Various – Disco 2.0 – Fever’s Risin‘ Again (We Want Sounds/Groove Attack)
Der Inhalt von „Disco 2.0“ ist deutlich vielschichtiger, als es der leider und zu unrecht viel zu beiläufig genutzte, überstrapazierte Begriff „Disco“ suggeriert.
Gemeint ist tatsächliche, echte Discomusik, ungefiltert und, zumindest ideell, authentisch der Mitte der Siebziger Jahre entsprungen, eben jenem Disco-Sound wie er verwendet wurde, bevor in der späten zweiten Hälfte der Siebziger Jahre der große Ausverkauf des Genres stattfand.
Bei unseren französischen Nachbarn wird Soundmäßig bereits seit einigen Jahren an der Wiederentdeckung des klassischen Disco-Genres gefeilt – Daft Punk sind dabei mit ihrem Megahit „Get Lucky“, das sogar Disco-Legende Nile Rodgers (Chic) featurte, zumindest vom Zeitgeist federführend- der SOUL TRAIN berichtete.
Um das „reine“ Disco-Genre zu verstehen kommt man zugleich nicht um die Tatsache herum, dass der Discosound im Kern gepitchte, also in der Geschwindigkeit erhöhte und damit tanzbare Soul-Derivate waren – Remixer von Soul-Singles waren bereits ab den frühen Siebziger Jahren die heimlichen Galionsfiguren des Disco-Genres, von denen wiederum Tom Moulton an der Speerspitze der Bewegung stand. So überrascht es nur wenig, das als einer der wenigen Original-Tracks der Ära Seventies das Hymnenhafte „Mary Hartman, Mary Hartman“ von Sounds Of Inner City von 1976 auf „Disco 2.0 – Fever’s Risin‘ Again“ zu finden ist.
Die überwiegende Menge an Tracks der hervorragend ausgependelten Kompilation, elegant und unmerklich sozusagen ineinander gemischt, stammt aus der Gegenwart von hierzulande weniger bekannten Größen der französischen Neo Disco-Szene: Monika, No Zu, Marvin & Guy, Bufiman, L’Impératrice oder die Bon Voyage Organisation, um nur einige wenige zu nennen, machen neben guten alten SOUL TRAIN-„Bekannten“ wie Joakim oder Tensnake eine magisch-frische Figur, welche als Grundgerüst für den schlicht unwiderstehlichen Sound von „Disco 2.0“, welches es übrigens auch auf edlem Doppel-Vinyl zu kaufen gibt, einen sehr mitreißenden, elegant nach vorne sprudelnden Effée spenden.
Zugleich wird hier der Geist der großen Disco-Ikonen (beispielsweise eben Tom Moulton aber auch der Erfinder des legendären Munich-Sounds, Giorgio Moroder, der SOUL TRAIN berichtete) stets mindestens auf gefühlter Ebene hochgehalten – traumhaft schön, das alles.
Compiler Olivier Pellerin gelingt unter Zuhilfenahme eines nicht immer massentauglichen Fingerspitzengefühls für die Seele des Disco-Genres mit „Disco 2.0 – Fever’s Risin‘ Again“ ein großer, Stilsicherer und unkompliziert hörbarer und trotzdem mit unglaublich gefälligem Alleinstellungsmerkmal bestückter Wurf: Das ist hoffentlich erst der Beginn einer langen Reihe an „Disco 2.0“-Folgen – SOUL TRAIN HOT TIP!
© Michael Arens
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