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The Souljazz Orchestra – Hi-Energy Extra Crunchy The Souljazz Orchestra – Hi-Energy Extra Crunchy
Aktuelles Album: The Souljazz Orchestra – Under Burning Skies (Strut Records/!K7/Indigo) Seit 2002, das Jahr in dem sich The Souljazz Orchestra aus der kanadischen... The Souljazz Orchestra – Hi-Energy Extra Crunchy

Aktuelles Album: The Souljazz Orchestra – Under Burning Skies (Strut Records/!K7/Indigo)

Seit 2002, das Jahr in dem sich The Souljazz Orchestra aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa gründete, schreibt die Formation Musikgeschichte.

Ihr einzigartiger Sound – eine Art analoge, erdige, unbedingt warme, knarzende Fusion aus Soul, Funk, Jazz, Latin, Reggae und immer wieder Afro Beat und vielen weiteren Dingen, die der großartige Black Music-Kosmos zu bieten hat, in Verschmelzung mit einem Soundgefühl aus Blaxploitation und den analogen Klängen der Sechziger, Siebziger und Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts – erneuert sich mit jedem ihrer bisherigen acht Alben und pflegt zugleich die eigenen, althergebrachten Identifikationsbarken mit großer Achtsamkeit.

Auch das neue Album von The Souljazz Orchestra – SJO – mit dem feurigen Titel „Under Burning Skies“ und bestückt mit entsprechend coolem, punktgenauem (Cover-)Artwork, einmal mehr beim britischen Black Music-Superlabel Strut Records bzw. beim Berliner !K7 Music (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über beide Labels, die mittlerweile zusammengehören) erschienen und in Deutschland über den Indigo-Vertrieb zu beziehen und selbstredend auch auf Vinyl (gelbes Vinyl!) und sogar dem Zeitgeist folgend auf Kassette (!) erhältlich, dreht an dieser Schraube und macht zehn Titel lang keine Gefangenen und zelebriert den angestammten Weg der erdverbundenen, analogen, wunderbar retrospektiven, zugleich musikalisch fulminanten Zusammenkunft einige der coolsten Musiker der gegenwärtigen, internationalen Black- und Urban Music-Befindlichkeiten.

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The Souljazz Orchestra

SJO-Mastermind, Songschreiber und Multiinstrumentalist Pierre Chrétien teilt sich das Musikfeuerwerk mit seinen Co-Musikern und, nach all den Jahren, engen Freunden (in keiner bestimmten Reihenfolge) Zakari Frantz (Saxofon, Klarinette, Flöte), Steve Patterson (Saxofon und Background Vocals), Ray Murray (Saxofon und Lead Vocals), Marielle Rivard (Perkussion und Vocals), Philippe Lafreniére (Schlagzeug, Perkussion und Vocals) sowie den Albumgästen Mabinuori Kayode Idowu (Spoken Word Poetry), Élage Mbaye (Lead Vocals) und Ed Lister (Trompete) und stellt heraus, dass „Under Burning Skies“ das bisher und einmal mehr vermutlich wohl coolste SJO-ALbum überhaupt ist.

Die zehn Titel (CD und Vinyl, das Album gibt es selbstverständlich auch als Download und als Stream, wobei hier, so viel kann ich versichern, einiges an herrlich analogen Extras verloren geht – das wunderbar verspielte Cover-Artwork alleine, in explodierendem Pink/Schwarz/Gelb gehalten, wäre alleine den Erwerb der Vinyl oder doch zumindest der CD wert) von „Under Burning Skies“ machen richtig Spaß, schaffen großartige, kurzweilige Abwechslung und verarbeiten all die vorab genannten Stile mit einer zusätzlichen, selbstironischen Portion Soundtrack-Gefühl, nach dem wir uns später im Interview noch einmal etwas genauer erkundigen.

Pierre Chrétien, Frontmann und Mastermind der Band und gemeinsam mit Jason Jaknunas Produzent des neuen Longplayers und als Songschreiber für den überwiegenden Teil der Lieder des Albums zuständig, ließ es sich nicht nehmen, dem SOUL TRAIN ein exklusives Interview zu geben und blieb auch, wenn es um stilistische Nuancen oder die eigene Geschichte und die Geschichte von The Souljazz Orchestra ging, ruhig und besonnen, unkompliziert und herzrfrischend bodenständig. Pierre Chrétien @ The Souljazz Orchestra mit „Under Burning Skies“ – los geht’s…

 

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The Souljazz Orchestra

Michael Arens: „Mich hat The Souljazz Orchestra aufgrund seines schieren Sounds, dieser wunderbar warmen, analogen Verquickung von Soul, Funk, Jazz, Afro Beat, Latin, Reggae, diesen alten Blaxploitation-Ideen aus den Siebzigern und vielem mehr schon immer begeistert. Bevor wir auf euer neues Album „Under Burning Skies“ zu sprechen kommen: Als ihr damals als Band angefangen habt, wie ist da dieser Wahnsinns-Sound entstanden bzw. zu euch gekommen?“

Pierre Chrétien (The Souljazz Orchestra – SJO): „Wir haben 2002 angefangen. Wir sind alle Freunde und hingen sozusagen in den gleichen Ecken Ottawas herum. Wir hatten ebenfalls den gleichen Musik-Geschmack, also haben wir uns entschieden, uns zusammenzutun, haben uns zum jammen getroffen – so hat alles begonnen. Wir haben uns aber nie zusammengesetzt und geplant, dass wir Latin, Afro, Soul und so weiter machen wollen. Es ist einfach ganz organisch so passiert, es war einfach an der Zeit. Eine Menge Leute, die unsere Sachen besprechen sind fast wie Mathematiker. Dieser und jener Stil plus diesem Stil ergibt jenen Sound. Ich schätze, so sehen wir das alles gar nicht. Für mich ist das alles sowieso miteinander verknüpft, all die Musik der afrikanischen Diaspora (ein vielschichtiger, weit verzweigter Begriff, der in diesem Zusammenhang die afrikanische Musikkultur mit all ihren Wurzeln und sozialen, politischen, ethnischen, religiösen, spirituellen und kulturellen Bedeutungen als Ganzes meint, Anm. d. Verf.). Das macht einfach alles Sinn zusammen…“

Michael Arens: „Das alles macht halt euren eigenen Sound aus, womit ihr auch eure ganz eigene Nische im Musikgeschäft ausfüllt – ihr seid sozusagen euer eigenes Musikgenre…“

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, danke. Genau das ist es, was wir auch erreichen wollen. Es stimmt, man hört dieser Bläser, die Effekte, die Art, wie die Dinge arrangiert wurden und man weiß sofort, dass es der Souljazz Orchestra-Sound ist.“

Michael Arens: „Zum Markenzeichen eures Sounds gehört auch dieses wunderbare Analog-Gefühl, griffig, grobkörnig, matschig, erdig…“

Pierre Chrétien (SJO): „Definitiv! Wir nehmen nachwievor auf Tonbändern auf, allerdings rüsten auch wir ganz langsam auf. Ein paar Alben zurück haben wir sogar noch ein altes 8-Spur-Band zur Aufnahme genutzt, was sozusagen „Extra Crunchy“ klang… (lacht) Wir erlauben uns also mittlerweile, uns weiterzuentwickeln, benutzen 24-Spur-Bänder, ein altes Gerät aus der Mitte der Achtziger Jahre… Es ist immer noch alles analog, aber vielleicht ein kleines bisschen sauberer als zuvor. Aber Du hast recht, wir LIEBEN diesen Analog-Sound. Computer können das einfach nicht, diese Wärme…“

Michael Arens: „Tatsächlich kann man euch aber nicht nur durch den schieren Sound identifizieren, sondern auch durch das markante, zur Musik immens gut passende Cover-Artwork, wie auch bei neuen Album. Woher kommt das?“

Pierre Chrétien (SJO): „Oh, cool. Ich selbst mache meistens das Cover-Artwork. Das begann eigentlich eher durch einen kleinen Unfall. Ich war immer ok in Kunst und beherrsche einfache Illustrationen. Es ist kein Leonardo da Vinci, aber es ist ok. Heute ist alles so viel und so voll, das Internet und alles. Deshalb mag ich es, wenn etwas sehr einfach ist, etwas sehr klein, aber klar zu identifizieren ist.“

Michael Arens: „Also zur Musik. Da ich ja nun euren Weg seit den Anfängen mitverfolge – wir haben, soweit ich mich erinnere, im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de bisher all eure Alben besprochen – darf ich sagen, dass ich erstmal von der schieren Taktung beeindruckt bin – kaum hat man sich an ein neues SJO-Album wohlig gewöhnt, erscheint auch schon das Nächste…“

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Aktuelles Album: The Souljazz Orchestra – Under Burning Skies (Strut Records/!K7/Indigo)

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, ich schreibe permanent Musik! Wir spielen ständig zusammen und so entsteht immer etwa alle zwei Jahre ein neues Album. Meistens ist es so, dass wir etwa zu der Zeit, wenn wir ein neues Album herausbringen, auch mit dem Touren beginnen. Und meistens schreiben wir sozusagen „on the road“ Songs, während wir für die Gigs unterwegs sind. Ich habe immer ein kleines Büchlein bei mir, mit Notenpapier, und schreibe permanent Dinge auf, Noten, im Flugzeug, im Bus, und so weiter.“

Michael Arens: „Wo wir gerade vom Touren sprechen. Ich weiß ja, dass ihr eine waschechte Live-Band seid. Aber ich sitze gerade vor den Tourdaten auf eurer Homepage… Ihr seid verrückt! Jeden Tag im Oktober seid ihr woanders, teils in anderen Ländern – Wahnsinn!“

Pierre Chrétien (SJO): (lacht) „Ja, wir sind tatsächlich auch ein wenig ängstlich.“

Michael Arens: „Ich habe euch bisher leider noch nicht live auf der Bühne erleben dürfen. Das muss eine echte Megashow sein, eine echte Sause, wie man in Deutschland sagt…“

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, es macht viel Spaß! Es ist wirklich Hi-Energy, alles da draußen. Auch, wenn es anstrengend ist, geben wir jede Nacht unser allerbestes!“

Michael Arens: „Wenn Du Musik für SJO schreibst, hast Du da das Studio oder die Bühne im Kopf?“

Pierre Chrétien (SJO): „Meistens habe ich die Bühne im Kopf, denn dort ist es meistens, wo die Musik sozusagen endet, richtig?! Ich denke dabei also an die Bühne, aber auch an die Besucher, die Tänzer… sogar im Studio habe ich unser Publikum und all das im Kopf.“

Michael Arens: „Und wie funktioniert das im Studio? Die musikalische Aufteilung dürfte natürlich klar sein, aber wer übernimmt welche Rolle, der Chef, der Einzelgänger bzw. Außenseiter, die Soldaten, eben Gruppendynamik. Wie muss ich mir das vorstellen?“

Pierre Chrétien (SJO): „Wir spielen jetzt seit 15 Jahren zusammen, wir sind also tatsächlich wie eine Familie, wie Brüder und Schwestern. Natürlich streiten wir uns, aber grundsätzlich verstehen wir uns wirklich, wirklich gut. Ich komponiere meistens die Titel, bringe sie zur Probe mit, und damit probieren wir rum und alle geben ihr Input dazu, hier und dort schneller, und so weiter.“

Michael Arens: „Als ich mir euer neues Album „Under Burning Skies“ angehört habe, da ist mir als echter SJO-Fan etwas aufgefallen, ein neuer Sound-Baustein, sozusagen: Der Titeltrack „Under Burning Skies“, nebenbei erwähnt mein Lieblingstrack vom neuen Album, hat starke Anlehnungen an die großen, coolen Soundtracks der Sixties und Seventies aus den Händen von Lalo Schifrin oder, im Besonderen, Henry Mancini (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über beide)…“

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The Souljazz Orchestra

Pierre Chrétien (SJO): „Es ist schon witzig, dass Du das erwähnst. Ich schreibe die Sachen und analysiere sie danach und versuche herauszufinden, was ich damit versucht habe, zu erreichen. Ich schrieb also diesen Song und danach fiel mir, ebenso wie dir, auf, dass er dieses cineastische Thema hat. Es hat mich an Ennio Morricone (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete immer wieder, Anm. d. verf.), alte Spaghetti Western-Soundtracks erinnert. Ich bin also ins Internet gegangen und habe alte Western-Filme gecheckt. Ich wollte zugleich, dass es nicht zu peinlich, nicht zu Cowboy-mässig klingt. und habe diesen alten Stummfilm von ca. 1910 gefunden und mir gesagt, dass das wirklich gut klingt. daher dann auch der Titel („Under Burning Skies“, ein, nach heutiger Definition, Kurzfilm von Stummfilm-Gigant D. W. Griffith von 1912, Anm. d. Verf.). Ich hatte da dasselbe Gefühl wie Du.“

Michael Arens: „Zu all dem passt natürlich das Vinyl-Format super!“

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, es ist witzig, dass Du Vinyl erwähnst, denn wir konzipieren unsere Alben immer für Vinyl. Wenn man hinhört, merkt man, dass die schweren Songs normalerweise immer am Anfang der zwei Vinyl-Seiten sind, und die Alben bzw. die zwei Seiten enden mit den softeren, mehr balladesken Songs. Der Reiseeffekt muss gewährleistet sein, deswegen packen wir die ganze Mellow-Sachen immer an das Ende jeder Seite. Das Ganze ist sehr auf A-Seite und B-Seite ausgelegt, immer mit Vinyl im Hinterkopf.“

Michael Arens: „Das ist lobenswert und meiner Meinung nach genau die richtige Entscheidung. Würdest Du denn sagen, dass es bei „Under Burning Skies“ trotzdem so etwas wie einen dramaturgischen Höhepunkt gibt, vielleicht sogar mehr als einen?“

Pierre Chrétien (SJO): (macht eine längere Denkpause und kommt dann etwas ins stocken) „Hm, ich schätze, es ist eher alles ein fortschreitender Fluss. Es ist wirklich schwer zu sagen, ob es so etwas wie einen Höhepunkt gibt, wirklich schwer…“

Michael Arens: „… verstehe ich…“

Pierre Chrétien (SJO): „…also mit diesem neuen Album wollten wir tatsächlich etwas anderes ausprobieren. Wir haben erstmalig Sounds aus den Achtzigern eingearbeitet, Synthesizer und Drum Machines. Das war eine große Sache für uns, da wir das vorher nie gemacht haben, das fühlte sich fast verboten an. Als wir damals anfingen, gab es diese große Deep Funk-Bewegung mit den Poets Of Rhythm, Sharon Jones, Antibalas (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete wiederholte male über alle genannten, Anm. d. Verf.) und all diesen Jungs, die den Sound wirklich hart und rau hielten. Es fühlte sich also fast verboten an, diese Achtziger Jahre-Ding mit all den entsprechenden Elementen zuzulassen. Gleichzeitig war es uns aber wichtig, dieses menschliche Gefühl,  diesen analogen Vibe zu erhalten und nicht wie eine Art Techno-Platte zu klingen.“

Michael Arens: „Das verstehe ich nur zu gut. Die Achtziger Jahre markieren ja auch den Wandel von Analog zu Digital, aber gerade darin liegt auch eine Menge Faszination und Charme, denn egal wie billig und Plastikartig heute gerade im Rückblick die ersten Synthie-Sounds in der Black Music auch klingen, es hatte Charakter.“

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The Souljazz Orchestra

Pierre Chrétien (SJO): „Hm, ja, genau. Da gab es diese Überlagerung zwischen akustischer Musik und Synthesizerkreierter, elektronischer Musik. Da ist irgendwas Cooles an dieser Sache.“

Michael Arens: „Ja. Ich komme ja aus schierer Soul-Musik. Und wenn ich mir Alben von, sagen wir, den Temptations aus den mittleren Achtziger Jahren anhöre, hat das so unglaublich viel Charme und eine sagenhafte Eigendynamik, die damals zwar so sicher nie gewollt war, heute aber trotzdem ganz groß ist!“

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, Gruppen wir die Temptations hatten alle Werkzeuge, die man haben kann. Sie hatten all dieses Training, hatten alle Jahre der Erfahrungen auf der Strasse, auf Konzerttouren, das sind keine musikalischen Nieten, die einfach mal Synthie spielen. Die wichtigen Komponenten wie das Songwriting, die Kompositionen und die Performance waren ja nachwievor da. Ich höre gerade passend zum Thema eine Menge Lamont Dozier und das, was er in den Achtziger Jahren gemacht hat…“

Michael Arens: „Ich kenne Lamont, habe ihn vor einigen Jahren mal interviewt. Cooler, faszinierender Typ…“

Pierre Chrétien (SJO): „Oh ja?! Er hat all diese gigantischen Hits für die Supremes usw. gemacht. Aber die Sachen, die er in den Achtziger Jahren gemacht hat sind unglaublich…“

Michael Arens: „Am Ende nochmal zurück zu The Souljazz Orchestra und eurem neuen Album „Under Burning Skies“, dass ihr ja auch wieder live auf deutsche Bühnen tragen werdet.“

Pierre Chrétien (SJO): „Ja, Deutschland hat eine unglaubliche Musik-Szene. Wir spielen dort nun seit über zehn Jahren live, und genauso wie beim SOUL TRAIN ist es einfach fantastisch, dass unsere Musik in Deutschland live so gut promotet wird. Das ist für uns schlichtweg unbezahlbar!“

© Michael Arens

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