


Aktuelles Album: Shane Sato – Until We Meet Again (Sumiko Records)
Shane Sato ist ein US-Amerikanischer Multiinstrumentalist aus der Stadt der Engel, Los Angeles, der sich nach einigen Singles nun mit einem vollständigen, abendfüllenden Album vorstellt: “Until We Meet Again“ vereint vieles, was wir im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de schlichtweg lieben: Wunderbare Grooves, pointierte Melodien, ein starkes Soul-Gefühl und ganz viel harmonischer und melodischer Jazz in gleich diversen Facetten, von der Verspieltheit von Jazz Fusion über kurze Spitzen aus Modern Jazz bis zur Seele von Smooth Jazz arbeitetet das überschläglich instrumentale Werk mit vielen Raffinessen.
Zugleich wirkt das Album, in Eigenregie überwiegend von Shane Sato selbst konzipiert, eingespielt und produziert, wunderbar selbstbewusst, zugleich sagenhaft bescheiden und fast unauffällig, was den Wert des Sets auf der Empathieskala ganz weit oben ansetzt.
Dass “Until We Meet Again”, übrigens Satos verstorbener Mutter gewidmet (das Cover-Artwork zeigt eines ihrer Gemälde, dazu später mehr…), so einen fast magischen Zusammenhalt ausstrahlt liegt sicher auch daran, dass als Ankerpunkt eben dann doch ein Song, neben einem kurzen Gastspiel von Saxofonist Glen Turner II, mit Gesang am Start ist, der von Oli-J ganz wunderbar mit angemessen bescheidener Stimme beseelt wurde: “I Feel Alright“.
Wie es also dazu kam, dass ein junger, sympathischer Multiinstrumentalist aus dem musikalischen und kulturellen Schmelztiegel Los Angeles ein so tightes, kleines, bescheidenes Wunderwerk an Jazz Fusion, City Pop und schierem Groove, der sich auch aus der Coolness echter Hip Hop-Eleganz bedient, aufnahm, und warum ihm sein Album, das wir hier im SOUL TRAIN mit gebührender abendfüllender Breite vorstellen und ihm sogar die SOUL TRAIN HOT TIP-Krone aufsetzen, so am Herzen liegt, erzählt uns Shane Sato im exklusiven SOUL TRAIN-Interview mit großer Offenheit und noch größerer Sympathie…

Shane Sato (© Amber Liu)
Michael Arens: “Dein “Until We Meet Again”-Album überzeugt mich gänzlich. Es wirkt zum einen überaus bescheiden und fast zurückhaltend, vereint dabei das bestgelaunte aus vielen Jazz-Farben und den Harmonien von Soul, aber auch die vertrackte Komplexität von City Pop, Dream Pop und der dahin groovenden Coolness von Hip Hop-Beats. Wie kam das alles? Was ist die Geschichte, die dich zum Album führte?”
Shane Sato: “”Until We Meet Again” habe ich rund zwei Jahre lang konzipiert, während ich 2022 und 2023 damit verbrachte, in Los Angeles mit einem Full Time Job mein Leben zu bestreiten, in diversen Bands zu spielen und an diversen Produktionen und am Songwriting zu arbeiten. Es begann mit instrumentalen Demos und Ideen, die ihre Wurzeln in Jazz und Soul hatten, mit viel Positivität und Wärme im Kern eines jeden Tracks. Jeder Song hat dabei geholfen, dem Album auf seinen eigenen Weg zu bringen, und gemeinsam mit einer Menge Freunde und Kollaborateuren haben wir schließlich dieses acht Songs lange Jazz-, LoFi- und Neo Soul-angrenzende Album geschaffen. Erst vor kurzem hat das Album dann eine physikalische Form angenommen und wurde auf Vinyl gepresst, was sehr aufregend war. Das Album ist meiner Mutter gewidmet, die 2022 gestorben ist.”
Michael Arens: “Dazu gleich mehr. Doch zunächst noch dies: Diese ganz wunderbare Vermischung all dieser musikalischen Stile, woher in dir genau kommt das?”
Shane Sato: “Die Kombination der Genres liegt mir sehr am Herzen, denn ich bin aufgewachsen, Jazz, R’n’B und Soul zu hören. Dies waren die Lieblings-Genres meiner Mutter. Ich habe Schlagzeug gespielt in diversen Jazz Combos sowie in Big Bands in der Schule und an der Uni. Das hat meine Ohren geöffnet für all diese verschiedenen Jazz-Genres, also Straight Ahead, Bebop, Fusion, Modern Jazz und so weiter. Ich stehe aber auch auf Classic Rock und die Musik der Neunziger Jahre…”
Michael Arens: “Oh?!?”

SOUL TRAIN HOT TIP: Shane Sato – Until We Meet Again (Sumiko Records)
Shane Sato: “Ja, ich glaube, das hat meinen Akkorden Fortschritt gebracht und das Songwriting und Arrangieren angeschoben. In so vielen verschiedenen Bands, es waren Dutzende, die Drums zu spielen, die dann auch noch so viele Genres überspannen, war für mich die beste Erfahrung, die ich sammeln konnte, um meine musikalische Palette zu erweitern und noch tiefer in die Details von Musik und Grooves einzutauchen.”
Michael Arens: “Was ist also der Kern deiner Musik, deines sehr persönlichen Genres?”
Shane Sato: “Ich glaube, meine Musik ist eine Kombination aus all diesen vorab genannten Genres, ist aber auch beeinflusst von Künstlern wie Tom Misch oder Kiefer (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.).“
Michael Arens: “Dazu ist deine Musik trotz aller Seele und den wunderbaren Melodieführungen und den unerwarteten Momenten und kreativen Spitzen überschläglich Instrumentalmusik…”
Shane Sato: “Ich bin kein besonders guter Sänger. Es war also immer klar für mich, dass ich instrumentale Musik machen würde, und mich an meine solide Gruppe kreativer Freunde anlehnen konnte und durfte, um dieses Ziel zu erreichen.”
Michael Arens: “Trotz des Fokus auf instrumentale Musik, den ich persönlich sehr begrüße, gibt es einen Song auf dem Album, der mit wunderbarem Gesang aufwarten kann: “I Feel Alright“ wurde mit der Stimme von Oli-J aus Nashville angereichert…”

Shane Sato
Shane Sato: ““I Feel Alright“ ist einer meiner Lieblingstracks des Albums. Er kam sozusagen aus Versehen zustande. Ich war bei meinem Co-Produzenten und Freund Coastal in Resada im Norden von Los Angeles zu Besuch, mitten in der Woche, um eine Session aufzunehmen. Wir treffen uns normaler Weise, um zu kochen oder Beats oder instrumentale Dinge auszuhecken. Nachdem wir kurz einige instrumentale Dinge ausgetauscht hatten, klopfte jemand an die Tür. Es war unser gemeinsamer Freund Oli-J, der sich im Termin vertan hatte und dessen Besuch eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen war. Wir sind dann gemeinsam schnell von der Planung in den Aufnahmeraum gewechselt, wo wir mit der Session begannen. Oli-J lauschte währenddessen einigen instrumentalen Demos, die ich in meiner Dropbox hatte. Er suchte sich spontan diesen Song aus, der ursprünglich “Cozy Fall“ hieß und wir haben die nächsten Stunden damit verbracht, einen Text dazu zu schreiben. Oli hat die Vocals noch in dieser Nacht aufgenommen. Die Essenz des Songs war warm und positiv, also hat er ganz natürlich den Text auch in diese Richtung geschrieben. Oli-J nahm den Song also auf, und genau diese Aufnahme ist dann die finale Version für das Album geworden.”
Michael Arens: “Wie genau entstand also “Until We Meet Again”?”
Shane Sato: “Das Album startete mit einem Skelett aus ein paar Demos, von denen ich glaubte, dass sie großes Potential hätten. All diese Demos wurden von mir in meinem Studio geschrieben mit Gitarre, Synthesizern, Pianos und Fake Drums. Als ich einmal meine Ideen klar hatte, buchte ich einen Tag im Pattern Studio in West Adam, Los Angeles, bei Thomas Rojo. Thomas ist ein unglaublicher Techniker und Produzent und ein echter Freund. Zusätzlich zur Technik hat er alle acht Songs vom Album abgemischt. Dann haben wir live akustische Drums hinzugefügt, was den Songs erst richtig Leben eingehaucht hat, vor allen Dingen “Gospel Type“, “Discovery“, “Gardenia“ und “Sumiko“. Bei anderen Songs fand ich synthetische Drums wieder besser, so etwa bei “Peach And Love“, “Synaptic Plasticity“, “I Feel Alright“ oder “Until We Meet Again“. Meine Freunde dann dazu zu holen, übrigens alles sehr vielfältige Musiker, Produzenten und Kreative, war ein Leichtes. Der Prozess des Abmischens war dann der Prozess, in dem ich viele Stunden damit verbrachte, gemeinsam mit Thomas alles fein zu justieren bis alles nahezu perfekt strahlte. Den finalen Touch gab dann das Mastering von Moh, der übrigens auch Gitarre auf dem Album spielt. Fünf der acht Songs des Albums habe ich als Single veröffentlicht, mit verschiedenen Veröffentlichungs-Strategien für jede einzelne, um dann schließlich am Geburtstag meiner Mutter das ganze Album herauszubringen.”
Michael Arens: “Wo wir beim Thema wären: ”Until We Meet Again” ist deiner verstorbenen Mutter gewidmet. Das Coverbild ist von ihr, die Titel einiger Songs lehnen sich an ihr Andenken an. Erzähl‘ mir mehr!”

Shane Sato
Shane Sato: “Meine Mutter war Künstlerin, Musikerin und in das Leben verliebt. Sie hat Musik wirklich geliebt, zuhause, im Auto, bei Familienausflügen. Ich erinnere mich an ihre Leidenschaft für Smooth Jazz, Soul und R’n’B. Sie ist der Grund, dass ich überhaupt erst angefangen habe, Musik zu machen, da sie mich in einer Drum-Klasse angemeldet hat, als ich gerade erst fünf Jahre alt war. Und während meine Neugierde in Richtung Musik über die Jahre immer weiter wuchs und sich entwickelte, ermutigte sie mich, dass ich mir eine elektrische Gitarre kaufe. Sie gab mir eine Posaune, damit ich in der Marching Band an meiner Schule mitspielen konnte; sie kaufte mir auch mein erstes Aufnahme-Equipment. Nachdem sie 40 Jahre lang viele verschiedene Arten Krebs bekämpft hatte, verlor sie diesen Kampf schließlich 2022 durch einen Hirntumor. Sie war ein sehr privater Mensch und schon so etwas wie ein Perfektionist…“
Michael Arens: “Das Album-Cover stammt auch von ihr, oder?!“

Shane Sato (© Nikki Schitz)
Shane Sato: “Nachdem sie gestorben war, fand ich in ihrer Garage eine Box voll mit ihren Gemälden. Ich entschied mich, vermutlich gegen ihren Willen, diese Kunst für alle fünf Singles im Artwork zu nutzen, und ihr wundervolles Gemälde einer Iris für das Cover des Albums. Das Album ist ihr gewidmet, und vermischt halt all diese Genres, die sie liebte – ich bin überzeugt, dass sie das Album geliebt hätte. Die Phrase “Until We Meet Again“ (“Bis wir uns wiedersehen…“, Anm. d. Verf.) kann für viele Menschen viele verschiedene Bedeutungen haben, denn sie impliziert das Ende einer Ära, oder einer Beziehung mit der Absicht, in der Zukunft wieder vereint zu sein. Für mich ist es eine Hommage an meine Mutter verbunden mit eben dieser Hoffnung, dass ich sie eines Tages wiedersehen werde…”
Michael Arens: “Ein sehr schöner, emotionaler Zugang zum Album…”
Shane Sato: “Das Album meiner Mutter zu widmen, hat mir irgendwie geholfen, fokussiert zu bleiben, ihren Geist zu fühlen während des gesamten Entstehungsprozesses.”
Michael Arens: “Was kommt als nächstes?”

Shane Sato
Shane Sato: “Als nächstes steht an, das Album live mit einer fantastischen Gruppe an Musikern zu spielen. Ein Gig steht schon: Meine Debütshow in Hollywood in einer Location namens “Gold-Diggers“ am 5. Juni. Ich freue mich schon, mich auf diese Show vorzubereiten und die Songs live auf die Bühne zu bringen. Ich arbeite auch schon am nächsten Album, das hoffentlich gegen Ende 2025 erscheinen wird. Mein Sound hat sich wie immer weiterentwickelt, aber ich liebe es, Alben herauszubringen, denn sie sind eine Momentaufnahme des Lebens, mit wem ich gearbeitet habe, über was ich geschrieben habe, welchem Sound ich hinterhergejagt bin und welcher der kommende Haufen Songs sein wird, dem ich begegne. Dieses nächste Album wird noch viel mehr Kollaborationen haben und hoffentlich etliche andere Künstler und Produzenten mit an Bord haben, Menschen, mit denen ich schon immer arbeiten wollte. ”
Michael Arens: “Ein letzter Gedanke zu dir und zu “Until We Meet Again“?!”
Shane Sato: “Ich möchte meinen Dank ausdrücken an alle, die ihren Teil zur Entstehung meiner Platte beigetragen haben. An meine Familie und meine engen Freunde, dass sie mich unterstützt haben, meinen Traum zu verwirklichen. Ich möchte mich ebenfalls bei den Hörern und Fans bedanken, die sich Zeit genommen haben, meiner Musik zuzuhören und dabei geblieben sind und mitverfolgt haben, was ich so mache, Musik sollte gehört werden und unterstützt, und ich hätte diese Ermutigung ohne ein Publikum, zu dem ich spielen kann, nie bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar!”
(Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete immer wieder, in vielen Fällen wiederholte male, über alle in diesem Interview genannten Musiker, Bands, Künstler, Produzenten, Musikschaffende, Labels und Co.!)
© Michael Arens