Young Gun Silver Fox – West End Coast
HOT TIPPortraitVerlosung 1. Dezember 2015 Michael Arens
Young Gun Silver Fox – West End Coast (Légère Recordings/Broken Silence/Zebralution)
Eines vorweg: In den meisten anderen Ausgaben des SOUL TRAIN wäre „West End Coast“ von Young Gun Silver Fox, dem Alter Ego des Kreativ-Duos Shawn Lee und Andy Platts, ohne wenn und aber unser ALBUM DES MONATS geworden, wäre da diesen Monat nicht die herausragende Neuauflage von Jay Dees ikonischem 1974er „Come On In Love“-Albums aus der Feder von keinem Geringeren als Soul-Vaterfigur Barry White – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über den unvergessenen White. (Anm. d. Verf.: das „ALBUM DES MONATS“ wurde zwischenzeitlich durch den „SOUL TRAIN HOT TIP“ ersetzt)
Zugleich bin ich mir sicher, dass „West End Coast“ bei dem fast erschreckend hohen Arbeitspensum von Produzententausendsassa- und Multiinstrumentalist Shawn Lee (unter anderem Ping Pong Orchestra) und Andy Platts, dem Frontmann der Mama’s Gun-Formation alias Young Gun Silver Fox, die mir den „Verweis“ auf den zweiten Platz der hiesigen SOUL TRAIN-Ausgabe verzeihen werden, erst der Anfang des Duos ist. Spätestens zum kommenden Album wird es ein ausführliches SOUL TRAIN-Interview geben – großes SOUL TRAIN-Ehrenwort.
Nun aber zur Sache: „West End Coast“, dem, wenn man denn so will, Debütalbum von Young Gun Silver Fox. Zehn Songs lang wird hier, unglaublich warm und organisch, die große Zeit des US-Amerikanischen Blue Eyed Soul, des Soft- und Bubblegum Rock und des so genannten MOR (die Wort-zu-Wort-Definiton hierfür ist eigentlich „Middle Of The Road“, ein typischer Fachbegriff für ein eher populäres, breitgefächertes Programm der US-Amerikanischen Radiolandschaft der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts – die vollständige Definition ist freilich wesentlich komplexer) und des AOR („Adult Oriented Rock“ bzw. „Album Oriented Rock“, eine entsprechend mehr Rock- und Albumkonzeptorientierte Variante des MOR) regerecht zelebriert.
Das geschieht mit einem extrem hohen Grad an Authentizität und spielerischem Schulterschluss, der durch alle Songs hinweg der große rote Faden der von Shawn Lee, Wandler zwischen den Black Music-Welten von Hip Hop und Electronica über House, Soul und Funk, Pop und Rock bis zu experimenteller Musik und sehr eigenem Groove-Verständnis, produzierten und von beiden Füchsen (der SOUL TRAIN berichtete immer wiedser über alle beteiligten des Young Gun Silver Fox-Albums) geschriebenen Stücke ist.
Lee und Platts spielen dabei die meisten Instrumente der sehr aufgeräumten, aber zu keiner Nanosekunde steril wirkenden „West End Coast“-Produktion, welche als Gäste unter anderem auch den Mama’s Gun-erprobten Terry Lewis anzubieten hat, der beim letzten Song „Long Way Back“ Gitarre spielt – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male!
Dass das Album in London aufgenommen wurde, addiert ebenfalls eine kleine, feine Akzentuierung, welche den Sound des Boogie-Monsteralbums „West End Coast“ auch gleich im Albumtitel richtig sinnig erscheinen lässt. Dass das Album bei einem deutschen Label – Légère Recordings – erschienen ist, spielt dabei vermutlich nur eine untergeordnete Rolle, stimmt mich jedoch glücklich und macht mich sogar stolz, immerhin ist es ja die Philosophie des SOUL TRAIN, dem deutschsprachigen Publikum die Magie des schönsten Musikgenres der Welt – Soul – aufzuzeigen, zu erklären, zu etablieren und schmackhaft zu machen.
Und dann gibt es zwischen all den wunderbar fließend ausbalancierten Balladen und Midtempos noch so Songs wie „Distance Between Us“, welches ganz unverhohlen das hierzulande wenig bekannte „Baby Come Back“ von Player (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete) nimmt, um aus dem Songgefühl einen ganz eigenen Kosmos zu weben – AOR-Rock- und Pop-Magie mit Gänsehautgarantie.
Überhaupt passt der Begriff Gänsehaut wie eine zweite Haut auf dem zehn Titel von „West End Coast“ von Young Gun Silver Fox – selten wurde der ebenfalls den Siebziger Jahren entsprungenen Begriff „Konzept-Album“ trefflicher und charakterstarker, zugleich unaufdringlicher, atmosphärischer, wärmer umgesetzt wie hier.
Sphärische Rhodes-Momente, Keyboard-Sounds für den Boogie-Himmel, butterweiche Bläsersätze und immer wieder auch der mehrlagig präsentierte, sensible und akzentuierte Gesangs-Einsatz Andy Platts unvergleichlicher Stimme tun bei alledem ihr übriges, dem Album unverhohlenen Charme zu verleihen, sodass man eigentlich nur noch große Bärte, Koteletten und Schlaghosen vor dem geistigen Auge sieht… cool!
Young Gun Silver Fox (Shawn Lee – Silver Fox und Andy Platts – Young Gun) zeigen, dass Musik, im musikalisch weitesten, im gefühlstechnisch engsten Sinne Soul-Musik mit Herz auch im auslaufenden Jahr 2015 möglich, machbar, sinnig, und authentisch sein kann – Bravo!
„West End Coast“ ist pure Black Music-Magie, die fast an die Grenzen von Emotionen und sogar Erotik kommt und somit, eine echte Ehre, eines der ganz wenigen Alben in der Geschichte des SOUL TRAIN ist, welches trotz des „verpassens“ der ALBUM DES MONATS-Krone die volle Punktzahl bekommt.
Christian John Wikane, den wir im Zuge unserer Cherry Red Records Reissue-Kolumne im SOUL TRAIN als Autor von Liner Notes nur zu gut kennen, war übrigens ebenfalls in das Young Gun Silver Fox-Projekt involviert und spendierte einen ausführlichen Einblick in die Welt der Fakten, die Entstehung und die Gefühle und Anliegen des Duos, das hoffentlich noch sehr, sehr viele Alben veröffentlichen wird. Dabei benutzt Wikane Begrifflichkeiten und Ortsangaben, die alleine und ganz besonders in ihrer kombinierten Nutzung bereits wunderbar die Magie des Albums beschreiben: „Philly“, „Pacific Coast Highway“, „London’s West End“… wie die Musik selbst strotzt auch der Klappentext von Querverweisen auf all jene Stilblüten in der Schnittmange aus Pop, Rock, Blue Eyed Soul, Boogie, Soul, AOR bzw. MOR oder Soft Rock oder gar der Bay Area Funk wie wir ihn von Tower Of Power kennen – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male.
Young Gun Silver Fox mit „West End Coast“, welches ganz dem Gusto der Albumthematik entsprechend auch auf schwarzem Gold – Vinyl – erscheint: einer der heißesten SOUL TRAIN HOT TIPs der letzten Jahre!
Mehr zum musikalischen Album-Thema Blue Eyed Soul, AOR bzw. MOR, Soft Rock, Bay Area Funk und US West Coast Soul-Boogie im Zeichen der Siebziger Jahre gibt es hier:
Americana 1: ST#37
Americana 2: ST#61
Sérgio Sá alias Paul Bryan: ST#8
Breakaway: ST#63
Ed Motta: ST#57 (Interview)
Ed Motta: ST#57 (Review)
Hal Bradbury: ST#65
Tower Of Power: ST#19 / ST#21
sowie, im weitesten Sinne, hier:
Ivana Santilli: ST#18
Chromeo: ST#21
und, last but not least, hier:
Shawn Lee: ST#66 und das Shawn Lee-Projekt The Brothers Nylon
Mama’s Gun: ST#28
© Michael Arens
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VERLOSUNG!
Der SOUL TRAIN verlost 5 Exemplare von Young Gun Silver Fox – „West Coast End“ (CD)!
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Fox“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!
Mehr Infos zu unseren Verlosungen gibt es hier: SOUL TRAIN-FAQ