und jenen von Les Hommes.”
Rory More: “Der Drummer auf “Looking For Lazlo”, Johnny Machin, verstarb unglücklicher Weise vor einigen Jahren. Das war ein großer Verlust für mich, er war der einzige Drummer in London, den ich kannte, der einen einfachen, simplen Beat konkret durchspielen konnte, ihn zugleich aber groovy hielt. Und jeder mag eine wiederkehrende Passage in Songs. Ich benutze dieses cineastische Werkzeug immer, wenn ein sich wiederholendes Thema eine Reihe von Kompositionen vor sich herjagt. So sind die Tracks besser zu organisieren, denn man kann immer zum Thema zurückkehren. Es hilft auch dabei, wenn das Thema stark und melodisch ist.”
Michael Arens: “Und die Band, die anderen Les Hommes, welche die Formation erst vollständig machen?”
Rory More: “Die Zwei stimmen mir immer direkt zu im Studio, wenn ich mit neuen Ideen komme. Ich höre mir ihre Meinungen an. Ihre wirklich Stärke kommt allerdings auf der Live-Bühne durch, wenn sie sich in tiefe, perkussive Grooves einschließen und das Publikum mitnehmen. Darauf gehen sie wirklich ab…“
Michael Arens: “Wie war also die Entwicklung von Rory More dem Solo-Künstler zu dem gemeinsamen Band-Projekt Les Hommes, mit deinem Schlagzeuger Vladimiro Carboni und Tarek Abou-Chanab, eurem Perkussionisten, aber auch Bassist Gary Crockett und Ross Hughes, der die Holzbläser und die Flöten mitbrachte; alle übrigens auch schon bei deinem ersten Solo-Album „Looking For Lazlo“ 2014 mit von der Partie…?!”
Rory More: “Ich höre viel Mixcloud und ganz viele Mixtapes und CDs von befreundeten DJs. Ich hoffe… und höre noch etwas mehr. Wenn ich genug gehört habe, fange ich an, zu den Grooves auf meiner Orgel zu jammen. Ich gehe ins Studio und versuche, Songs zu schreiben. Ideen kommen mir dabei nicht so einfach, oder sagen wir lieber, Ideen mit einem modernen Gefühl kommen mir dabei nicht immer einfach. Ich habe aber auch viel Zeit in Clubs verbracht und die vielen verschiedenen Sounds aufgesogen, besonders jene der Mitte des letzten Jahrhunderts., Jazz und Groove. Was tatsächlich dabei frustrierend ist, ist, dass je mehr du hörst, du die Erkenntnis gewinnst, dass alles schon mal da gewesen ist und von Musikern bereits gemacht wurde, die besser als ich sind, aus einer früheren Epoche. Wenn es ein Album gibt, das einen großen Einfluss auf mich hatte, würde ich sagen, dass es das italienische Library-Album „Pop-Paraphrenia…“ der Jungle Birds ist, die Neuauflage auf Sonor Music… Ich habe diese Art Musik eine Menge gespielt und es hatte einen Effekt auf alles, was ich seither mache.”
Michael Arens: “Und wie genau “machst” Du Musik?”
Rory More: “Wenn ich nicht gerade Musik schreibe, dann übe ich Jazz Standards, oder einfach interessante Songs von Menschen wie etwa Burt Bacharach oder ähnliches. Es ist nach einer Menge Musik hören, dass die Ideen in mir aufsteigen. Je länger ich an der Konsole meiner Orgel gesessen habe, je grösser ist die Chance, dass etwas passiert. Ich habe leider nicht diese „ich habe einen Songs geträumt“-Momente…”
Michael Arens: “Bleiben wir kurz in der Vergangenheit, in der Welt von Burt Bacharach & Co. Es gibt ja auch noch einige ältere Alben von Les Hommes. Wie stehst Du heute dazu?“
Rory More: “Die älteren Alben entwickelten sich aus dem Jazz der Neunziger Jahre und dieser ganzen Lounge-Szene. Als jeder einen Sampler benutzte und alles und jeden und alles gesampelt hat. Auch wir haben uns dieser Sache schuldig gemacht. Großartige John Barry-Samples und obskure Batucada-Audio-Diebstähle, vermischt mit Live-Mitschnitten. Zuviel Cut and Paste… Zum Glück haben wir uns weiterentwickelt. Aber diese Alben waren definitiv, was Produzenten und Musiker eben damals getan haben. Ich glaube, es war eher die Mode der Zeit damals… Sample, sample, sample…“
Michael Arens: “Und dann gibt es ja noch das pointierte Cover-Artwork deiner Alben, natürlich auch das des aktuellen Les Hommes-Longplayers, das stets die Musik und das Musikgefühl des Sets widerzuspiegeln versteht…”
Rory More: “Ich liebe den Konstruktivismus aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, aber auch wissenschaftliche Bücher, und genau diese Art der „Farbe und Form“-Zusammenkunft liebe ich!“
Michael Arens: “Du scheinst überhaupt sehr Kunstaffin zu sein. Was hat es damit auf sich?”
Rory More: “Kunst möchte eigentlich Leben verändern, aber das Leben bleibt immer gleich. Das ist die unschöne Wahrheit. Wie auch immer, das Leben wäre so viel unattraktiver ohne Kunst, also Jazz, Filme und all das haben auch eine Art Funktion.”
Michael Arens: “Was kommt als nächstes für Rory More, den Künstler und Musiker, und was kommt als nächstes für Les Hommes?”
Rory More: “Ich habe einen ganzen Soundtrack, den ich für einen Film über Londons Stadtteil Soho gemacht habe. Ich kann dir nur noch nicht mit Bestimmtheit sagen, wann das veröffentlicht wird. Natürlich habe ich auch eine Menge neuer Ideen. Vielleicht sogar, während einige deiner Leser dies lesen, wer weiß… Danke an alle SOUL TRAIN-Leser, danke fürs Lesen und für das Hören. Danke auch für die geteilte positive Reaktion, die „positive Vibrations“. Ich hoffe, wir sehen uns bald in einer perfekt geformten Umgebung mit meiner Orgel und meiner Band in eurer Nähe!”
(Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete immer wieder, in vielen Fällen wiederholte male, über alle in diesem Interview genannten Musiker, Bands, Künstler, Produzenten, Musikschaffende, Labels und Co.!)
© Michael Arens
VERLOSUNG!
Der SOUL TRAIN verlost ein Vinyl-Doppelpack mit dem von Rory More signierten Alben Les Hommes („Sì, così“) und Rory More („Looking For Lazlo“) (2 x Vinyl-Schallplatte)!
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Mondo“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
Mehr Infos zu unseren Verlosungen gibt es hier: SOUL TRAIN-FAQ